Seite:Kuntermann 1971.pdf/47

Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen.

Freitag, 27. August 1971 Die katholische Kirche Christ-König Ecke Würzburger- und Friedrich-Ebert-Straße wurde zwar schon 1962 eingeweiht, aber erst jetzt konnte eine neue Orgel bei der Passauer Firma Eisenbart in Auftrag gegeben werden. Die Spendenfreudigkeit der 11.700 Seelen hatte es möglich gemacht. Die 150.000 DM-Investition sollte bis November 1971 fertig sein. Die bekannte Gastronomin Berta Kropf, die viele Jahre die Humbserbräu-Gaststätte in der Friedrichstraße geführt hatte, übernahm nun die Gaststätte „Zur Promenade“ an der Königswarterstraße. Ihr oberstes Gebot seit vier Jahrzehnten: Kein Luxus-Menü, aber ein vorzügliches Essen zu vernünftigen Preisen. Samstag, 28. August 1971 Mitten in der Fürther Innenstadt war es bedrückend, einmal „zu müssen“. In der gesamten City gab es damals elf öffentliche Bedürfnisanstalten. Acht von ihnen waren mit Toilettenfrauen versehen. Einmal „klein“ war für Männer immer gratis. „Größere Verrichtungen“ kosteten 10 Pfennige, das Händewaschen hinterher kostete den gleichen Betrag. Die Stadt Fürth verdiente an den anrüchigen Geschäften ihrer Bürger keinen Pfennig. Sie hatte die Pissoirs und Aborthäuschen an einen findigen Geschäftsmann verpachtet, der in einschlägigen Kreisen als „Toilettenkönig von Mittelfranken“ tituliert wurde. Zusammen mit den öffentlichen Nürnberger Toiletten war er ein wohlhabender Mann geworden. Aufgrund des deutsch-polnischen Vertrags des Jahres 1970 erwartete man - nach Berechnungen des Roten Kreuzes - für den Fürther Raum nun 144 polnische Aussiedler. Für sie stand das Übergangslager an der Breslauer Straße in Stadeln bereit. Die Wohnungen verfügten alle über eine moderne Küchenausstattung einschließlich Herd und Kühlschrank. Die Miete war mit 180 DM „auf Unterkante genäht“. Was die finanzielle Lage betraf, mussten sich die ankommenden Aussiedler keine Sorgen machen. Außer dem Begrüßungsgeld (100 DM je Person) bezogen sie vom ersten Tag an Arbeitslosengeld, ebenso bestand Anspruch auf Wohngeld und Sozialhilfe. Montag, 30. August 1971 Der neue Europakanal wurde aus Erlanger Richtung bis zur Flexdorfer Brücke halb gefüllt. Direkt vor der Trogbrücke über die Zenn wurden Schütze angebracht, die das Wasser stoppten. Jetzt wartete man erst mal ab, ob das Kanalbett auch dicht war. Danach füllte man den Kanal bis auf vier Meter Höhe. Seit etwa einem Jahr versuchten Eltern aus den Notunterkünften in der Eschenau, in eigener Regie für ihre Kinder aktiv zu werden. In Zusammenarbeit mit einem Sozialarbeiter der Stadt Fürth ermöglichte die Elterninitiative jetzt eine Fahrt in die Fränkische Schweiz. Spenden der Pfarrei Dambach sowie des Jugendamtes halfen. 85 Kinder und 15 Erwachsene nahmen an dem Ausflug teil. Höhepunkt für die Kinder war dabei der Besuch der Binghöhle in Streitberg. Die SpVgg verlor ihr Auswärtsspiel bei der SpVgg Bayreuth mit 0:2. Nur Torhüter Löwer konnte überzeugen. Damit lag man – mit einem Spiel weniger – auf Platz zwölf der Tabelle. Dienstag, 31. August 1971 Die Deutsche Bundesbahn baute ihr Intercity-Netz weiter aus. In Nürnberg hielten „Hans Sachs“, „Albrecht Dürer“ oder der „Adler“ im Zwei-Stunden-Takt. Die Züge erreichten teilweise eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/Std. Insgesamt waren 33 Städte im Intercity-Netz verknüpft. Fürth war noch kein Haltepunkt. Nach der neuesten Bestandsaufnahme hatte das Spendenkonto für den Fürther Theaterumbau die Achtelmillion überschritten. Die Fürther Theaterfreunde hatten bisher 125.988 DM gespendet. Letzte Lagebesprechung in der Hans-Böckler-Schule 13 Stunden vor Abfahrt des Zuges in die Fürther Patenstadt Paisley. Eine 30-köpfige Schülerdelegation mit den Betreuern Erich Kröner, Horst Flasche, Elmar Zehnter und Helga Schrott war für den Aufenthalt in Schottland bereit. Von der Stadt gingen so viele Geschenke mit, dass sie von den vier Lehrern alleine gar nicht transportiert werden konnten. Die Präsente mussten auf die Schüler verteilt werden. Mittwoch, 1. September 1971 Eine Kavalkade von Reitern passierte die Kleeblattstadt. Reiter und Reiterinnen der Burgthanner Reiterjugend waren mit ihren Ponys auf einem 250 km langen Trip durch Nordbayern. Sie warben für Spenden zugunsten der „Aktion Sorgenkind“. Auf dem für die Schwandschule vorgesehenen Grundstück begannen Probebohrungen. Das sich ständig erweiternde Neubaugebiet machte eine neue Schule unumgänglich. Die Friedrich-Ebert-Schule war völlig überlastet. Da die Stadt jedoch kein Geld mehr hatte, wollte man wenigstens den guten Willen zeigen und ordnete zumindest Bohrungen für die zukünftige „Gustav-Schickedanz-Schule“ am Finkenschlag an. Auf der „Frankenschau“ in Nürnberg, der in Verbindung mit dem Herbstvolksfest zum sechsten Mal stattfindenden landwirtschaftlichen Fachausstellung am Nürnberger Stadion, waren auch Fürther Betriebe präsent. Etliche

47