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Die Fürther Stadtväter besuchten das Grundig-Werk 16, wo sie „die Geburt“ eines Farbfernsehgerätes hautnah miterleben konnten. Der Produktionsablauf in der 25.000 qm großen Halle entsprach dem neuesten Stand von Automation und Fördertechnik. Elektronik beherrschte den Produktionsvorgang. Jedes fertige Gerät wurde in 57 Schritten 24 Stunden lang ununterbrochen geprüft. Täglich verließen 400 Farbfernsehgeräte das Werk. Der Stadtrat zeigte sich tief beeindruckt. Einen bunten Frühlingsgruß inmitten des grauen tristen Winterwetters entbot der Fachverband der Blumenbinder (heute vornehm „Floristen“) den Fürthern. Mit einem herrlichen Blumenkorso durch die Stadt erinnerte man die Mitbürger in eigener Sache an den kommenden Valentinstag (14. Februar). Die Mitglieder des TV Fürth 1860 suchten eine Antwort auf eine „brennende“ Frage: Wohin nur mit einer neuen Turnhalle? Die abgebrannte alte 60er Turnhalle in der Turnstraße erhitzte die Gemüter. Der reichlich vorhandene Platz auf dem Gelände an der Forsthausstraße sowie die immer stärkere Bebauung des Stadtwestens sprachen für ein neues modernes Sportzentrum in Dambach. Finanzierbar wäre diese großzügige Lösung jedoch nur durch einen Verkauf des Geländes der alten Brandruine. Aus der gesamten Region kamen die Tabakbauern, um bei der „Gründlacher Tabakauktion“ ihr Erzeugnis zu verkaufen. Seit etwa 400 Jahren wurde in der Gegend um Großgründlach schon Tabak angebaut. Die Qualität war sehr geschätzt. Zollbeamte überwachten das Abwiegen und Verladen der kostbaren Ernte. Freitag, 12. Februar 1971 Der Finanz- und Verwaltungsausschuss der Stadt Fürth musste zähneknirschend zahlreiche unaufschiebbare Mehrausgaben nachgenehmigen, darunter eine überplanmäßige Ausgabe in Höhe von 17.000 DM (!) für die Überholung des Aufzugs im Fürther Rathaus. Er war nicht lotrecht befestigt gewesen, was eine Reparatur von über sechs Monaten nach sich zog. OB Scherzer zeichnete den gebürtigen Fürther Werner Heider mit dem Kulturpreis der Stadt Fürth (3000 DM) aus. Heider war seit Jahren mit der Komposition moderner Musikstücke beschäftigt und hatte schon eine Vielzahl von Auszeichnungen in anderen Städten erhalten. Daneben wurden die Lehrerin Evamaria Mehnert (Schulmusik) und die Sängerin Heidemarie Zink (Alt) mit einem Förderpreis der Stadt Fürth (je 1500 DM) ausgezeichnet. Samstag, 13. Februar 1971 Der Bauausschuss des TV Fürth 1860 unternahm eine Besichtigungsfahrt nach Mainz und Darmstadt, um sich dort Anregungen für den Turnhallenneubau zu holen. Neben Architektur und Ausstattung begutachtete man insbesondere die unterschiedlichen Bodenbeläge dieser neuen Vorzeigehallen. Die beiden Fürther Brause- und Wannenbäder („Volksbäder“) in der Hirschen- bzw. in der Frauenstraße hatten 1970 noch immer großen Zulauf. Sie wurden insgesamt 45.273-mal benützt. Die Heizung des Bades in der Hirschenstraße hatte man unlängst erst von Koks auf Gas umgestellt. Als Nutzer der 32 Duschen und zehn Wannen kamen insbesondere Bürger ohne eigenes Bad in Betracht, aber auch der Anteil der Gastarbeiter lag schon bei 25%. (Das dritte Volksbad in der Geleitsgasse 13 hatte im Zuge der Altstadtsanierung zum 1. November 1969 für immer die Pforten geschlossen.) Die verzweifelte Finanzlage der Stadt bei der Beratung des außerordentlichen Etats der Stadt führte zu einem handfesten Krach. Finanzreferent Dr. Eckstein verwahrte sich gegen „Zahlenakrobatik“ hinter seinem Rücken. Als er auch noch Referenten-Kollegen verbal angriff, brach OB Scherzer die Sitzung ab. Montag, 15. Februar 1971 Der Kolpingsaal in der Simonstraße konnte die Faschingsnarren kaum fassen, die eine Nacht lang verrücktspielten. Der „Stadtverein-Hardhöhe“ hatte für die Bewohner der Trabantenstadt eine rauschende Ballnacht organisiert. Aber auch in anderen Faschingssälen herrschte Hochbetrieb: In Atzenhof feierte der Gesangverein Unterfarrnbach und bei der Hockeyabteilung der SpVgg herrschte eine Stimmung, dass man fürchten musste, der altehrwürdige „Grüne Baum“ würde einstürzen. Der Elferrat präsentierte sich dabei in Unterhosen. Jungunternehmer Ronald Wallie eröffnete in Stadeln seinen fünften Reinigungsbetrieb. Auf rund 100 qm Fläche wurde gewaschen, gereinigt und gebügelt. Weitere „Wallie“-Reinigungen arbeiteten schon in Nürnberg, Langenzenn und im Stadtgebiet Fürth (2). Die SpVgg verlor ihr Auswärtsspiel bei ihrem langjährigen Angstgegner SSV Reutlingen mit 0:1. Damit verschlechterte man sich auf Platz vier der Tabelle. Dienstag, 16. Februar 1971 Vertreter der Jungen Union besuchten das mit 45 Gastarbeiterinnen belegte Grundig-Wohnheim an der Gebhardtstraße. Die meisten der jungen Frauen kamen aus Griechenland. Sie beklagten die außerordentlichen Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche. Überhöhte Mietpreise und Vorurteile der deutschen Bevölkerung zwangen sie zur Heimbewohnung. Ein Nachzug der Familie war somit nicht möglich. Fehlende Kontakte zu

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