Hinter dem Rücken der Hardhöhe wurden die ersten Gleise für die größte Privatbahn Fürths gelegt. Der eiserne Bogen, der den Fürther Hafen an das Schienennetz der Bundesbahn anschließen sollte, begann Form anzunehmen. Die 3,5 km Gleise kosteten stolze 7 Mio DM, weil extra eine Brücke gebaut werden musste. Ausgangspunkt war der Haltepunkt Unterfürberg, Endpunkt der Fürther Hafen bei Atzenhof. Damals gab es noch „Eduscho“-Kaffee: In der Rudolf-Breitscheid-Straße 3 (vorher Samen-Liebermann) öffnete nun eine Filiale des duftenden Kaffee-Reiches. Freitag, 24. März 1972 Alfred Schwarzmann, Ehrenmitglied des TV Fürth 1860, feierte seinen 60. Geburtstag. Er war einer der besten Turner, die der Deutsche Turner-Bund hervorgebracht hatte. Bei den Olympischen Sommerspielen 1936 in Berlin steigerte sich Schwarzmann zur Höchstform. Er errang drei Goldmedaillen (Pferdsprung, Zwölfkampf, Mannschaftswertung). 1952 holte der Sportlehrer bei den Olympischen Spielen in Helsinki sensationell die Silbermedaille mit einer neuartigen Kür am Reck. Schwarzmann lebte seit Jahren in Clausthal/Zellerfeld. Unternehmer Fritz Sieber stellte für das nächste Heimspiel der SpVgg wiederum Olympia-Fanfaren und Gummifußbälle im Wert von 1000 DM zur Verfügung. Ein italienischer Geschäftspartner spendierte spontan zehn Tischkicker aus neuester Produktion, als er von der brenzlichen Tabellensituation der Kleeblättler erfuhr. Der Name SpVgg Fürth hatte im Ausland noch immer einen guten Klang. Betonfuß für einen Riesen: Am Fürther Bahnhofplatz wurde der größte Stahlbetonklotz Frankens gegossen. 60 Stunden lang karrten 15 Betonmischer ununterbrochen Stahlbeton heran, um das Riesenloch zu füllen, das am Ende ein Fundament von 1150 qm mit einer Dicke von zwei Metern ergab. Franken-Wohnbau Röllinger war stolz auf sein künftiges Aushängeschild Bahnhof-Center. Dass mit diesem Prestigeobjekt die Firma direkt in die Pleite fuhr, konnte man sich damals überhaupt nicht vorstellen. Samstag, 25. März 1972 Aus der Fürther Grundig GmbH wurde nun die „Grundig AG“. Die neue Aktiengesellschaft verfügte über ein Grundkapital von 182,4 Mio DM. Die Max-Grundig-Stiftung beabsichtigte, das Kapital auf 200 Mio DM aufzustocken. Die Währungsturbulenzen um den US-Dollar hatten 1971 die Ertragslage durchaus beeinträchtigt. Die Belegschaft wurde deshalb um 14% auf 25.000 (davon 6500 im Ausland) reduziert. (Freiwerdende Stellen wurden nicht mehr besetzt.) Für 1972 rechnete Grundig mit einem Umsatzplus von 10%. Wo konnte man in Fürth original französisches Parfüm kaufen? Spezialgeschäfte hierfür waren damals die Parfümerie Scheidig in der Schwabacher Straße 38, die Parfümerie Lang in der Gartenstraße 6 sowie die Parfümerie Holzer in der Schwabacher Straße 7. Im „Alten Forsthaus“ an der Cadolzburger Straße stieg die Siegesfeier: Zum ersten Mal nach Kriegsende gelang es der Handballjugend der SpVgg, den begehrten bayerischen Handball-Meistertitel in die Kleeblattstadt zu entführen. Die junge Truppe hatte im Endspiel den TSV Murnau mit 12:11besiegt. Nach sechs Jahren Trainerarbeit gab Max Wiesmeier seinen Rücktritt bekannt. Die Frankfurter Baufirma Stepan & Co baute nun unterhalb des Fürther Stadtkrankenhauses hinab bis zur Vacher Straße eine Terrassen-Wohnanlage, deren Bauhöhe von ebenerdig bis achtgeschossig reichte. 235 Familien sollten später einmal dort wohnen. Der alte, jahrzehntelang unberührte Grünerpark wurde zum Wohnpark. Montag, 27. März 1972 Das Fürther Kulturkollektiv fand in der Galerie Schwertl einen neuen Leseplatz. Der literarische Zirkel bequemte sich nun zwischen Vitrinen und Bildern. Die Autoren brachten wenig Aggressives, kein einziger Bürgerschreck mehr im Kiez. An der Bahnstrecke Würzburg – Fürth kam es zu einer Kette von Böschungsbränden. „Brandstifter“ war der D-Zug 359 Wiesbaden – Prag. In Markt Bibart entdeckten Bahnbeamte, dass die Bremsen glühten. Doch erst in FürthBurgfarrnbach gelang es, den Zug anzuhalten. Kilometerlang züngelten die Flammen, insbesondere im Fembachgrund. Dort hatte das Feuer schon den Wald erreicht. Nur dem massiven Einsatz mehrerer Feuerwehren war es zu verdanken, dass kein Großbrand entstand. Sogar die Fürther Berufsfeuerwehr half aus. Die SpVgg trennte sich in ihrem Heimspiel im Ronhof vor 5000 Zuschauern vom Freiburger FC unentschieden 0:0. Damit belegte man Platz zehn der Tabelle. Dienstag, 28. März 1972 Wirtschaftsspionage in Fürth: Eine Affäre sorgte für Schlagzeilen. Beim Großversandhaus Quelle wurden 330.000 Kundenadressen entwendet. Zwei Beschuldigte saßen schon seit Monaten in Untersuchungshaft. Sie hatten versucht, die auf Mikrofilm festgehaltenen Kundendaten an den Klingel-Versand in Pforzheim zu verkaufen. Der „Bundes-Sepp“ wurde 75. Höhepunkt Trainer Sepp Herbergers war natürlich der Gewinn der Weltmeisterschaft 1954 in der Schweiz. Zeitlebens war der „Vater“ der Weltmeisterelf ein glänzender Psychologe. Sein faltiges Gesicht sprach Bände, er selbst den Mannheimer Dialekt.
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