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Bau nicht mehr „winterfest“ machen. Rohbauten standen verwaist, etwa fünfzig Transporter der „ARGE Erdbau Los B II“ für Erdarbeiten zum Rhein-Main-Donau-Kanal standen nutzlos aufgereiht im Betriebshof an der Hinteren Straße und warteten auf mildere Temperaturen. Die Fürther Stadtverwaltung stellte auf die neuen Telefonnummern mit dem Ziffernbeginn 791... um. Damit war die Stadtverwaltung nicht mehr nur über 19, sondern über 31 Amtsleitungen zu erreichen. Die „Besetzt“-Zeichen beim Anwählen des Rathauses wurden weniger. Im Fürther Filmprogramm zum Monatsbeginn u.a.: „Stoßtrupp Gold“ mit Clint Eastwood und Telly Savalas (Admiral), „Das Glöcklein unterm Himmelbett“ mit Hansi Kraus, Ralf Wolter und Monika Dahlberg (Bambi), „Django und die Bande der Bluthunde“ mit Luciano Rossi und Rada Rassimov (City) sowie „Als die Frauen noch Schwänze hatten“ mit Senta Berger und Giuliano Gemma (Park). Samstag, 9. Januar 1971 Zum Neujahrsempfang im Fürther Kalb-Club an der Steubenstraße kam wieder alles, was Rang und Namen hatte. Oberst Grant E. Jones begrüßte Bürgermeister, Abgeordnete, Kommandeure deutscher Garnisonen, Richter, Staatsanwälte, Pastoren usw. Viele der Gäste kamen von weit her. In einem Leserbrief an die FN beschwerte man sich über das „Eislaufen verboten“-Schild am alten Fürther Stadtparkweiher. Die bombenfest durchgefrorene Schlittschuhlauffläche durfte nicht benutzt werden. Warum, wusste niemand so recht. Montag, 11. Januar 1971 Beim CFK-Krönungsball im Geismannsaal blieb Langeweile eine Randerscheinung. Das Manfred-Bräuer-Sextett sowie einige schicke Show-Nummern retteten den Abend. Das neue Fürther Prinzenpaar Kurt I. Und Hildegard II. überstand die Inthronisation und die „Garde-Fräuleins“ schunkelten mit den Boys der US-Militärband. Die Statistik der Unfälle auf Fürther Stadtgebiet zeigte für das abgelaufene Jahr 1970 wieder eine schaurige Bilanz: Insgesamt mussten 15 Menschen (Vorjahr 9) im Verkehr ihr Leben lassen. Es ereigneten sich 2994 Unfälle, die 797 Verletzte forderten, von denen 183 ins Stadtkrankenhaus eingeliefert werden mussten. Der Sachschaden lag nur wenig unter der Dreimillionengrenze. Im Wochenprogramm des Fürther Stadttheaters: Das Lustspiel „Das Geld liegt auf der Straße“ (Euro-Studio) mit Liane Hielscher und Rudolf Platte. Die SpVgg gewann ihr Heimspiel im Ronhof vor 6000 Zuschauern auf schneebedecktem Boden gegen den FC Villingen 08 mit 2:1. Tore für Fürth durch Pieper und Kroninger. Damit belegte Fürth Rang drei der Tabelle zur Regionalliga Süd. Fürth spielte im ersten Spiel des Jahres mit Löwer; Schöpe, Klump; Marchl, Rauh, Bergmann; Jäger, Zimmert, Ebenhöh, Kroninger, Pieper. Dienstag, 12. Januar 1971 Die bayerischen Städte, Landkreise und Gemeinden erhielten 1971 im Rahmen des kommunalen Finanzausgleichs 646.914.080 DM. Dies waren 7% mehr als 1970! Aufgrund ihrer Finanzkraft ging die Stadt Fürth wie im Vorjahr wieder leer aus. Der Landkreis Fürth dagegen durfte sich über 2,4 Mio DM freuen, was eine Steigerung von 15,5% gegenüber dem Vorjahr bedeutete. Das dreitägige und stets ausverkaufte Gastspiel der New Yorker Oper im Fürther Stadttheater bescherte den Fürthern Originalatmosphäre bei George Gershwins „Porgy and Bess“. Im damaligen Sprachgebrauch registrierten die FN einen „dreitägigen Bühnensturm eines Negerensembles“. Der Fürther „Märchenonkel“ Friedrich Graber feierte seinen 75. Geburtstag. Der Rezitator zog seit Jahrzehnten wie ein „fahrender Sänger früherer Epochen“ von Schule zu Schule, um den oberen Jahrgängen der Volksschulen lyrische Gedichte vorzutragen. Wohin wohl die Perlen der Dichtung rollten? Mittwoch, 13. Januar 1971 Seit Tagen bereitete die Identifizierung eines verstümmelten Leichnams der Fürther Polizei große Probleme. Jetzt kam Licht in das Dunkel: Ein 27-jähriger Mann aus Fürth hatte an der Würzburger Bahnlinie in Höhe der neuen Kanalbrücke den Freitod gesucht. An dieser Stelle passierten Schnellzüge die Brücke mit mehr als 120 Stundenkilometern. Der Tote war von mehreren Zügen überrollt worden, was die Identifizierung sehr erschwerte. Dr. Backens, Vorsitzender des Ärztlichen Kreisverbandes Fürth bezeichnete die ärztliche Versorgung der Stadtbevölkerung als gut, die der Landkreisbewohner noch als ausreichend. In der Kleeblattstadt praktizierten damals 49 praktische Ärzte und 57 Fachärzte, im Landkreis Fürth 25 praktische Ärzte und zwei (!) Fachärzte. Der Trend ging zum Facharzt, der Hausarzt war auf dem Rückzug. In Fürth fielen auf einen Kassenarzt 887, im Landkreis 3074 (!) Bürger. Der in Braunschweig lebende Hegel-Forscher Prof. Dr. Hermann Glockner gedachte seiner Heimatstadt Fürth. Er schrieb seine zweibändigen Kindheitserinnerungen. Die Fülle der Details rief das alte Fürther Stadtbild um die Jahrhundertwende in das Gedächtnis zurück. Der bekannte Philosoph setzte Fürth damit ein literarisches

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