Montag, 23. August 1971 Pastor Walter Kreitschmann feierte in der Aussiger Straße seinen 65. Geburtstag. Der gebürtige Ostpreuße galt als „Manager“ der evangelischen Kirche. Nach Kriegsende verschlug es ihn und seine Familie zufällig nach Fürth, wo er seine Sozialarbeit als Flüchtlingspfarrer begann. Er begründete die Bau- und Siedlungsgenossenschaft „Heilstättensiedlung“, die „evangelische Bahnhofsmission“ und betreute nebenher auch die von ihm ins Leben gerufene „evangelische Schriftenmission“. Außerdem war er Missionsinspektor im pastoralen Dienst in Afrika. Von 1948 bis 1952 bekleidete er auch den Posten als parteiloser Stadtrat in Fürth. Es gab sie noch: Die kostenlosen Röntgen-Reihenuntersuchungen der Fürther Bürger. Die Aufforderung zur Untersuchung erfolgte durch Vorladungskarten. Für Frauen gab es täglich drei, für Männer zwei Termine. Die Reihenuntersuchung dauerte ungefähr zwei Monate. Die Mannschaft der SpVgg war am zweiten Spieltag der Regionalliga Süd spielfrei. Dienstag, 24. August 1971 Der „Modell-Kunstflug“ kam aus seiner Stagnation heraus. Der Alitzberg bei Langenzenn glich am Wochenende einem zweitägigen Ferienlager. Der Fürther Modellbauclub Grundig organisierte die Bayerischen Meisterschaften im Modellflug. 45 Teilnehmer aus ganz Bayern nahmen daran teil. Unter den gestrengen Augen der Juroren mussten bestimmte Programme absolviert werden. Die beiden Fürther Schmidt und Bärmann qualifizierten sich mit ihren Modellen dabei für die deutsche Meisterschaft. Ein Raupenbagger bereitete einer im Stadtrat lange umkämpften Verkehrsverbindung ein Ende. Der Endausbau am zweiten Stück der Bundesstraße 8 konnte in Angriff genommen werden. Nur noch wenige Wochen sollte es dauern, bis der letzte Abschnitt der Einfahrt von der Würzburger Straße in die neue B 8 fertiggestellt war. Bisher konnten Autofahrer die neue Straße nur bei halber Fahrbahnbreite schleichend befahren. Den freien Spieltag der neuen Punkterunde nutzte SpVgg-Trainer Bickelhaupt zu einem „Mammut-Training“, nachdem er vor Saisonstart die Zügel etwas lockerer gehalten hatte. Der Schweiß floss reichlich. Ein Freundschaftsspiel gegen einen Amateurverein hatte man wegen des Verletzungsrisikos gescheut. Neu führte Trainer Bickelhaupt den Montag als „Pflegetag“ ein. Dieser Tag diente der Entspannung durch Massagen und dem Auskurieren kleinerer Verletzungen. Erst ab Dienstag verschärfte sich die Gangart wieder. Mittwoch, 25. August 1971 Es ging anrüchig zu: Fürth musste nicht nur mit dem Gestank einheimischer Betriebe kämpfen, seit langem wehten auch peinliche Gerüche von der Nürnberger Stadtgrenze herüber. Der „Kläranlagen-Mief“ der Nürnberger Fauleier verteilte sich täglich über die Fürther Oststadt. Fürths OB Scherzer intervenierte energisch. Nürnbergs Baureferent Otto-Peter Görl versprach zwar, alles was technisch möglich ist zu tun, um Abhilfe zu schaffen, fügte aber in seinem Antwortschreiben süffisant hinzu, „dass es bei einer biologischen Klärung immer stinken wird.“ Schöne Aussichten für die Anwohner im Bereich der Nürnberger Kläranlage. Die Fürther Schwimmjugend kam nach einem eindrucksvollen Aufenthalt aus der Patenstadt Paisley zurück nach Fürth. Empfänge und Ausflüge hatten einander abgelöst. Im Wasser gelang zwar die Revanche gegen die schottischen Schwimmer nicht, aber man brachte doch wenigstens zwei unerwartete Siege über die Brust-Distanz mit nach Hause. Überwältigend war wieder einmal die Gastfreundschaft der Schotten. Donnerstag, 26. August 1971 Fürth mit Strich! Gemäß der neuen Straßenverkehrsordnung präsentierte sich ab sofort das gelbe Ortsschild an den Grenzen der Stadt Fürth mit einem diagonalen Rotstrich. Viele Kraftfahrer bedauerten diese Regelung, denn das bisherige Schild gab gleich die Entfernung bis zum nächsten Ort an. Aufgrund eines Fernschreibens des Hamburger Amtsgerichtes kam es in Fürth zu einer Blitz-Aktion gegen das Sex-Blatt „St.-Pauli-Zeitung“. Der hanseatische Staatsanwalt hatte bei der neuesten Ausgabe „fortgesetzte Pornografie“ konstatiert. Der Erfolg blieb mager: Nur knapp 120 Exemplare konnten die Sexfahnder bei den Zeitschriftenhändlern in Fürth noch sicherstellen. Der überwiegende Teil war bereits verkauft. Die Fürther Stadtverwaltung resignierte: Am Wochenende schloss der Müllplatz an der Vacher Straße um 12 Uhr. Damit die Bürger am Wochenende ihren Sperrmüll nicht in die Natur kippten, stellte man beim Eingangstor von außen zwei Müllcontainer auf. Diese waren nur für Privatleute gedacht, die ein paar Schachteln Unrat loswerden wollten. Aber weit gefehlt. Firmen fuhren ganze Ladungen gewerblichen Müll vor und überschütteten die beiden Container. Am Montag, war regelmäßig ein halber Arbeitstag für die Arbeiter nötig, um die verstreuten Müllmengen wieder zu beseitigen. Jetzt stellte die Stadt dieses „Experiment“ ein. Nach knapp einjähriger Pause eröffnete das bei Fürther Gästen sehr geschätzte Lokal Langmann gegenüber dem Stadttheater wieder seine Pforten. Das Gastwirtsehepaar Lembel versuchte jetzt, die Tradition des renommierten Lokals fortzuführen.
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