seitens der Abiturienten. Der Schießanger wurde wieder einmal von wummernden Böllerschüssen erschüttert: Das Königsschießen der Fürther Schützengesellschaft verlief einmal mehr dramatisch ab. Mit dem 245. Schuss fiel endlich der hölzerne Zielvogel und mit Ernst Kriegbaum feierte man den 143. Fürther Schützenkönig, der damit seinen Vorgänger Uldschmidt ablöste. Die SpVgg meldete die sechste und siebte Neuverpflichtung für die neue Saison. Es unterschrieben der 22-jährige Walter Dümler (Torhüter bei der SpVgg Bayreuth) und der 24-jährige Wolfgang Bartusch (Mittelfeldspieler bei der SpVgg Ansbach). Zum ersten Male wurde der ASV Fürth Fußball-Stadtmeister. Nach Endspiel und Verlängerung sicherte man sich den Titel im Elfmeterschießen gegen den SC Grundig. Die SpVgg Fürth war in diesem Wettbewerb nur mit ihrer Amateurmannschaft angetreten. Dienstag, 29. Juni 1971 Der Verein „Freunde des Fürther Theaters“ mobilisierte eine großangelegte Spendenaktion. 7000 Telefonteilnehmer erhielten ein persönliches Schreiben mit der Bitte um eine Theaterspende. Weitere 50.000 Postwurfsendungen gingen an alle Haushaltungen in Stadt und Land. Führende Persönlichkeiten sollten durch persönliche Besuche für eine Spende gewonnen werden. Fürth gehörte zu den fußgängerfreundlichsten Städten in Bayern. Im damaligen Wettbewerb „Sicherheit für den Fußgänger“ schnitt die Kleeblattstadt in der Klasse der Städte zwischen 50.000 und 100.000 Einwohner am besten ab. Ihr Abschneiden verdankte die Stadt vor allem ihren Bemühungen in der Verkehrserziehung. Zur Überreichung des Preises hatte Fürth die Oberhäupter von 20 in diesem Wettbewerb ausgezeichneten Städten in ihren Mauern. Die FN erinnerten an den 250. Geburtstag von Jean de Kalb, der am 29. Juni 1921 in Hüttendorf bei Vach geboren wurde. Der Bauernbub lernte zunächst als Kellner in Erlangen. Mit 16 Jahren ergriff er die Laufbahn eines Offiziers und diente in der französischen Armee. Dabei fügte er seinem Namen ein schlichtes „de“ hinzu und war damit „salonfähig“. Nach den Kämpfen des Siebenjährigen Krieges ging der zum Brigadegeneral Beförderte nach Amerika. In der Schlacht von Camden starb er 1780. In den USA blieb er unvergessen, in Fürth wurde die KalbSiedlung und der amerikanische Kalb-Club nach ihm benannt. Mittwoch, 30. Juni 1971 Entwarnung: Der Verfassungsausschuss diskutierte eine Vorlage zur Zusammenlegung der Städte Nürnberg, Fürth und Erlangen. Innenminister Dr. Bruno Merk erteilte dem Vorschlag eine klare Absage. Überzogene Größenordnungen brächten auf kommunalpolitischem Gebiet mehr Schwierigkeiten als Vorteile. Der Fürther Schul- und Kulturausschuss hörte mit Schaudern die Forderungen zur Neuordnung des Berufsschulwesens: Dies würde für die Stadt Fürth einen Bedarf von 26 zusätzlichen Klassenräumen mit den entsprechenden Fachräumen bedeuten. Neben den laufenden Projekten der Schulen am Tannenplatz, in Oberfürberg und auf der Schwand war das finanziell nicht einmal in den nächsten 20 Jahren zu schaffen. Also bildete man für die drei Fürther Berufsschulen in guter Tradition einen Planungsausschuss, um eine Gesamtzusammenstellung der Kosten anzufordern. Damit waren die drei Direktoren der Berufsschulen erstmals ein paar Jahre nebenher beschäftigt. Erstmals schränkte die Bundespost in Fürth die Sonntagsleerungen der Briefkästen ein. Ab 1. Juli 1971 wurden nur noch die Briefkästen sonntags geleert, die auch unter der Woche eine Nachtleerung erfuhren. Folge: Längere Fußwege zum richtigen Briefkasten am Sonntag, sofern der Brief schnellstmöglich ankommen sollte. Donnerstag, 1. Juli 1971 Die staatliche Realschule an der Ottostraße schickte dem Fürther Stadtrat einen recht frostigen Brief. Man lehnte einen geforderten Namensvorschlag ab und wollte erst dann damit aktiv werden, wenn ein Ausbau wie bei der Konkurrenzanstalt am Tannenplatz erreicht sei. Das Lehrerkollegium der dort ansässigen Städtischen Real- und Handelsschule hatte für ihre Schule nach Komplettumbau des ehemaligen Nathanstifts artig den Namen „HansBöckler-Schule“ vorgeschlagen. OB Scherzer und Oberst Jones eröffneten das deutsch-amerikanische Volksfest auf dem Gelände gegenüber dem Lohnert-Sportplatz. Es erklangen sogar die Nationalhymnen und die nationalen Fahnen wehten - doch etwas überzogen - zum Bieranstich. Der Fürther Schul- und Kulturausschuss brauchte kein Gutachten mehr anfertigen lassen, um eventuell das an der Turnstraße gelegene Gelände des TV Fürth 1860 für eine Erweiterung der Berufsschule I durch die Stadt zu kaufen. Der Verein war schneller und hatte das Gelände samt abgebrannter Turnhallenruine bereits an ein privates Wohnungsbauunternehmen verkauft. Die 60er erhielten 1,1 Mio DM dafür. Da hätte auch die Stadt nicht mitbieten können. Heute stehen dort Eigentumswohnungen. Vier Fürther Gymnasiastinnen des Helene-Lange-Gymnasiums zeigten den Nürnbergern in ihrem alten Waffenhof, was ein rechter Rossdieb war. Die vier Schülerinnen hatten mit ihren Hosenrollen großen Erfolg. Sie beherrschten das mittelalterliche Versmaß perfekt, obwohl sie keine Pöiterlasboum, ja überhaupt keine Boum waren.
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