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konstant 23 Grad. Opfer eines Arbeitsunfalls wurde ein 40-jähriger Fürther Malergeselle. Er stürzte bei Streicharbeiten von einem 27 m hohen Hochspannungsmast. Er starb in der Universitätsklinik Erlangen an seinen schweren Verletzungen. Freitag, 14. Mai 1971 In den Räumen des Fürther Logenhauses an der Dambacher Straße 11 eröffnete das Café „Petit Chateau“. Auf einer Fläche von etwa 200 qm fanden sich Tanzcafé, Herrenbar und rustikale Bierstube. Den Traum aus Leder und Plüsch hätte man sich auch auf einem Weltstadt-Boulevard vorstellen können. Betrieben wurde Fürths neues Lokal von Kurt Reinhard, dem ehemaligen Bassisten der Tanzkapelle „Fidelios“. Die theaterlose Zeit wurde in Fürth zu einer paradoxen Erfreulichkeit: In den eineinhalb Jahren der Umbauzeit wurde den Fürthern so viel Bühnenfreuden angeboten wie bei offenen Theaterpforten. Man konnte wählen zwischen dem Abonnement A (sechs Gastspielvorstellungen im Erlanger Markgrafentheater und vier Aufführungen im Fürther Berolzheimerianum oder dem Abonnement B mit fünf Theaterfahrten (Feuchtwangen, Wunsiedel, München, Ingolstadt und Schweinfurt). Samstag, 15. Mai 1971 Die Knoblauchslandgemeinden legten sich „quer“: In Sachen Gebietsreform sollten die sechs Gemeinden Neuhof, Großgründlach, Sack, Stadeln, Vach und Boxdorf durch Anordnung des bayerischen Innenministeriums in Form einer „verfügten Eingemeindung“ zu einer Großgemeinde zusammengefasst werden. Die Bürgermeister reagierten empört und wehrten sich durch Anrufung der Gerichte. München zog seine „Verfügung“ zurück. Burgfarrnbach gehörte zu den „jüngeren Erwerbungen“ Fürths (3. Dezember 1923). Seither war man mehr auf Gedeih, weniger auf Verderb mit Fürth verbunden. Trotz aller Wohnortverbesserungen blieben Wünsche an die Stadt offen: Straßenausbau, Abbruch des städtischen Gebäudes am Kapellenplatz, Beseitigung der „Hütten“ am alten Bad und den Neubau der Regelsbacher Brücke, jetzt brachte man die „Anliegen“ gegenüber der Stadtverwaltung vor. Die SpVgg kam in einem Freundschaftsspiel beim SK Lauf zu einem 2:0-Sieg. Tore für Fürth durch Zimmert und Pieper. Montag, 17. Mai 1971 Trotz herrlichen Wetters und ansprechenden Leistungen auf dem Asphalt fehlte es dem noch immer existierenden Fürther Straßenstaffellauf mittlerweile an Zuschauern. Aus der Massenveranstaltung war ein Provinzsportfest geworden. Erfolgreichster Verein war erneut und naturgemäß der TV Fürth 1860, der vier Siegerstaffeln stellte. Eine Bürgeraktion „Saubere Landschaft“ hatte erstmals zu einem Frühjahrsputz aufgerufen. Sage und schreibe 287 Helfer von Schulen, Organisationen, Sportvereinen und sogar Militäreinheiten räumten am Samstag ab 8 Uhr morgens 80 Tonnen Müll (darunter sechs umherliegende Autowracks) aus der Fürther Landschaft. Zur Belohnung gab es am Nachmittag Erbsensuppe und Würstchen. Ein wahrhaft seltenes Jubiläum: Der nun 93-jährige Konrad Scherber aus der Hardstraße 106 feierte außer seinem Geburtstag auch seine 70-jährige Mitgliedschaft in der SPD. Als Dank für seine Treue erhielt er eine goldene Ehrennadel überreicht. Die SpVgg gewann ihr Heimspiel im Ronhof vor 3000 Zuschauern gegen den Karlsruher SC mit 1:0. Das Tor für Fürth erzielte Zimmert. Damit blieb man auf Platz sechs der Tabelle. Dienstag, 18. Mai 1971 Der Sacker Bürgermeister Abraham griff beherzt zu und rettete damit ein Menschenleben: Ein 46-jähriger Lebensmüder der Gemeinde Sack kündigte nach einem „Frühtrunk“ seinen Freitod durch Erhängen an und lief in den nahegelegenen Boxwald. Nach Verständigung von Polizei und Sanitäter machte sich der Sacker Bürgermeister selbst auf die Verfolgung und konnte den Lebensmüden gerade noch vor dem Ersticken vom Baum abnehmen. Der verhinderte Selbstmörder hatte sein Trikot in Streifen gerissen, zusammengeknotet und sich damit aufgehängt. Eine Beat-Band heizte die Stimmung an, doch der Funke sprang kaum über, zumal die Stühle in der MTV-GrundigSporthalle nur mäßig besetzt waren. Das Gastspiel des Würzburger „Jungen Theaters“ geriet zum Szenenschock, da die jugendliche Truppe vor keiner Drastik in Bewegungs- und Sprachagitation zum dargestellten Thema „Sex und Aggression“ zurückschreckte. Mittwoch, 19. Mai 1971 Bei hochsommerlichen Temperaturen begann das Abitur. Immer mehr Schüler erreichten den begehrten Abschluss. So schwitzten auch in Fürth 177 Abiturienten über ihren Aufgaben. Die Turnhalle des Hardenberg-Gymnasiums reichte gerade noch für die 107 hauseigenen Prüflinge aus.

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