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Verwaltungsrat Ammon sah sich als „Hüter der Empfindungen und Einstellungen“ aller Stadtparkbesucher. Die Fürther Jungautoren sprachen von „potenzierter Zensur“ und „Entmündigung des Bürgers“. Donnerstag, 2. März 1972 Ein echtes Luftkissenfahrzeug wirbelte in der Fürther Innenstadt viel Staub auf. „Dudu“, der Star des im AdmiralKino gezeigten VW-Films „Ein Käfer geht aufs Ganze“ war am Straßenrand geparkt und zog das Interesse der Passanten auf sich. Das Auto sah aus wie ein überdimensionaler Staubsauger. Die Jahresversammlung der „Freunde des Fürther Theaters“ im Schwarzen Kreuz stand im Zeichen ungewöhnlicher Aktivitäten. Der Verein war auf 370 Mitglieder gewachsen, das Spendenkonto für den Theaterumbau auf 265.000 DM. 600 der bisher 1200 Spender hatten Kleinbeträge bis zu 20 DM gespendet. Tenor: Manche Fürther hatten sich bisher zu den kleinen Leuten gerechnet, die sie nach ihrem Besitzstand bestimmt nicht waren. Freitag, 3. März 1972 Für die Nachbarstadt Nürnberg begann ein neues Kapitel der Verkehrsgeschichte: Im Stadtteil Langwasser wurde auf einem 3,5 km langen Abschnitt der U-Bahn-Betrieb aufgenommen. Viele Gäste beteiligten sich an der Jungfernfahrt zwischen den Endstationen Langwasser-Süd und Bauernfeindstraße. Die Eröffnungszeremonie verlief so chaotisch, dass viele Ehrengäste (darunter Fürths OB Kurt Scherzer) in den letzten Reihen eingekeilt stehend vom offiziellen Programm nichts mitbekamen. Oberfürberg, vor Jahren noch ein fast bäuerlicher westlicher Vorort, wurde mehr und mehr zum Villengebiet Fürths. Jetzt entstanden am Rande des Stadtwald-Erholungsgebietes 34 Luxus-Eigentumswohnungen mit GlasfrontBalkonen, begrünten Dachgärten und einem Penthaus. Im Fürther Filmprogramm zum Monatsbeginn u.a.: „Wo der Wildbach rauscht“ mit Walter Richter und Ingeborg Cornelius (Admiral), „Ein Käfer geht aufs Ganze“ mit Richard Lynn und Kathrin Oginski (Bambi), „Ein Mann in der Wildnis“ mit Richard Harris und John Huston (City) sowie „Kill“ mit Stephen Boyd (Park). Samstag, 4. März 1972 Die fränkische Großbrauerei „Patrizier Bräu AG“ wurde nun Wirklichkeit. Die Schickedanz-Brauereigruppe und die Hypo-Bank waren Initiatoren dieser Fusion. Beteiligt waren die Fürther Brauereien Geismann, Humbser und Grüner, darüber hinaus Henninger Reifbräu Erlangen, Sternbräu Dettelbach, Hofbräu Bamberg und Würzburger Bürgerbräu. Das Monstrum lag hinter Löwenbräu München bei einem jährlichen Ausstoß von 1,4 Millionen Hektoliter Bier und 150.000 Hektoliter alkoholfreier Getränke bayernweit an zweiter Stelle. Der Zusammenschluss wurde rückwirkend zum 1. Oktober 1971 vollzogen. Neuer Trainer der Vertragsspielermannschaft der SpVgg wurde Heinz Elzner. Dieser war im Dezember 1971 bei Jahn Regensburg vorzeitig aus seinem Dienstverhältnis entlassen worden. Elzner trat den Posten umgehend an. Mittlerweile bevölkerten 370 ausländische Jungen und Mädchen die Fürther Klassenzimmer. Die meisten der in Fürth lebenden Kinder von ausländischen Gastarbeitern konnten das Wort „Schule“ kaum aussprechen. An etlichen Kindern ging damals die deutsche Schulpflicht auch vorbei. 1971 lebten in Fürth 1722 ausländische Kinder unter 16 Jahren, etwa die Hälfte davon war schulpflichtig. Statt der so zu erwarteten 850 Bambinos waren jedoch nur 370 bei den Fürther Schulen gemeldet. Die höchste Ausländerquote hatte die Rosenschule, gefolgt von Kirchenplatz-, Pfister- und Maischule. Die Lehrer arbeiteten nach der Devise: Integrieren, nicht isolieren. Die Sprachprobleme bekamen die Lehrkräfte jedoch nicht in den Griff, entsprechend schlecht waren die Schulnoten ausländischer Kinder. Montag, 6. März 1972 Kaum war der letzte Faschingskater zu Ende, eröffnete OB Scherzer den diesjährigen „Poculator“ im Fürther Geismannsaal. Der Saal musste vor 11 Uhr schon wegen Überfüllung geschlossen werden. Der in der Kleeblattstadt geborene Rudi Büttner führte gekonnt durch ein flottes Kurzweil-Programm, in welchem die legendären Nürnberger „Peterlasboum“ natürlich nicht fehlen durften. „Frau Volkshochschule“ feierte: Ruth Stäudtner, die Leiterin der Fürther VHS, engagierte sich seit 25 Jahren in Sachen Weiterbildung. In dieser Zeit hatte sie der VHS ihren Stempel aufgedrückt. Die SpVgg verlor das 206. Lokalderby vor 26.000 Zuschauern im Städtischen Stadion Nürnberg gegen den 1. FC Nürnberg mit 0:1. Damit rutschte man auf Platz 14 der Tabelle ab. Jetzt war Abstiegskampf Trumpf. Dienstag, 7. März 1972 Der Fürther Industrielle Max Grundig erhielt in Anerkennung seiner Verdienste um die Entwicklung der europäischen Industrie den „Umberto-Biancamano-Preis“.

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