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Samstag, 18. März 1972 Fürth hatte 1971 mit 1.484.701 DM den höchsten Brandschaden aller mittelfränkischen Städte. Im Jahr 1970 waren es nur 138.830 DM. Einen neuen Höchststand erreichten dabei die Kinderbrandstiftungen. Besonders in Lagergebäuden in der Südstadt kam es immer wieder zu Zündeleien durch Kinder. Die Feuerwehr wusste meist beim Alarm schon, wohin sie zu fahren hatte. Auch in Fürth bildete sich eine Initiative in Sachen „Volksbegehren für die Rundfunkfreiheit“. Damit wollte man Dampf machen gegen das neue CSU-Rundfunkgesetz, das eine stärkere staatliche Beteiligung im Rundfunkrat vorsah. Auf der Fürther Freiheit konnte man sich in Listen eintragen. Private Rundfunkanstalten gab es damals in Bayern noch nicht. Die „Poculator-Saison“ erlebte mit dem „Schmarrertag“ im Geismannsaal nochmals einen Höhepunkt. Festwirt Rainer Most überreichte mit gravierten Zinndeckeln versehene Maßkrüge u.a. auch an die Bedienung Maria Schaupp, die schon seit 40 Jahren im Hause Most bediente. Sie hatte schon bei Großvater Michael Most als Bedienung gearbeitet. Montag, 20. März 1972 Das Niemandsland hinter der alten Leimsud am Scherbsgraben wurde jetzt von amerikanischen Pionieren als Parkplatz für das Sommerbad ausgebaut. Die Stadt Fürth stiftete dazu das Gelände und den Schotter. So entstanden 120 zusätzliche Parkplätze. Heute ist die Fläche mit Reihenhäusern zugebaut. Am Kieselbühl entstand ein neuer Ampelwald. Auf dem neuen Fürther „Stachus“ zwischen Hardhöhe und Burgfarrnbach wuchsen mehr als ein Dutzend Ampeln aus dem Boden. Sie sicherten die neue Abzweigung vom Kieselbühl nach Unterfarrnbach und zur Hinteren Straße in Burgfarrnbach. Seukendorf wollte zu Fürth! 91% der abgegebenen Stimmen sprachen sich für eine Eingemeindung nach Fürth aus. Die Beteiligung an dieser Bürgerbefragung betrug 68%. Leider wurde nichts daraus. Seukendorf ist heute noch eine selbständige Gemeinde. Die SpVgg gewann ihr Auswärtsspiel beim FC Villingen mit 2:1. Tore für Fürth durch Bergmann und Pieper. Damit verbesserte man sich auf Rang zehn der Tabelle. Dienstag, 21. März 1972 Ein neues Kapitel wurde aufgeschlagen: Um den Leistungsstandard anzuheben, gründeten die Schwimmabteilungen der beiden Fürther Großvereine TV Fürth 1860 und SpVgg Fürth die „Schwimmgemeinschaft Fürth“. Situationsgerecht unterzeichneten die Vereinsvorsitzenden im Hallenbad-Café diesen für die damalige Zeit als sensationell empfundenen Vertrag. Die neue Vorstandschaft war paritätisch besetzt. Der neue Verbund verfügte über 535 Mitglieder, die von zehn Trainern betreut wurden. Der Bauausschuss des Fürther Stadtrates übte sich im Vor-sich-Herschieben von Problemen. Wieder traf man keine Entscheidungen über Bauvorhaben am Kieselbühl. Somit wurden auch die Bemühungen um den dortigen Neubau eines Gymnasiums auf den St.-Nimmerleins-Tag verschoben. Im letzten Monat stieg das Spendenkonto für den Fürther Theaterumbau um weitere 50.000 DM. Die Spendensumme betrug nun 265.762 DM. Die Haarmode im „Stil 72“ erinnerte teilweise an die zwanziger Jahre. Bei den Damen war die „Innenrolle“ (Greta Garbo) wieder im Kommen. Bei den Männern ging der Trend zur fülligen Frisur bis in den Nacken. Die „Emanzipation des Mannes“ auf diesem Gebiet war erreicht. Vier Fürther Friseure stellten die neue Haarmode ihren Berufskollegen vor. Mittwoch, 22. März 1972 Ein großer Kran rückte an und ein mächtiges Loch wurde in die Kuppel des Fürther Stadttheaters gebrochen. Der Einbau der neuen Heizungs- und Lüftungsanlage hatte begonnen. Die neuen Gasheizkessel wurden in die Kuppel hinter die Galionsfigur gehievt. Platz gewann man im Keller, denn die bisherigen Öltanks wurden nicht mehr benötigt. Hoher Besuch beim „scharfen Eck“ an der Jakobinenstraße. Staatssekretär Karl Herold besuchte das Fürther BIZ. Mit den Zahlungen aus den letzten Jahren flossen 21.000 DM an Zuschüssen nach Fürth. VHS-Direktorin Stäudtner führte den guten „Zuschuss-Onkel“ durch ihr Reich. Donnerstag, 23. März 1972 In ruhiger und sachlicher Atmosphäre nominierte die Fürther FDP ihre Stadtratskandidaten. 34 Listenplätze wurden besetzt. Hans Lotter stand auf dem Spitzenplatz eins, gefolgt von Karl Halbig und Erich Müller. Nur zögernd akzeptierte Albert Dörfler seine Einstufung auf Platz neun der Liste. Der frühere FB-Stadtrat, später parteilos und dann zur FDP gewechselt, machte aus seiner Enttäuschung keinen Hehl.

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