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Bürgermeister Dr. Karl Meyer gratulierte der damals ältesten Fürtherin zum Geburtstag. Sofie Zeisler feierte ihren 100. Geburtstag in geistiger Frische. Sie wohnte in der Wilhelmstraße 38 c. Ihr verstorbener Ehemann betrieb in den zwanziger Jahren die größte Gärtnerei auf der Schwand. Nun legte sich auch die DKP mit einer Kandidatenliste für die Kommunalwahlen im Juni fest. Sie umfasste 23 Namen und wurde von Werner Riedel angeführt, der auch gegen den Amtsinhaber OB Kurt Scherzer antrat. Das wilde Schuttabladen in Wald und Flur schien trotz erhöhter Geldstrafen nicht nachzulassen. Im Wald bei Wintersdorf lag der Müll schon meterhoch. Manche Ausflügler nutzten die Fahrt in den Wald, um ganze Wohnungseinrichtungen und anderes Gerümpel loszuwerden. Mittwoch 29. März 1972 Der von der SpVgg entlassene Trainer Werner Bickelhaupt erhob Klage beim Arbeitsgericht gegen seinen früheren Arbeitgeber. Die Forderung gegen die SpVgg lag bei etwa 50.000 DM. In einem Leserbrief an die FN beklagte man sich über das damalige „outfit“ einer Konfirmandin der Heilig-GeistKirche auf der Hardhöhe. Maximantel, superkurzer Minirock, Lidschatten, aufgelegtes Rouge und Verwendung eines knalligen Lippenstiftes. Ein langmähniger Freund hielt sie vor der Kirche fest im Arm. Als geschmückte Schaufensterpuppe zum ersten Abendmahl? Der Leserbriefschreiber appellierte an den Verstand der Eltern des Mädchens. Worauf der Fürther Westen schon jahrelang wartete, wurde jetzt fertig: Der zweite hochwasserfreie Talübergang über die Rednitz, eine Brücke zwischen Schwabacher- und Zirndorfer Straße. Der Europakanal bescherte den Fürthern diese Erlösung als Teilstück der Südwesttangente. Ab sofort war die Maxbrücke entlastet. Donnerstag, 30. März 1972 Die wildesten Gerüchte schwirrten durch die Luft: Toten seien Goldzähne ausgebrochen, toten Frauen die Haare zur Weiterverwertung abgeschnitten worden. Ein Privatkrieg zwischen Leichenbesorgerinnen und einer Gehilfin in der Pathologie des Fürther Stadtkrankenhauses beschäftigte den Personalausschuss des Stadtrates. Das „Singer Nähparadies“ in der Schwabacher Straße 58 senkte die Preise für die beiden Spitzenmodelle: Die „Singer Voll-Zickzack 702“ kostete zu Ostern nur noch 649 DM (bisher 749 DM), die „Singer Voll-Zickzack 722 Freiarm“ nur noch 699 DM (bisher 799 DM). Die Sportler des LAC Quelle im TV Fürth 1860 starteten per Omnibus zu einem zweiwöchigen Leichtathletiktraining nach Cattolica an der Adria. Urlaub mussten die Teilnehmer dieses Trainingslagers schon nehmen, aber den Rest sponserte das Haus Quelle. Zum 16. Mal veranstaltete der ASV Fürth an den Ostertagen sein „Internationales Jugend- Fußballturnier“. An der beliebten internationalen Gala-Show des Fußball-Nachwuchses nahmen die Jugendmannschaften von PEC Zwolle (Holland), Sportive Luxemburg, SpVgg Fürth, Rot-Weiß Essen, Eintracht Braunschweig, Hannover 96, Offenbacher Kickers sowie der Nachwuchs des Veranstalters teil. Samstag, 1. April 1972 Zwei Fürther Inhaber der „Goldenen Bürgermedaille“ verstarben fast gleichzeitig: Für Fritz Gräßler (67), dessen Leben von Politik (SPD), Sport und sozialem Wohnungsbau bestimmt war und Emil Stahl (71), Unternehmer (Wellpappe und Faltkartons), der auf sozialem wie kulturellem Gebiet Beispielhaftes leiste, ging der Lebensweg zu Ende. Beide hatten stets das Wohl ihrer Heimatstadt im Sinn. Nur die Geistesgegenwart zweier Autofahrer verhinderte am Karfreitagmorgen am Bahnübergang Lycker Straße (Unterfürberg) einen schrecklichen Unfall. Der Schrankenwärter im Bahnhof Unterfürberg hatte aus Versehen nach einem Güterzug die Schranken geöffnet, ohne daran zu denken, dass der Schnellzug Dortmund-Nürnberg Sekunden später die Schranke passieren musste. Der eine Autofahrer rettete sich durch einen Tritt aufs Gaspedal, der andere durch einen Tritt auf die Bremse. Zwischen beiden Autos raste der Zug hindurch. Der Schrankenwärter wurde sofort abgelöst. In einem Freundschaftsspiel gegen den B-Klassisten TV Fürth 1860 siegte die SpVgg mit 8:3. Tore für die SpVgg durch Ebenhöh (3), Pieper (2), Bartusch, Stolle und Wedel. Dienstag, 4. April 1972 Das Großversandhaus Quelle rechnete für 1972 bei Camping- und Freizeitartikeln mit einem Umsatzzuwachs von 10% bis 15%, nachdem sich das Geschäft 1971 über dem Branchendurchschnitt um 19% auf rund 130 Mio DM erhöht hatte. Im Sanierungsgebiet der Altstadt gab OB Scherzer am Samstag um 11 Uhr am Löwenplatz den Startschuss zur Bebauung der Innenstadt. Das Amt für Wirtschaftsförderung hatte dazu sogar ein kleines Volksfest für die Altstadtbevölkerung organisiert. Als erster Sanierungsträger wollte die „Neue Heimat“ ein Projekt verwirklichen. Die 16. Auflage des internationalen Fußball-Jugendturniers sah zum vierten Mal die Offenbacher Kickers als Sieger. Die Veranstaltung lockte wieder Tausende an. Allein das Endspiel sahen 3000 Besucher.

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