Dienstag, 4. Mai 1971 Der Aeroclub stellte sein Seckendorfer Gelände für die österreichische Fliegertruppe „Agrar-Flug-Glück“ (Wien) zur Verfügung. Piloten dieser Firma ließen 75 Tonnen Dünger auf den ausgelaugten Boden des Stadtwaldes bei Egersdorf und Buttendorf herabrieseln. Als Markierungen dienten helle Plastikballons an den Ecken der zu bestreuenden Waldstücke. Der Fürther Stadtrat lehnte die „Vorreiterrolle“ ab: Die Fürther Taxifahrer legten einen Entwurf zur Preiserhöhung in ihrem Gewerbe vor. Die damals gültigen Tarife stammten aus dem Jahre 1967. Die Taxler argumentierten, wenn Fürth den neuen Tarif einführe, wäre er auch in Nürnberg und Erlangen leichter „durchzusetzen“. Daraufhin befürwortete der Verkehrsausschuss zwar die neuen Tarife, aber die Entscheidung im Stadtrat sollte erst fallen, wenn auch die beiden Ausschüsse der Nachbarstädte diesen Erhöhungen zugestimmt hatten. Mittwoch, 5. Mai 1971 Der „Turnrat“ des TV Fürth 1860, wie das Gremium damals hieß, entschied sich unter fünf Modellen nahezu einstimmig für einen Entwurf des Erlanger Sportstätten-Architekten Willi Hornung. Riesige Betonscheiben sollten nach Fertigstellung des Baus an Pfeilern schweben und vertikale Glasflächen viel Licht ins Innere bringen. Damit stand der Sportverein vor der Realisierung einer der größten und elegantesten Sportstätte in ganz Bayern. Die Planung im Dambacher Waldstadion sah vor: Eine Dreifach-Turnhalle (45 m x 37 m), eine Tribüne mit 400 Sitzund 150 Stehplätzen, eine Vielzahl von Umkleide- und Nebenräumen, zwei Hallen-Tennisplätze, ein Kellergeschoss mit vier Kegelbahnen, einen Gaststättentrakt mit Nebensaal sowie eine Hausmeisterwohnung. Das Allerschönste an dem bestechenden Modell: Es lag mit ca. 3 Mio DM im Bereich der finanziellen Möglichkeiten. (1 Mio aus der Brandversicherungssumme, 1,1 Mio DM aus dem Verkauf des Grundstückes an der Turnstraße, der Rest durch staatliche und städtische Zuschüsse sowie Spenden und Darlehen). Zum letzten Mal nach zwölfjähriger Amtszeit hatte Rektor Lößlein zur Hauptversammlung des Bayerischen Lehrerund Lehrerinnenverbands eingeladen. Sein Nachfolger wurde Rektor Hans Frühwirth von der Maischule. Man prangerte den Bürokratismus bei der Einstellung von Lehrern an: Unzählige Lehrer gingen für immer verloren, weil man ihnen eine Teilzeitbeschäftigung damals nicht gestattete. Eine Vollzeitstelle aber war für die meist weiblichen Grundschullehrerinnen häufig nicht mit dem Familienleben zu vereinbaren. Donnerstag, 6. Mai 1971 Fürths Stadtoberhaupt Kurt Scherzer schlug beim städtischen Maiempfang im Hochhauscafé auf der Hardhöhe besorgte Töne an: Die Gewerbesteuer ging seit Monaten schlagartig zurück. Acht andere Städte Bayerns hatten ihre Hebesätze aus diesem Grund bereits auf 350% angehoben. Auch Fürth müsse sich Gedanken machen, um seine aufgezwungenen Baulasten zu stemmen. So manchem geladenen Industriellen oder Handwerksmeister schmeckte das anschließende gemeinsame Abendessen nicht mehr. Der Fürther „Stadtjugendring“ feierte seinen 25. Geburtstag. Er war 1946 aus dem sogenannten Kreisjugendausschuss hervorgegangen. Jetzt betreute man 41 Jugendgruppen mit insgesamt 8200 Mitgliedern. Stadtrat Uwe Lichtenberg wurde für weitere zwei Jahre in seinem Amt als Vorsitzender bestätigt, Stadträtin Frieda Vogel für ihren langjährigen Einsatz zum Wohle des Stadtjugendrings geehrt. Der Weg von Fürth nach Zirndorf musste auf absehbare Zeit eckig bleiben. Die großzügige und weitgeschwungene Verkehrsplanung der Verbindungsstraße West (von Dambach bis zur Rothenburger Straße nach Altenberg) bestand wegen allgemeiner Kassenflaute auf Jahre hinaus nur als schlafender Papiertiger. Auch wenn es zunächst nach Realisierung aussah, die Planierraupen ebneten die Trasse nur ein und schoben überschüssigen Erdaushub zur Seite. Dann war vorläufig Schluss, denn auch der Freistaat hatte aufgrund seiner Kassenlage einen Zuschuss abgelehnt. Freitag, 7. Mai 1971 Der Fürther Stadtrat beugte sich protestierend dem Vorhaben der Regierung und stimmte trotz vieler Bedenken einer Verstaatlichung der Stadtpolizei zu. Entschädigungen für Investitionen der Stadt waren leider nicht zu erwarten. Krisenstimmung bei den SpVgg-Handballern: Der erst unlängst zurückgetretene Vorsitzende Herbert Schönecker ließ sich jetzt aber mit überwältigender Mehrheit wiederwählen, um die Verwaltungskrise zu beenden. Misserfolge der 1. Mannschaft und fehlende Jugendbetreuer hatten zum Rücktritt geführt. Positiv: Die Nachwuchshandballer verzeichneten 32 Berufungen in Auswahlmannschaften, so Pressewart Rainer Bienk. Die marokkanische Prinzessin Lala Fatima Zohra, Cousine von Hassan II., wurde bei ihrem Deutschland-Besuch auch in unserer Metropolregion herumgereicht. Auf dem Programm standen daher auch Besuche bei „Grundig“ und „Quelle“. Heute könnte man ihr nichts mehr davon zeigen. Das Fürther Textilhaus „Hosen-Eck“ in der Schwabacher Straße 58 warb in Anzeigen für hot pants mit dem Text: „Heiße Höschen zaubern heiße Blicke – Mädchen probiert`s aus. Die Jugend ist kurz...“ Im Fürther Filmprogramm zum Monatsbeginn u.a.: „Balduin, der Schrecken von St. Tropez“ mit Louis de Funès und
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