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Die SpVgg verlor ihr Auswärtsspiel bei den Offenbacher Kickers mit 1:2. Das Tor für Fürth erzielte Bergmann. Damit rutschte man auf Platz 14 der Tabelle ab. Dienstag, 7. September 1971 Kärwa in Atzenhof: Der „Betz“ wollte nicht tanzen, so sehr ihn sein „Betznführer“ auch zog und zerrte. Umso lustiger hüpften die Kärwaburschen und ihre „Madli“. Gottseidank waren die meisten Kärwaburschen schon so heiser, dass die zusehenden Kinder ihre recht eindeutigen „Kärwaliedli“ Gott sei Dank nicht genau verstanden, aber ansonsten feierte man ein zünftiges Vorortfest. Zu Beginn des neuen Schuljahres erhielt das Heinrich-Schliemann-Gymnasium einen neuen Stellvertreter des Schulleiters. Diese Funktion übernahm jetzt StD Friedrich Drechsel. Im Vergleich zum Vorjahr gingen die Unfälle auf Fürther Stadtgebiet im August spürbar zurück. Es ereigneten sich nur 180 Unfälle (Vorjahr 235). Die Anzahl der Verletzten blieb zwar fast gleich, doch waren im August 1971 leider zwei Verkehrstote zu beklagen. Mittwoch, 8. September 1971 Ecke Nürnberger/Finkenstraße wurde eine neue Fußgängerampel in Betrieb genommen. Die Fußgänger mussten sich erst daran gewöhnen, mehr jedoch noch die Autofahrer. Diese sahen nur das Grünlicht der nächsten Ampel vor sich, bremsten und hupten verzweifelt, wenn ein Fußgänger plötzlich auf der Fahrbahn auftauchte. Ein Polizist musste die ersten Tage den Überweg „bewachen“, bis sich bei allen Verkehrsteilnehmern die neue Situation endlich im Bewusstsein verankert hatte. Theodor „Teddy“ Lohrmann, der einstige Torwart der SpVgg in den großen zwanziger Jahren, verstarb in Kufstein/Tirol im Alter von 72 Jahren. Der 1,92 m große Hüne stand von 1920 bis 1923 im Fürther Tor. Obwohl er stets im Schatten des legendären Club-Torwarts Heiner Stuhlfauth stand, brachte es Lohrmann auf drei Berufungen in der Nationalmannschaft. „Teddy“ Lohrmann spielte nach seiner Zeit in Fürth bei Austria Wien und war später auch als Trainer tätig, u.a. beim FC Zürich. Donnerstag, 9. September 1971 In der Stadt Fürth lebten die meisten gefährdeten Kinder der Bundesrepublik. Fast 300 „Schwererziehbare“ machten dem Fürther Jugendamt viel Sorgen. Der ungewöhnlich hohe Anteil an Erziehungsfällen suchte im Bundesgebiet seinesgleichen. Die Hälfte dieser teilweise schon kriminellen Kinder und Jugendlichen musste in Heimen untergebracht werden. Viele Eltern vernachlässigten die Betreuung ihrer Sprösslinge und wurden im Zeitverlauf nicht mehr mit ihnen fertig. Genau 1335 Abc-Schützen trippelten an der Hand ihrer Angehörigen zum ersten Male in Fürther Schulen. Mit leerem Ranzen und voller Schultüte nahmen sie in den Bänken Platz. Im Lauf der nächsten Tage verlagerte sich allerdings das Gewicht. Die bekannte Komponistin und Organistin Frieda Fronmüller wurde 70 Jahre alt. Zwar hatte sie 1964 ihr Organistenamt in St. Michael schon abgegeben, aber sie widmete sich noch immer der Komposition. Die Stadt Fürth ehrte sie 1966 mit dem Schulmusikpreis. Freitag, 10. September 1971 In Fürth häuften sich die Fälle, dass Rowdies mutwillig Telefonhäuschen der Post beschädigten und erheblichen Schaden anrichteten. Jetzt wurden die Scheiben der Kabinen in der Schwabacher Straße und an der Freiheit zertrümmert und die Hörer abgerissen. Nebeneffekt des Hallenbades? Die Schwimmabteilung der SpVgg meldete eine Expansion auf mittlerweile 314 Mitglieder. Bei jedem Trainingsabend „platzte“ das Schwimmbecken mit bis zu 120 Aktiven förmlich aus allen Nähten. Das 300. Mitglied, ein 14-jähriger Schüler, erhielt außer einem grünweißen Kleeblattwimpel und einem Vereinsabzeichen von Abteilungsleiter Gulden sinnigerweise eine Badehose geschenkt. „Wir können unsere Rasenflächen und Anlagen nicht so sehen wie die Inder ihre Kühe!“ Solcherart beschied der Stadtrat seinem Mitglied Dr. Joachim Mertens, der in einer Anfrage moniert hatte, dass die Adenauer-Anlage von Halbstarken und Gastarbeitern derart missbraucht würde, dass sich hier Mütter mit Kindern nicht mehr aufhalten könnten. Ordnungsreferent Zottmann betonte, dass die leider wenig beneidenswerten Kommunikationsmöglichkeiten der Gastarbeiter einfach dazu führten, dass Bahnhof und Anlagen als Treffpunkte dienten. Außerdem lasse sich immer wieder die Polizei an diesen Stellen blicken. Samstag, 11. September 1971 Der 1971 letztmalig in Fürth Gewerbesteuer zahlende Pestalozzi-Verlag feierte in Eltersdorf Richtfest für sein neues 15 Mio DM-Projekt. Das entstehende Produktions-, Lager- und Verwaltungsgebäude lag verkehrsgünstig genau im Schnittpunkt von Autobahn und Schnellstraße. Nach 125 Jahren verließ man Fürth. Das bisherige

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