An der Schwabacher Straße 65 schräg gegenüber dem Schwabacher Schulhaus eröffnete das Spielwarengeschäft Linz. Im Mekka aller Kinderträume blieb kein Wunsch unerfüllt. Aber auch Hobby-Modellbauer kamen auf ihre Kosten. „Spielwaren-Linz“ führte alle gängigen Marken wie Revell, Faller oder Herpa. Im Fürther Filmprogramm zum Monatsbeginn u.a.: „Schulmädchenreport, 2. Teil“ mit Friedrich von Thun und Astrid Kilian (Admiral), „Wo, bitte, geht`s zur Front?“ mit Jerry Lewis (Bambi), „Big Jake“ mit John und Patrick Wayne (City) sowie „El Condor“ mit Lee van Cleef und Mariana Hill (Park). Samstag, 2. Oktober 1971 Die Fürther „Freunde und Helfer“ mussten in den nächsten beiden Wochen etwa 1200 Überstunden leisten, denn die Fürther Kirchweih nahte und mit ihr die „Kirchweihverkehrsschlacht“ mit ihren vielen Umleitungen. Acht große Kreuzungen in der Innenstadt einschließlich ihrer Ampelpakete waren ab sofort nicht mehr benutzbar. Jeder verfügbare Beamte wurde für den Umleitungsverkehr zur Verkehrsregelung benötigt. 45 Beamte dirigierten den Umleitungsverkehr im Stil eines Karajans. Im ehemaligen Kino „Kristallpalast“ an der Pfisterstraße 3 eröffnete – wieder einmal – das „Fürther Platzl“. Die Trachtenkapelle Bock (acht Damen und sieben Herren) sorgte für oberbayerische Festhallenatmosphäre in der Fürther Altstadt. Die Arbeiter trauerten: Im Alter von 71 Jahren verstarb mit Georg Zinner der frühere Vorsitzende und Geschäftsführer der Industriegewerkschaft Bau-Steine-Erden. Der gelernte Schlosser war von 1946 bis1951 Vorsitzender, danach bis 1964 Geschäftsführer der Fürther Verwaltungsstelle. Montag, 4. Oktober 1971 Die Fürther Kirchweih erlebte einen sonnigen Auftakt. Bürgermeister Dr. Karl Meyer hatte am Sonntag Punkt 11 Uhr das Startzeichen gegeben und Tausende von Gästen im Geismannsaal begrüßt. Die Kapelle Strobel heizte kräftig ein, die „Pöiterlasboum“ strapazierten die Lachmuskeln und die vier „Fidelios“ waren durch den Tabakqualm im Saal nur noch schwer zu erkennen. Nach der Mittagszeit bevölkerten dann Zehntausende die Fürther Budenstadt. Im alten Haus und doch in neuen Räumen präsentierte sich zu Kirchweihbeginn das Fachgeschäft „Schuh-Hofer“ in der Sternstraße 19. Das älteste Fürther Schuhgeschäft wurde 1884 gegründet. Zuerst firmierte man in der Königstraße, dann in der Schindelgasse und ab 1904 schließlich im damaligen Neubau in der Sternstraße, heute ein dringend sanierungsbedürftiges Objekt im Zentrum Fürths. Die SpVgg kam bei ihrem Kirchweihspiel im Ronhof gegen den FC Villingen nur zu einem 1:1-Unentschieden. Das Tor für Fürth erzielte Zimmert. Damit blieb man auf Platz sieben der Tabelle. Dienstag, 5. Oktober 1971 Es begann die provisorische Gastspielsaison, mit der der Verein „Freunde des Fürther Theaters“ die lange Umbauzeit des Stadttheaters überbrücken wollte. Den Anfang machten nun Burgschauspieler Paul Hofmann und Käthe Gold, die sich im Stück „Geliebter Lügner“ von Jerome Kilty auf der Bühne des Berolzheimerianums im Dialog maßen. Nachdem das Stadttheater über keine Kasse mehr verfügte, wurden die Karten über das ABR am Bahnhof und das Reisebüro Kuhlmann an der Fürther Freiheit verkauft. Wer im Fürther Kirchweihgewühl eine Oase der Ruhe suchte, wurde im kleinen Park des Quelle-Kaufhauses fündig. Hier konnte man seine Kinder bei der „Lebkuchenhex“ oder dem „Kasper“ abgeben. Die passten dann 30 Minuten auf den Nachwuchs auf. Inzwischen konnten die Erwachsenen verschnaufen oder einkaufen. Vier Kilometer des Franken-Schnellwegs Fürth-Erlangen (A 73) wurden dem Verkehr übergeben. Es handelte sich um das Teilstück zwischen Königsmühle und Erlangen-Bruck. Mittwoch, 6. Oktober 1971 Großer Tag bei „Alt Fürth“: Der Verein für Heimatforschung konnte mit Prof. Dr. Hermann Glockner den jüngsten Träger der goldenen Bürgermedaille für einen Vortrag gewinnen. Die „Vergegenwärtigung der Vergangenheit“ war das zentrale Thema seiner Ausführungen (wie geschaffen für einen Geschichtsverein!). Am Ende begeisterter Beifall im überfüllten Dekanatssaal. Zwei verdiente Persönlichkeiten des Fürther Musiklebens wurden ausgezeichnet: Die Geigerin Anita Lauer-Portner und Kirchenmusikdirektorin Frieda Fronmüller erhielten von OB Scherzer das Bundesverdienstkreuz überreicht. Wegen der Kirchweih begann die Feuerschutzwoche in Fürth eine Woche später. Höhepunkt war eine Übung an der amerikanischen Schule in der Südstadt. Der amerikanische „Firechief“ übersetzte dabei die notwendigen Erklärungen über Megaphon für die amerikanischen Schulkinder. Donnerstag, 7. Oktober 1971 Barbara Fuchs erhielt aus der Hand OB Scherzers die Bundesverdienstmedaille. Die Auszeichnung galt einer
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