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sich deshalb vor den Zug geworfen. Die SpVgg kam bei ihrem Auswärtsspiel beim ESV Ingolstadt zu einem 0:0-Unentschieden. Damit belegte man nach acht Spielen Rang sieben der Tabelle zur Regionalliga Süd. Dienstag, 28. September 1971 Der „Kieselstah“ war nicht mehr. Im Alter von 71 Jahren verstarb der Fürther Mundartdichter Ernst Kiesel. Keine zwei Wochen vorher hatte er noch seine „Goldene Hochzeit“ gefeiert. Seine unverfälschten Mundartgedichte „A Zinsala“ zeugten von einem trockenen Humor. Der Fürther Reitverein St. Georg veranstaltete am Wochenende ein Großturnier mit 350 Startern. Die Fülle der Prüfungen und die durchwegs starke Beteiligung an den zehn Disziplinen verlangten den Organisatoren alles ab. Erst in der Dämmerung stand das letzte Ergebnis fest. Manfred Roth war mit einem Dressursieg bester Fürther Teilnehmer. Polizeihauptmeister Johann Hofbauer, den die Leser der FN vor Jahren zum freundlichsten Polizisten der Kleeblattstadt kürten, ging nun in den Ruhestand. Er hatte über 20 Jahre insbesondere die Fürther Schülerlotsen betreut und sich dem Verkehrsunterricht an den Schulen gewidmet. Der „Bergholdsche Mandolinen- und Gitarrenklub“ beging in Fürth seinen 50. Geburtstag. Anstoß war die Wandervogelbewegung nach dem ersten Weltkrieg. Wolfgang Berghold gelang es lange Zeit, Musikleben und Mitgliederstand auf hohem Niveau zu halten. Aber seit mehr als zehn Jahren litt man unter akutem Nachwuchsmangel. Kein Wunder, Rock`n Roll und Beat interessierten junge Leute mehr als die Musik der Mandolinenzupfer. Mit einem Start in London trugen Dr. Herbert Meier und Bernd Kannenberg vom LAC Quelle im TV Fürth 1860 zum siebten Male das Nationaltrikot. Im Oktober vertraten sie in Genf erneut die Bundesrepublik. Mittwoch, 29. September 1971 Tausende gaben dem ermordeten Fürther Taxifahrer Rudolf Stahlhofen das letzte Geleit. Nahezu 250 Taxis aus ganz Süddeutschland rollten mit Trauerflor an den Antennen durch die Straßen Fürths. Eine Ehrenwache bezog am Tatort der Panzerstraße im Wiesengrund Posten. Im Gegenzug hatte die amerikanische Militärpolizei das Gelände der Atzenhofer Kaserne gesichert, da man Übergriffe befürchtete. OB Scherzer hielt die Grabrede, die von tiefem Mitgefühl geprägt war. Ein Sieg des „fränkischen Giebeldaches“: Nach heftiger Debatte billigte der Bauausschuss den Entwurf des Bebauungsplans für das Gebiet am Kieselbühl. In dem Gelände zwischen Kieler-, Hamburger- und der verlegten Würzburger Straße plante ein Bauträger Eigenheime und Eigentumswohnungen zu errichten. Für die höheren Wohnblöcke wurde die Flachdachbauweise zwar genehmigt, alle Reihenhäuser waren aber mit Satteldach auszuführen. Etwa 500 Fürther Katholiken der Pfarrei St. Heinrich führten unter der Leitung von Prälat Pieger eine Herbstwallfahrt nach Regensburg durch. Nach der Ankunft bewegte sich die Prozession mit Fahnen und Bannern zum Dom. Dort zelebrierte Nikolaus Pieger ein feierliches Hochamt, das von Gesängen der Regensburger Domspatzen umrahmt war. Nachmittags versammelten sich die Pilger beim Marienheiligtum der „Alten Kapelle“. Donnerstag, 30. September 1971 Sondersitzung des Fürther Stadtrats zu Ehren von Prof. Dr. Hermann Glockner: OB Scherzer überreichte dem 75jährigen Hegel-Forscher und Philosophen die „Goldene Bürgermedaille“. Damit wollte die Stadt die wissenschaftlichen Werke und natürlich seine Fürther Jugenderinnerungen in gebührender Form würdigen. Es war die 13. Verleihung dieser Fürther Auszeichnung. Die Fürther Jusos waren im Hinterhof an der Hirschenstraße unter sich, das Parteiestablishment der SPD glänzte komplett durch Abwesenheit, denn es ging um das provokante Thema: „Die DKP – ein möglicher Partner?“ Die Jusos zumindest sahen gemeinsame Punkte zwischen Sozialisten und Kommunisten, so z.B. im „Kampf gegen die Ausbeutung der arbeitenden Menschen“. Entgegen dem allgemeinen Preisauftrieb senkte das Fürther Großversandhaus Quelle die Preise für diverse Elektroartikel zum zweiten Mal innerhalb von sechs Wochen. So wurden jetzt z.B. über ein Drittel aller Tiefkühltruhen um 5% billiger. Freitag, 1. Oktober 1971 Fürther Künstler stellten in der Erlanger Orangerie aus: Die Bildhauerin Gudrun Kunstmann war mit 30 Kleinplastiken aus Bronze vertreten, der Maler Georg Weidenbacher mit 75 Gemälden. Bei den Schwimmern der SpVgg lebte „Schorsch Lauterbach“, unvergessener Kanalschwimmer, Wasserballer sowie beliebter und beleibter Fürther Bademeister, über den Tod hinaus fort. Seine Angehörigen hatten einen Gedächtnispokal für den jeweils besten Schwimmer der Abteilung gestiftet. Den erstmals ausgetragenen Wettbewerb gewann der 15-jährige Manfred Vollbrecht.

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