Zuhörer im Berolzheimerianum jedoch kaum fesseln. Der Fürther „Stadtausschuss für Leibesübungen“ entschied sich für die Entstehung eines „Trimm-dich-Pfades“ (Vita-Parcour). Ausgangspunkt sollte der Parkplatz am alten Forsthaus sein. Für 7000 DM brachte man auf einem Rundkurs von etwa 2,5 km wenig später 20 Stationen unter. Damit lag man voll im bundesdeutschen Trend. Freitag, 3. Dezember 1971 Das Fürther Handball-Urgestein Heinrich Keßler vom TV Fürth 1860 feierte seinen 70. Geburtstag. Der Jubilar errang mit seinem Verein 1928 und 1931 die süddeutsche Meisterschaft und stand mit den 60ern im deutschen Endspiel 1928, das in der Verlängerung verloren ging. Der „Heiner“ war danach 30 Jahre Schiedsrichter, ehe er als Handball-Kreisspielleiter und Bezirkspressewart administrative Aufgaben übernahm. Ein Verordnungstext zur Gebietsreform verteidigte mögliche Eingemeindungen: „Dringende Gründe des öffentlichen Wohls gebieten, die Verwaltungszuständigkeiten in der Ballungskern- und Ballungsrandzone weitgehend – auch gegen den Willen der einzugliedernden Gemeinden und ihrer Einwohner – den kreisfreien Städten zuzuordnen.“ Das bedeutete, dass der Landkreis Fürth die sechs Gemeinden Neunhof, Boxdorf, Großgründlach, Sack, Stadeln und Vach verlieren sollte. Diese Gemeinden wurden kurze Zeit später zwischen Nürnberg und Fürth aufgeteilt. Im Fürther Filmprogramm zum Monatsbeginn u.a.: „Der Stewardessen-Report“ mit Ingrid Steeger und Evelyn Traeger (Admiral), „Obszönitäten“ mit Elke Boltenhagen und Helmut Alimonta (Bambi), „Love Story“ mit Ali MacGraw und John Marley (City) sowie „Manfred von Richthofen“ mit John Phillip Law und Don Stroud (Park). Samstag, 4. Dezember 1971 Schnee gab`s keinen, nur Schummerlicht aus selbstgebastelten Laternen: Auf der Fürther Freiheit wurde der Fürther „Weihnachtsmarkt“ eröffnet. Dieser war zwar kleiner als der zeitgleich eröffnete berühmte Christkindlesmarkt in Nürnberg, aber gemütlicher und ganz ohne extra angereiste Taschendiebe. Die Beschwerden von Anwohnern und Stadtverwaltung zeigten Wirkung: Von der Nürnberger Kläranlage an der Stadtgrenze gingen jetzt weniger Geruchsbelästigungen aus. Die Nachbarstadt hatte die Abluft der Tropfkörper mit geruchsbindenden Stoffen erfolgreich „korrigiert“. Die seit 1968 laufende Erweiterung der Kläranlage erforderte eine „Parfümierung“ auf Dauer. OB Scherzer dankte Stadtschulrat Senator Hauptmannl für seinen Erfolg bei den persönlichen Verhandlungen im Münchner Finanzministerium. Es war gelungen, das Bauprojekt der Schwandschule auf einen sicheren Platz in der Prioritätenliste zu heben. Damit war der Finanzierungs- bzw. Baustopp vom Tisch. Prof. Dr. Franz Gall lehnte den an ihn ergangenen Ruf der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt auf den ordentlichen Lehrstuhl für Herz-, Gefäß- und Thoraxchirurgie ab. Er blieb damit weiterhin dem Fürther Stadtkrankenhaus als Vorstand des Zentrums operative Medizin erhalten. Montag, 6. Dezember 1971 Der Fürther Obermeister der Schornsteinfeger-Innung sollte den 1. FC Nürnberg in eine glücklichere Zukunft führen. Der im Fürther Ortsteil Burgfarrnbach lebende Hans Ehrt wurde auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung des Clubs mit 522 von 552 Stimmen neuer 1. Vorsitzender. Hans Ehrt löste Walter Luther ab. Die Ehrungen beim Siegerabend des TV Fürth 1860 wollten kein Ende nehmen: Es war das erfolgreichste Jahr des Vereins. Soviel Beifall hatte der Geismannsaal schon lange nicht mehr erlebt. Eine internationale Meisterschaft, fünf deutsche Meisterschaften, acht Deutsche Vizemeisterschaften, 40 Bayerische Meisterschaften, fünf süddeutsche Meisterschaften und fünf süddeutsche Vizetitel hatten die TV-Athleten 1971 erkämpft. Dazu kamen noch 42 Bezirks-, 43 Kreis- und 29 Stadtmeisterschaften. OB Scherzer erhielt zusammen mit anderen Mitgliedern das silberne Ehrenzeichen für 25-jährige Mitgliedschaft. Nach mehr als zwei Stunden Ehrungen mussten die Hände der Vorstände wohl unförmig angeschwollen gewesen sein. Die SpVgg trennte sich in ihrem Auswärtsspiel beim SSV Reutlingen 1:1 unentschieden. Das Tor für Fürth erzielte Bergmann. Damit blieb man auf Rang zehn der Tabelle. Dienstag, 7. Dezember 1971 Fürths höchstes Bauobjekt entwickelte sich zum Superlativ: Das Bahnhof-Center der Franken-Wohnbau warf viele traditionelle Vorstellungen über den Haufen. Das 17-stöckige Mammutwerk erforderte ein zwei Meter dickes Fundament aus Massivbeton. 58.000 Kubikmeter umbauten Raums wollten gesichert sein. Derzeit fraßen sich die Planierraupen 11,5 m unter Niveau. Schließlich sollten die Eigentümer eines Tages im Supermarkt im Keller einkaufen. OB Scherzer taufte auf dem Gelände in Seckendorf das neue Schleppflugzeug des Aero-Clubs auf den Namen „Stadt Fürth“. Vor der eigentlichen Einweihung hatte ein Regenschauer Flugzeug und Zuschauer zunächst auf natürliche Art getauft. Spender für den neuen Vogel vom Typ „Mourane“ waren u.a. der Fotohändler Hannsheinz
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