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Donnerstag, 22. Juli 1971 Die SpVgg erwog Klage gegen den Süddeutschen Fußballverband, nachdem dieser Änderungswünsche der Fürther abgeschmettert hatte. Es blieb also beim vierten Spieltag für das erste Heimspiel im Ronhof. Durch die Terminbenachteiligung in der neuen Saison der Regionalliga Süd errechnete die Vorstandschaft der SpVgg einen fiktiven Schaden von 70.000 DM mit äußerst geringen Gewinnaussichten bei einem Rechtsstreit. Protest in der amerikanischen „Housing Area“ in Dambach: Seitdem wegen des Baus des Europakanals die Forsthausstraße gesperrt war, wurde der gesamte Verkehr durch die US-Siedlung umgeleitet. Die dort lebenden amerikanischen Familien hatten keine ruhige Stunde mehr. Sie waren das forsche Tempo deutscher Autofahrer nicht gewohnt. Viele Plakate mit der Aufschrift „langsam bitte“ standen entlang der Straßen. Im Zorn blickten Schüler der staatlichen Realschule an der Ottostraße auf das nun zu Ende gegangene Schuljahr zurück. In einem Flugblatt warf man der Schulleitung „undemokratische Maßnahmen“, „Diffamierung“ und „Ermessensmissbrauch“ vor. Die Schulleitung wehrte sich. Man vermutete Rache von Durchfallern, da diesmal 30% der Schüler die Abschlussprüfung nicht bestanden hatten. Sechs Stunden kämpfte die Fürther Berufsfeuerwehr mit allen Kräften gegen einen heimtückischen Brand, der in der Lagerhalle einer Spedition in der Leyher Straße ausgebrochen war. Dort brannten 170 Tonnen Lackfarben. Die Wasserkanone der Feuerwehr spritzte 1000 Liter pro Minute, 27 Feuerwehrleute standen im Einsatz. Freitag, 23. Juli 1971 Ein besonderes Geschenk zum 75. Geburtstag brachte die Stadt Fürth ihrem großen Sohn Prof. Dr. Hermann Glockner: Sie verlieh ihm die Goldene Bürgermedaille. Der bekannte Kulturphilosoph hatte bisher 280 Bücher und Beiträge verfasst, darunter das für Fürth wichtige „Bilderbuch meiner Jugend“. Professor Hermann Glockner war der 13. Träger der höchsten Auszeichnung der Stadt. Hardenberg- und Helene-Lange-Gymnasium griffen ein Schulexperiment auf, dem in Bayern erst 39 Gymnasien folgten: Die Kollegstufe mit einem Unterricht wie an der Universität. Dabei wurde der Klassenverband aufgelöst und durch eine Art Kursunterricht ersetzt. Jeder Schüler musste zwei Leistungskurse und einige Grundkurse wählen. Gewertet wurde nach einem Punkte-System. Diese Kollegstufe umfasste die letzten beiden Schuljahre bis zum Abitur. Samstag, 24. Juli 1971 Wieder Großeinsatz für die Fürther Berufsfeuerwehr: Zündelnde Kinder hatten in einem Zimmer einer Wohnung in der Gartenstraße Gerümpel vorsätzlich in Brand gesteckt. Das im Erdgeschoss qualmende Feuer erfüllte das ganze Haus mit beißendem Geruch und brachte die Bewohner in akute Gefahr. Die Feuerwehrleute mussten mit Pressluftatmern und Gasmasken den Brand bekämpfen. Tohuwabohu an den Fürther Schulen: Nachdem seit Jahrzehnten auch an Samstagen regelmäßig unterrichtet wurde, war in den letzten Schuljahren jeder zweite Samstag frei. Jetzt konnte durch Beschluss von Elternbeirat, Lehrerrat und Schülervertretung bei Verlegung der Stunden auf die anderen Wochentage auch die 5-Tage-Woche eingeführt werden. Ergebnis: An elf Fürther Schulen (überwiegend Volksschulen) setzte sich die 5-Tage-Woche durch, bei den anderen (überwiegend weiterführenden Schulen) blieb es bei der bisherigen Regelung zweier freier Samstage. Die Abbrucharbeiten im Sanierungsgebiet der Altstadt um die Bergstraße gingen jetzt zügig voran. Die Staubbelästigung war so groß, dass verbliebene Nachbarn kaum das Fenster öffnen konnten. Durch die Umsetzungen der Bewohner in Neubaugebiete (Schwand, Hardhöhe) zerfiel ein über Jahrzehnte gewachsene Beziehungsgeflecht. Montag, 26. Juli 1971 Gefüllte Sektkelche wurden gehoben und man stieß auf einen neuen Start in eine erfolgreiche Zukunft an: Der Karnevalsgesellschaft „Fürther Kleeblatt“ (CFK) feierte ihr 60-jähriges Bestehen und wollte sich ein neues Image verpassen. Nicht nur zur Faschingszeit, sondern ganzjährige gesellschaftliche Aktivitäten standen jetzt auf der Agenda. Der neue Chef Heinz Willenweber löste den langjährigen Vorsitzenden Hans Hannweg ab. Viel Beifall für den Kirchweihzug im Vorort Burgfarrnbach. Sechs Kapellen und zwanzig Festwagen trotzten der Sommerhitze. Stets amüsant die beiden dort ansässigen „Zwillinge“ Dürschinger und Schorr, die zwar im Stadtrat verschiedenen Parteien angehörten, beim heimischen Lokalfest aber stets die höchste Gemeinsamkeitsstufe pflegten. Die SpVgg gewann ein weiteres Saison-Vorbereitungsspiel beim FC Herzogenaurach knapp mit 2:1. Tore für Fürth durch Ammon und Wedel. Dienstag, 27. Juli 1971

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