sich die Mehrheit des Stadtrats für eine teurere Umgestaltung (60.000 DM!) des Sitzungssaales. Maßnahmen waren notwendig, denn durch die Gebietsreform stieg die Zahl der Sitze ab 1. Juli 1972 von 42 auf 50. Der Stadtrat beschloss eine einschneidende Änderung bei der Straßenreinigung. Verschiedene Straßen, deren Säuberung bisher den Anliegern oblag, wurden ab 1. April 1972 in den Straßenreinigungsdienst der Stadt Fürth einbezogen. Allerdings hatten die Anlieger dafür zu zahlen. Damit stieg die zu reinigende Straßenstrecke von 71 km auf 96 km. Samstag, 26. Februar 1972 Das alteingesessene Fürther Sanitär- und Elektrogeschäft Koch zog von der Mathildenstraße 15 in die neuen Geschäftsräume an der Hans-Vogel-Straße 131 um. Das Geschäft existierte schon seit 1934 in Fürth. Krach um den „Lottersgarten“: Der Bau von 25 Wohnungen spaltete den Fürther Stadtrat in zwei Lager. Die Frage, ob die Baugenossenschaft „Volkswohl“ dort drei- oder viergeschossige Häuser bauen durfte, artete zu einer Grundsatzdebatte aus. Nach langer Diskussion wurde die „Höherzonung“ schließlich genehmigt. Ein nicht mehr benötigter Gipsraum im Stadtkrankenhaus wurde zum dritten Operationssaal umgebaut. Die Finanzierung in Höhe von 25.500 DM sah man durch Mehreinnahmen bei den Arzthonoraren als gesichert an. Die Vertragsspieler der SpVgg erzwangen die sofortige Beurlaubung ihres Trainers Werner Bickelhaupt. Die Zeitbombe tickte schon seit Wochen im Fürther Ronhof. Werner Marchl, ältester Vertragsspieler, leitete vorübergehend das weitere Training. Bereits vorher hatte es schon Auseinandersetzungen zwischen Bickelhaupt und der Vorstandschaft gegeben. Der Trainer erreichte in der letzten Zeit die Mannschaft nicht mehr. Diese schlug der Vorstandschaft die Trennung vor, der Vorstand stimmte dem Ansinnen zu. Montag, 28. Februar 1972 Obwohl der Ausschank des „Poculators“ erst am 5. März begann, stellte die Humbser-Geismann-Brauerei den süffigen Doppelbock schon vorab in der Presse vor. Der Alkoholgehalt betrug 5,89%. Die Maß im Geismannsaal kostete 2,90 DM. Für die Zeit des Poculators suchte man 35 regionale Gesangs-Nachwuchsstars. Jeweils fünf sollten an sieben Poculator-Abenden auftreten. Der jeweilige Tagessieger erhielt einen schönen Preis. Jetzt wartete man auf Bewerbungen. Die Städtische Real- und Handelsschule am Tannenplatz erhielt in einem Festakt den Namen „Hans-BöcklerSchule“. Wie Direktor Friedrich Winter meinte, sei das Wirken des Fürther Gewerkschafters Böckler eine mahnende Verpflichtung für die Schule. Palastrevolution dagegen an der Staatlichen Realschule an der Ottostraße: Die acht Redakteure der Schülerzeitschrift „Der Realist“ legten aus Protest gegen die Zensur ihrer letzten Nummer durch die Lehrkräfte ihre Ämter nieder. Schulleiter Richter rechtfertigte die Zensur mit den Worten: „Dies ist meine Zeitung!“ „Tag der offenen Tür“ bei der in Betrieb genommenen Müllverbrennungsanlage des Landkreises an der Rothenburger Straße. In dem gewaltigen Verbrennungsofen von 15 m Höhe wurde das Müllgut bei Temperaturen über 800 Grad verbrannt. „Gefüttert“ wurde der Ofen aus dem rund 100 Kubikmeter fassenden Müllbunker, in dem die Müllfahrzeuge ihre Last abluden. Die SpVgg gewann ihr Heimspiel im Ronhof vor 4500 Zuschauern gegen Jahn Regensburg mit 3:0. Tore für Fürth durch Ammon, Jäger und Heubeck. Damit verbesserte man sich auf Rang 11 der Tabelle. Dienstag, 29. Februar 1972 Ein 28-jähriger Polizeimeister wurde das Opfer einer Schießerei in Wild-West-Manier. Er wurde nach einer nächtlichen Verfolgungsjagd von einem 20-jährigen Italiener nahe der Fürther Stadtgrenze mit zwei Schüssen niedergestreckt. Nachdem Kollegen des Polizisten aus ihrem Auto auf den Italiener schossen, wurde dieser schwer verletzt. Ein riesiges Polizeiaufgebot nahm die stundenlange Spurensicherung auf. Der Italiener wurde wegen Raubes von Interpol gesucht. Auch die dritte Gesprächsrunde für einen Fürther Sportboothafen am neuen Europakanal brachte kein Resultat. Grundsätzlich waren die fünf Vereine TV Fürth 1860, SpVgg, MTV, ASV und Tuspo Burgfarrnbach interessiert, aber spätestens beim Thema Finanzen (mindestens 500.000 DM) mussten alle Interessenten passen. Ergebnis: Keine gemeinsame Trägerschaft. In einem Leserbrief analysierte man den Zuschauerschwund bei der SpVgg. Ergebnis: Zu viele gute Spieler wurden in den letzten Jahren verkauft und durch wesentlich billigere Spieler ersetzt, die das Spielniveau nach unten zogen. Abgegeben wurden z.B. Fürther, Knopf, Windhausen, Slatina, Billmann, Kamp, Boden und Ondera. Mittwoch, 1. März 1972 Fürths Freilichtbühnen-Idyll im Stadtpark wurde angegriffen und nach Angaben von Archivleiter Ammon „erfolgreich verteidigt“. Das „Fürther Kulturkollektiv“ durfte dort im Gegensatz zum Vorjahr keine Autorenlesung durchführen, obwohl diese Veranstaltung zu den wenigen gut besuchten Abenden im Stadtpark zählte.
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