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beispielhaften Betriebstreue: 60 Jahre lang, vom ersten Lehrlingstag an, war die Geehrte in der Fürther Spielefabrik Kleefeld & Co tätig gewesen. Langfinger auf der „Kärwa“ machten der Polizei das Leben schwer. Vier von ihnen konnten jetzt festgenommen werden. Meist zerschnitten sie nachts die Bespannung von Verkaufsbuden und stahlen wertvolle Teile des Sortiments. Dieses Jahr begannen die Fürther Geschäftsstellen der gesetzlichen Krankenkassen schon im Oktober mit der Auszahlung der Prämien an ihre Mitglieder. Für jeden nicht benutzten Krankenschein erhielt man 10 DM pro Quartal, höchstens jedoch 30 DM pro Jahr. Im Januar hatte diese erstmals greifende Verordnung zu einem chaotischen Überrennen der Krankenkassen geführt. Die Regelung selbst war unter Experten umstritten, hielt sie doch Gesunde von Arztbesuchen zur Früherkennung von Krankheiten ab. Freitag, 8. Oktober 1971 Die sechs Gemeinden des Knoblauchslandes wollten sich auch nach den jüngsten Kabinettsbeschlüssen nicht so ohne weiteres nach Nürnberg oder Fürth eingemeinden lassen. Man wolle selbständig bleiben, dazu habe man noch „einige Pfeile im Köcher“. Das Fürther Hallenbad ging in seine dritte Saison. Konstant hohe Belegzahlen bestätigten den Optimismus der Initiatoren. Den 321 Mitgliedern der SpVgg-Schwimmabteilung standen viel zu wenig Schwimmzeiten zur Verfügung. Die beiden Becken platzten an den 60 Trainingsabenden pro Saison aus allen Nähten. Bis zu 120 Kinder nahmen am wöchentlichen Training teil. Zwei Fürther Künstler hatten beim Wettbewerb für die künstlerische Ausgestaltung der Nürnberger Pädagogischen Hochschule erste Preise erhalten. Johann Schmidt-Rednitz erhielt für seinen Entwurf zur Gestaltung des Innenhofes 3000 DM, Günter Spitzka für die Konzeption der Wandgestaltung der Aula 2000 DM. In der Zirndorfer Pinder-Kaserne kam es zu einem Gespräch zwischen Vertretern der Taxifahrer-Vereinigung Nürnberg-Fürth-Zirndorf und Kommandeuren der stationierten US-Soldaten. Es sollten nach dem Mordfall an dem Taxifahrer Stahlhofen Vorkehrungen getroffen werden, um zukünftig Übergriffe amerikanischer Soldaten auf deutsche Taxifahrer auszuschließen. Samstag, 9. Oktober 1971 Früher führte die Ortsverbindung über eine steile Brücke des alten Ludwigskanals, jetzt wurde die neue Querverbindungsstraße zwischen Stadeln und Steinach in Betrieb genommen. Die Neubaustrecke wurde durch den Schnellstraßenbau Nürnberg-Fürth-Erlangen notwendig. Aber schon am ersten Tag stöhnten die Steinacher über den heftigen Verkehr. Das Fürther Fachgeschäft „Gummi-Wörner“ warb für den Teppichbodenverkauf in seiner Filiale in der Nürnberger Straße 3. Dort (im alten „Kronprinz“) zeigten jugoslawische Teppichknüpferinnen während der Kirchweihzeit ihre Knüpfkunst an Kelims aus reiner Schurwolle. Peter Löwer, Torwart der SpVgg-Vertragself, unterstützte als Losverkäufer stundenweise die Blumentombola an der Fürther Freiheit. Montag, 11. Oktober 1971 Ganz Franken kam am Bauernsonntag zum traditionellen Erntedankzug der St.-Michaels-Kirchweih nach Fürth. In malerischen Trachten zogen die Gruppen am fahnengeschmückten Fürther Rathaus vorbei. OB Scherzer empfing mit strahlendem Lächeln die Erntedankgaben. Aufgrund des schönen Wetters standen mehr als 100.000 Zuschauer an den Straßenrändern, um die 2500 Mitwirkenden mit 25 Kapellen und 45 Festwagen zu begutachten. Verspätete Rache: Als der letzte Wagen des Festzuges die Ehrentribüne vor dem Rathaus passiert hatte, erinnerte eine ominöse Stimme über Lautsprecher an Fürths unfestliche „Mattecka-Düfte“. Man möge doch diesen Missstand umgehend beenden ... Der „Mahner“ zum ungebetenen Zeitpunkt war NPD-Stadtrat Dr. Mertens. Es war seine Retourkutsche, weil man ihn nicht im Alleingang vor Eintreffen des Festzuges mit seinem speziellen „Festwagen“ mit Anti-Mattecka-Protestschildern bei der Ehrentribüne passieren ließ. Die SpVgg verlor in der Vorrunde des DFB-Pokals das 204. Lokalderby vor 8000 Zuschauern im Nürnberger Stadion gegen den 1. FC Nürnberg mit 1:3. Damit schied Fürth aus dem Wettbewerb. Dienstag, 12. Oktober 1971 Eine Modewelle überzog die Sportvereine: Wer es sich leisten konnte, schaffte sich eine „Flutlichtanlage“ an. Ein Fußballfeld auszuleuchten, kostete etwa 20.000 DM. So konnte auch nach Einbruch der Dunkelheit trainiert werden, denn eine „Sommerzeit“ gab es damals noch nicht. Jetzt stellte der ASV Fürth an der Magazinstraße die Masten dazu auf. Eine 10.000 DM-Spende des verstorbenen Mäzens Karl Leupold hatte als Grundstock zur Finanzierung gedient. Eine Woche später hatte auch der Tuspo Fürth auf seiner Anlage in Kronach vier Quecksilber-Jod-Leuchten, die auf 14 m hohen Stahlmasten saßen, in Eigenregie installiert. Die Mitglieder des Vereins für Heimatforschung „Alt-Fürth“ unternahmen einen Ausflug in die Geschichte der St.-

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