Die Fürther Altstadt hing jetzt im Hausgang des Fürther Stadtarchivs in der Theaterstraße. Aquarelle von Johann Schmidt-Rednitz setzten die kleine Ausstellungsreihe „Künstler sehen ihre Stadt“ fort. Es mangelte nicht an Aquarellen, nur an Besuchern. Denkwürdige Stunde im Fürther Stadtkrankenhaus: Die Fürther Krankenpflegeschule bestand 40 Jahre. Seit 1. Oktober 1931 legten bisher 497 Schülerinnen und Schüler als „weiße Engel der Krankenbetreuung“ ihre Prüfung ab. Die jüngsten Absolventinnen erhielten jetzt ihre Zeugnisse. Im Fürther Filmprogramm zur Monatsmitte u.a.: „Black Beauty“ mit Uschi Glas und Walter Slezak (Admiral), „Blutjunge Verführerinnen“ mit Ingrid Steeger und Margrit Siegel (Bambi), „Der feurige Pfeil der Rache“ mit Giuliano Gemma und Mario Adorf (City) sowie „Vier im roten Kreis“ mit Alain Delon und Yves Montand (Park). Samstag, 18. September 1971 Raumsorgen zum Jubiläum: Das Heinrich-Schliemann-Gymnasium bestand nun 75 Jahre. 1971 beherbergte die Schule 539 Schüler und platzte aus allen Nähten. Die Schulleitung verzichtete auf Jubiläumsfeierlichkeiten. Gemessen an den anderen Schulen Fürths fühlte man sich hintangestellt. Schließlich hatte die Stadt Fürth vor wenigen Jahren mit einer Spende des Hauses Schickedanz einen kompletten Neubau am Kieselbühl versprochen, herausgekommen war aber nur die Zuweisung einiger Altbauräume am Helmplatz. Wegen der immer noch nicht genehmigten Betriebsverlagerung der geruchsintensiven Firma Mattecka sprach eine Delegation aus Fürther Stadträten beim bayerischen Staatsminister für Landesentwicklung und Umweltfragen in München vor. Minister Streibl sagte den positiven Ausgang des Raumordnungsverfahrens zum 15. November 1971 zu. 1972 könnte dann die eigentliche Verlagerung durchgeführt werden, spätestens ab 1973 würde es in Fürth keine Geruchsbelästigung durch diesen Betrieb mehr geben. Montag, 20. September 1971 Rechtzeitig zur Kirchweih sollten die Fürther genau wissen, was ihnen die Zeit geschlagen hatte. Der Kirchturm der St. Michaels-Kirche bekam neue Zifferblätter mit großen römischen Ziffern. Die alten Zifferblätter waren aufgrund starker Verwitterung kaum mehr ablesbar gewesen. Jean Mandel, Präsident der Israelischen Kultusgemeinde Fürths, feierte seinen 60. Geburtstag. Die Zahl der Ehrenämter und Auszeichnungen (darunter das Bundesverdienstkreuz I. Klasse) war rekordverdächtig, aber auch ein Zeichen der Wertschätzung, die der Jubilar in der Öffentlichkeit genoss. In der Nazizeit verlebte er grausame Zeiten in Ghettos und KZ-Lagern, ehe er sich nach Kriegsende dem Wiederaufbau und dem Ausbau des elterlichen Bekleidungsgeschäfts widmen konnte. Dem Jubilar ging der Ruf des angeborenen Ausgleichstalents voran, weshalb er immer wieder von Privatleuten, Gemeinden und Institutionen als Schlichter bei Streitfällen bemüht wurde. Mit Songs, gutem Willen und standhafter Kunstverweigerung versuchte der junge Fürther Wolfgang Feige im Berolzheimerianum eine kühle Szene zum politischen Tribunal zu machen. Die jungen Zuhörer zeigten sich nach zwei Stunden nicht angeregt, sondern gelangweilt. Im 203. Lokalderby besiegte die SpVgg den 1. FC Nürnberg im Ronhof vor 18.000 Zuschauern mit 2:1. Tore für Fürth durch Stolle und Jäger. Damit verbesserte man sich auf Rang sieben der Tabelle. Dienstag, 21. September 1971 Das Sommerbad am Scherbsgraben schloss seine Pforten. Es gab zwar Hitzerekorde, aber keine Besucherrekorde. Insgesamt passierten 1971 „nur“ 263.000 Besucher die Kasse, was eine Steigerung um 22.500 Besuchern gegenüber 1970 bedeutete. Schuld daran war vor allem der Monat Juni mit seinem mehr als miserablen Badewetter. Die Fürther gewannen nicht nur das Fußballderby gegen Nürnberg, sondern auch das traditionelle Fischerstechen auf der Pegnitz im Stadtzentrum Nürnbergs. Günther Zolles entführte zu dritten Mal hintereinander den Sieg in die Kleeblattstadt. Er erhielt dafür endgültig den Franz-Bromig-Gedächtnis-Pokal. Der Fürther Stadtrat kapitulierte vor dem Ausweglosen: Mit der Erhöhung der Gewerbesteuer von 330 auf 350 und der Grundsteuer von 300 auf 330 Punkte verabschiedete man die unpopulärste Entscheidung des Jahres 1971. Beide Steuererhöhungen galten rückwirkend zum 1. Januar 1971. Die Stadträte Dr. Mertens (NPD) und Riedl (DKP) stimmten dagegen. Der Haus- und Grundbesitzerverein protestierte vergeblich (bereits die vierte Gebührenerhöhung 1971) und befürchtete drastische Mietsteigerungen. Ab 1. Oktober 1971 galt auch in Fürth die 40-Stunden-Woche im Einzelhandel. Bis 1958 standen die Verkäufer 48 Stunden hinter dem Ladentisch, von 1958 bis 1966 galt die 45-Stunden-Woche und ab dann bis zum 30. September 1971 die 42,5-Stunden-Woche. Mittwoch, 22. September 1971 Kurz vor Mitternacht wurde in der Nähe der Atzenhofer Kaserne der Fürther Taxifahrer Rudolf Stahlhofen mit einem
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