Montag, 2. August 1971 Die Fürther Schulkinder hatten allen Grund, neidisch auf ihre Nürnberger Spielkameraden zu schauen. Denn während der Ferien war bei den Daheimgebliebenen in der Kleeblattstadt nichts los. In der Noris dagegen hatten die Stadtväter für ihre jungen Bürger ein 100.000-DM-Unterhaltungsprogramm zusammengestellt, das keine Wünsche offenließ. In Fürth standen lediglich zwei Sportplätze (Schießanger und Humbser-Sportplatz) und das Jugendhaus am Lindenhain zur Unterhaltung bereit. Das Fürther Hafengelände war schon zu 60% ausgebucht. Neben dem Salzgitter-Konzern und der WinschermannTransport-AG stand inzwischen eine Reihe weiterer Betriebe zur Ansiedlung fest, darunter ein Ölkonzern, der mehrere Ölbehälter aufbauen wollte. 32 Mio DM wurden in die Hafenanlage bei Atzenhof gesteckt. Bei tropischen Temperaturen wählte die „CFK“ im Café Fenstergucker ihre diesjährige Rosenkönigin. Dabei schienen die Karnevalisten ziemlich unter sich gewesen zu sein, denn mit der gekürten Heidi Tratz aus Schwabach siegte standesgemäß natürlich die Tochter eines Karnevalspräsidenten. Die SpVgg gewann in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals beim FC Herzogenaurach mit 2:0 und zog damit in die nächste Runde ein. Tore für Fürth durch Kroninger und Pieper. Dienstag, 3. August 1971 In Leserbriefen attackierte man Stadtverwaltung und Presse. Stets wurde im Stadtrat und danach in der Zeitung – wie jüngst bei der Behandlung des Falles Tierkörperbeseitigungsanstalt Mattecka – Stadtrat Dr. Mertens diskriminierend „verrissen“. Man hielt das Verhalten gegenüber dem NPD-Stadtrat für nicht fair. In Burgfarrnbach wurde die „Kapelln“ endlich abgerissen. Im Stadtetat waren 23.000 DM dazu eingeplant. Da man wegen der verkehrsgefährdenden Lage ein Gerüst brauchte, musste der Stadtrat nochmals zusätzlich 2600 DM bewilligen. Mittwoch, 4. August 1971 Die Redaktion der FN erreichte der Anruf eines offensichtlich verwirrten Fürthers. Er kündigte für den 3. August um 12.15 Uhr einen Anschlag mit einer selbstgebastelten Bombe auf die leidige Firma Mattecka an. Durch die rechtzeitige Ankündigung (10 Uhr) sollten Beschäftigte und Anwohner keinen Schaden nehmen. Man wolle nur das Unternehmen treffen, damit eine Weiterarbeit unmöglich werde. Die verständigte Polizei riegelte das Firmengelände ab, es kam jedoch zu keiner Explosion. Ein Zeichen aber dafür, wie sehr die Volksseele „in Sachen Mattecka“ am Überkochen war. Die Anwohner des Vestner Weges hatten nach einer permanenten Straßenverlegung keine ruhige Minute mehr. Die Straße wurde zur Slalom-Rennstrecke. Alle Proteste bei Polizei und Verkehrsaufsichtsamt nutzten nichts. Jetzt schritt man zur Selbsthilfe und stellte Hinweisschilder auf z.B. mit dem Spruch: „Willst du nicht ins Kittchen wandern, fahre 30, wie die andern!“ Donnerstag, 5. August 1971 Schnelle Verwertung: Die Firma Hausbau Bayern ließ nun die bei einem Großbrand am 9. Dezember 1969 zerstörte Turnhalle des TV Fürth 1860 an der Turnstraße abreißen. Kurz danach entstanden 52 Eigentumswohnungen in Häusern unterschiedlicher Dachhöhe. Hoffnung auf ein absehbares Ende des Geruchs-Martyriums durch die Firma Mattecka: Prof. Dr. Vogel, zuständiger Referent im Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltschutz, äußerte sich zuversichtlich gegenüber der Stadt Fürth, das Raumordnungsverfahren bis zum Herbst 1971 abschließen zu können, danach könne der Betrieb sofort verlegt werden. Gratulationscour für einen 18-jährigen Fürther: Wiili Holler, seines Zeichens frischgebackener deutscher Jugendmeister über 1500 m, wurde vom LAC Quelle im TV Fürth 1860 bei einem Abendessen im Restaurant Langmann von Verein und Mäzen Dr. h.c. Gustav Schickedanz geehrt und mit Geschenken überhäuft. Dem jungen Athleten war mit 4:04,1 Minuten eine neue Jugend-Weltbestzeit über diese Strecke gelungen. Die SpVgg gewann ein Freundschaftsspiel bei der SpVgg Ansbach knapp mit 2:1. Tore für Fürth durch Pieper und Kroninger. Freitag, 6. August 1971 Beim Theaterumbau war nun die Rückwand der Bühne herausgebrochen. Erstmals schien die Sonne auf die Bretter, die die Welt bedeuten. Nach dem Umbau sollte die Bühnenfläche fast doppelt so groß wie zuvor werden. Rückgang gegenüber dem Vorjahr um 17%: An den 31 Tagen des vergangenen Monats Juli kam es zu 217 Verkehrsunfällen auf Fürther Stadtgebiet. 60 Teilnehmer wurden dabei verletzt, 20 mussten davon ins Krankenhaus eingeliefert werden. In Fürth waren Ende Juli 24.076 Fahrzeuge zugelassen. Ein „volles Haus“ hatten die US-Dragoner bei einem Konzert auf der Freilichtbühne im Fürther Stadtpark.
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