Trabantenstadt. Die Umschlagzeichnungen gestaltete der Hardhöhen-Nachwuchs. Montag, 13. Dezember 1971 Der Kronacher Pfarrer Dieter Knoch verließ die evangelisch-lutherische Landeskirche, weil er dagegen war, dass Frauen predigten. Er vertrat die Ansicht, dass mit der Einsegnung der ersten beiden Pfarrvikarinnen in Bayern eine zu starke Abweichung vom lutherischen Bekenntnis erfolge. Knoch wurde anschließend Lehrer am Missionsseminar der Freikirche in Bleckmar in Hessen. In der Johanniskirche in Burgfarrnbach vollzog Kreisdekan und Oberkirchenrat Luther die Ordination von Vikar Hans-Jörg Köppen. Höhepunkt des sportlichen Lebens außerhalb der Arenen wurde wieder einmal die Ehrung der Fürther Meistersportler. In der Aula der Berufsschule II bedankte sich OB Scherzer bei 30 Einzelkönnern und 23 Mannschaften. Das Gros der Geehrten kam aus dem Lager der Leichtathleten. Zum letzten Mal verlas Fritz Gräßler, der unermüdliche Vorsitzende des Stadtausschusses für Leibesübungen, seinen Jahresbericht. Nach 20jähriger Amtszeit wurde Gräßler mit großem Applaus verabschiedet. In der Gemeinde St. Paul wurde es international. Konfirmanden und junge Leute der Jugendgruppe „high 2000“ hatten Gäste aus vielen europäischen Ländern zu einer multi-kulti-Adventsfeier eingeladen. Im Mittelpunkt standen die 8000 in Fürth lebenden ausländischen Gastarbeiter, die schließlich als „Nachbarn“ zu verstehen waren. Die SpVgg trennte sich bei ihrem Heimspiel im Ronhof vor 2500 Zuschauern von Hessen Kassel 2:2 unentschieden. Tore für Fürth durch Marchl (FE) und Kroninger. Damit belegte man Rang elf der Tabelle. Dienstag, 14. Dezember 1971 19 Ersatzdienstler leisteten in Fürth eine aufopferungsvolle Sozialhilfe. Sie arbeiteten im Fürther Stadtkrankenhaus (16) und im Kinderheim St. Michael (3). Diese Pazifisten warben durch ihre zuverlässige Arbeit für ihre Sache. Die Ersatzdienstleistenden wollten vom Image der „gammelnden Drückeberger“ wegkommen. Während der 18monatigen Ersatzdienstzeit fühlten sie sich allerdings fachlich nicht ausreichend vorgebildet und dadurch wiederum diskriminiert. Die Pleite des Bauträgers „Doma“ erreichte nun auch den im fernen Persien weilenden Teilhaber Fersch. Nachdem schon bei seinem Partner Horst Lösel das Konkursverfahren eröffnet wurde, setzte der Fürther Konkursrichter Jungkunz nun auch das Verfahren über das Privatvermögen von Dieter Fersch in Gang. Eine Forderung von 270.000 DM stand im Raum. Verfahrensbegründung: Grundstücke seien zwar vorhanden, aber wegen der Abwesenheit Ferschs in nächster Zeit nicht gewinnbringend zu verwerten. Mittwoch, 15. Dezember 1971 Es wurde extra eine Rede-Laube angekarrt, um alle vier Fahrspuren der neuen Ludwigbrücke in Reden gebührend zu würdigen. Der 24 m breite und 160 m lange Neubau hatte zusammen mit den Anschlussstraßen in fünf Jahren rund 15 Mio DM verschlungen. OB Scherzer sprach bei der Einweihung von einem „in Fürths Geschichte noch nie gekannten Kraftakt.“ Nun gab es zwischen Billinganlage und der Poppenreuther Straße kein Nadelöhr mehr. Durch die Erdaufschüttungen entstanden an den Brückenenden so nebenbei zwei Parkplätze für insgesamt 82 Autos. Verschnaufpause für die Fürther Stadtpolizei: Wegen der angespannten Finanzlage bürdete die bayerische Staatsregierung den Städten die Defizite ihrer Polizei noch für drei weitere Jahre auf. Definitiver Termin zur Verstaatlichung der Fürther (und Nürnberger) Stadtpolizei: 1. Oktober 1974. Die Fürther Post verzeichnete in der Vorweihnachtszeit einen Massenansturm. Die Fürther belagerten die Paketschalter und gaben täglich an die 7000 Gepäckstücke ab. Donnerstag, 16. Dezember 1971 Überall in der Stadt Fürth begann der Christbaumverkauf. Wer mit einer zimmerhohen Tanne den Verwandten an den Feiertagen imponieren wollte, musste schon 40 DM auf die hohle Händlerhand legen. Fichten kosteten deutlich weniger. Es war wieder die Zeit der Treibjagden. Hasenbraten an Weihnachten war begehrt. Das Fürther Umland war seit jeher berühmt für seinen Reichtum an Niederwild. Ungewöhnlich war jetzt aber ein normales Kesseltreiben in der Umgegend von Vach, wo sage und schreibe 234 Hasen innerhalb weniger Stunden zur Strecke gebracht wurden. Elternvereinigungen gab es bisher nur an Gymnasien und Schulen mit mittlerem Abschluss. Jetzt organisierten sich in Fürth die Eltern der Volksschüler. Der Gründungsstamm des Elternverbandes zählte etwa 150 Mitglieder. Als 1. Vorsitzender wurde Privatdozent Dr. Hermann Ammon nominiert. An jeder Fürther Volksschule hatte der Elternverband einen „Ableger“. Mit einem Weihnachtsspiel unterhielten die Kleinen aus dem Privatkindergarten Irmingard Lorbeer einen ganzen Saal voll Muttis, Papis und Omis. Liebevoll kostümiert schenkten Zwerge, Engelchen und Sterne ihren Lieben im proppenvollen Dekanatssaal zwei Stunden Weihnachtsvorfreude mit Liedern, Gedichten und Sketchen.
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