Samstag, 22. April 1972 Im Altstadt-Sanierungsgebiet wurden die Lücken täglich größer. Am Schützenhof waren die Häuserzeilen lichter geworden und von der Bergstraße konnte man schon bis zur Rednitzstraße sehen. Im Sanierungsgebiet waren jetzt 67% der Grundstücksfläche in den Besitz der Stadt übergegangen. Die Verhandlungen mit den restlichen Eigentümern liefen weiter. Die Fürther Polizei fing viel: 1971 konnten von 4914 Fällen 3224 aufgeklärt werden, dies entsprach einer Aufklärungsquote von 65,6%. Über die Hälfte aller Eigentumsdelikte (56,1%) wurden in Fürth von Kindern, Jugendlichen und Heranwachsenden begangen. An der Gesamtkriminalität waren die Minderjährigen zu 40,6% beteiligt. Bei strömendem Regen fand die Grundsteinlegung für das neue Bahnhof-Center statt. Das später 55 m hohe Gebäude der Franken-Wohnbau GmbH (Fa. Röllinger) ersetzte Fürths hässlichstes Bauwerk, den abgebrochenen Bahnhofsbunker. Bauunternehmer Röllinger ließ sich den Bunker im Vorjahr schenken, im Kaufvertrag stand u.a.: „Die Franken-Wohnbau GmbH beseitigt den Bunker. Die Kosten sind höher als der Grundstückswert; deshalb hat die Franken-Wohnbau GmbH nur die Schreibgebühren zu zahlen“. Montag, 24. April 1972 Der Abiturjahrgang 1941/42 traf sich im Hardenberg-Gymnasium. OStD Dr. Jäger führte die Abiturienten von einst durchs Haus. Die einzelnen Schulzimmer, in denen man einst gelernt und „gelitten“ hatte, fand man schnell wieder. Eigentlich hatte sich gar nicht so viel verändert. Damals war man mit Notabitur und Stahlhelm in den Krieg gezogen. Der „Tag der offenen Tür“ war auch 1972 wieder ein voller Erfolg. Rund 20.000 wissbegierige Fürther stürmten die kommunalen Einrichtungen der Stadt, den neuen Hafen und das Drucktasten-Gleisbildstellwerk der Bundesbahn. Am beliebtesten waren natürlich wieder Polizei und Feuerwehr, aber auch das Fürther Rathaus zählte 4500 Besucher. Die SpVgg trennte sich in ihrem Auswärtsspiel bei der SpVgg Ludwigsburg unentschieden 1:1. Das Tor für Fürth erzielte Ebenhöh. Damit belegte man Rang 13 der Tabelle. Dienstag, 25. April 1972 Bei der Fürther CSU brachten die Neuwahlen keine Überraschung. Kreisvorsitzender Alfred Einhorn wurde mit 82 von 111 Stimmen wiedergewählt. Die Konkurrenten Justin Leicht und Willi Wilde hatten keine Chance. In den Fürther Hinterhöfen wurde viel Geld umgesetzt, obwohl die kleinen Handwerksbetriebe immer weniger wurden. Im Jahr 1869 zählte man noch 1839 handwerkliche Kleinbetriebe in Fürth. 1972 gab es immerhin noch 1185 Handwerksbetriebe in Fürth (einschließlich Stadeln, Vach und Sack). 1968 setzten diese Firmen 228,2 Mio DM um! Pro Jahr verschwanden etwa 7% dieser Kleinbetriebe. Kleine Sensation bei den Fürther Stadtmeisterschaften im Tischtennis: Bei den Herren besiegte der erst 18-jährige Rolf Bernauer (DJK) im Endspiel den achtmaligen Stadtmeister und Favoriten Kurt Troßmann. Bei den Damen errang Erika Gutthann (Tuspo) den Titel. Mittwoch, 26. April 1972 Einmütig sprach sich der Fürther Stadtrat dafür aus, der Interessengemeinschaft Hochschulausbau im Großraum Nürnberg-Fürth-Erlangen beizutreten. Die Gründungsversammlung fand bei der IHK Nürnberg statt. Fürth rechnete sich Chancen für den Zuschlag zu einem Lehrkrankenhaus aus. Die Kleeblattstadt schon auf dem Weg zur Wissenschaftsstadt? Der im Rohbau fertige Theateranbau wurde ohne viel Aufhebens gefeiert. In der windigsten Ecke ließ man den Polier ein paar Gläser werfen. Ansonsten verzichtete man auf das übliche Richtfest-Gelage und spendete das eingesparte Geld dem Theaterumbau. BM Dr. Meyer freute sich darüber, dass die einzelnen Bautermine präzise genau eingehalten werden konnten. Alt-OB Dr. Bornkessel vollendete das 80. Lebensjahr. Ein „bequemer“ Mann war er nie gewesen. Sein Name war untrennbar mit der Fürther Nachkriegsgeschichte verbunden. Seine Amtszeit währte vom 19. März 1946 bis zum 30. April 1964. Der 1947 in den Bayerischen Senat berufene Kommunalpolitiker wurde vom Fürther Stadtrat mit der goldenen Bürgermedaille ausgezeichnet. Der Bund verlieh Dr. Bornkessel das Große Verdienstkreuz mit Stern, das Land den Bayerischen Verdienstorden. Kein Wunder, dass auch Ministerpräsident Goppel Glückwünsche sandte. Donnerstag, 27. April 1972
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