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Der Bauausschuss des Fürther Stadtrates beschloss eine Teilrenovierung des Burgfarrnbacher Schlosses. Für circa 1,5 Mio DM sollten innerhalb von zwei Jahren sämtliche Archivräume, das Büchermagazin, zwei Depoträume für das Stadtmuseum, Büroräume für das Stadtarchiv sowie eine Hausmeisterwohnung im Erdgeschoss entstehen. Die Bewohner der Hardhöhe schliefen jetzt seit einigen Wochen schon ruhiger. Die Bundesbahn hatte ihre „Donnerbrücke“ über den Rhein-Main-Donau-Kanal um 4 bis 7 Dezibel leiser eingestellt. Möglich war dies durch den Einbau einer 140.000 DM teuren „Antidröhnsteife“ in die Brücke. Montag, 15. Mai 1972 Das Misstrauen gegenüber Neuerungen behielt im Fürther Stadtrat die Oberhand. In geheimer Sitzung lehnte man eine Umwandlung der Fürther Stadtwerke in einen Eigenbetrieb (GmbH oder AG) mit Mehrheit ab. In vielen anderen Städten der Bundesrepublik wurde eine Umwandlung städtischer Werke in immer größerer Anzahl gehandhabt, weil man der Ansicht war, eine eigenständige Gesellschaft könne viel flexibler am Markt agieren. In Fürth sprach man dagegen von einem drohenden „Ausverkauf der Stadtwerke“. Die freiwilligen Saubermänner waren an einem Samstag wieder kräftig im Einsatz. Über 700 Helfer (davon etwa 500 Schüler) beteiligten sich an der Aktion „Saubere Landschaft“. Dabei wurden 29 wilde Müllplätze im Stadtgebiet zwischen Zennwald und Kronach beseitigt. Über 50 Fuhren Unrat konnten abtransportiert werden. Wie jedes Jahr labten Bundeswehr und US-Armee die vielen Helfer aus ihren Feldküchen. Die Fürther SPD durchbrach erstmals den bisherigen Kommunal-Wahlkampfstil: Die Partei lud zur „JungwählerTanzparty“ in den Geismannsaal. Es spielten die Beat-Bands „Improved Sound Limited“ und „da capo“. Die gekommenen Jungwähler sorgten für einen gerammelt vollen Geismannsaal. Die SpVgg verlor ihr letztes Heimspiel der Saison vor 4000 Zuschauern im Ronhof durch ein Eigentor von Torhüter Löwer mit 0:1. Nach dem letzten Spieltag belegte man damit den 14. Tabellenplatz der Regionalliga Süd. Dienstag, 16. Mai 1972 Hübsche Asiatinnen mit Mandelaugen und pechschwarzen Haaren zogen ins Personalgebäude des Fürther Stadtkrankenhauses ein. Zehn charmante Koreanerinnen wollten für längere Zeit hier als Krankenschwestern arbeiten. Sie hatten eine sehr gute Ausbildung hinter sich sowie einen dreimonatigen Deutschlehrgang. Probleme bereitete nur die Dienstkleidung: So kleine Größen waren zunächst nicht verfügbar. OB Scherzer ging mit gutem Beispiel voran und zahlte als erster Kunde 1000 DM bei der neuen Zweigstelle der Stadtsparkasse auf der Schwand ein. Die neue Filiale war die zwölfte im Fürther Stadtgebiet. Die Niederlassung verfügte auch über einen Tresorraum im Keller und Schließfächer. Mittwoch, 17. Mai 1972 Die neuen Texthinweisschilder auf der Ludwigbrücke irritierten stadteinwärts fahrende ortsunkundige Autofahrer. Im Vorgriff auf die spätere Verkehrsführung wiesen auf der Ludwigbrücke zwei linksabbiegende Pfeile mit dem Text „Stadtmitte“ in Richtung Untere Fischerstraße. Wer dort einbog, sah sich nach einer Wendeschleife wieder in Richtung Erlangen auf der Ludwigbrücke. Zwar hatte man die Schilder mit zwei dünnen Streifen verklebt, diese waren aber für eilige Autofahrer kaum zu erkennen. Im Bereich der internationalen Flachglasindustrie bereitete man eine neue Fusion vor: Der französische Glaskonzern BSN, Hauptaktionär der Flachglas AG Delog/Detag in Fürth strebte eine Verschmelzung mit dem belgischen Glaskonzern Glaverbel an. Dadurch könnte der größte Flachglashersteller der Welt entstehen. Die Fürther Ableger der Detag, Glashersteller in Wernberg und Weiden, gewannen immer mehr an Bedeutung, da fünf Bürger den Bau einer neuen Floatglasanlage in Gelsenkirchen durch Gerichtsurteil gestoppt hatten. Donnerstag, 18. Mai 1972 Mit einem spektakulären Schritt wandte sich das Präsidium der SpVgg an die breite Öffentlichkeit und bat um Hilfe in Form von Geldspenden. Nachdem man mit Hängen und Würgen gerade noch den Klassenerhalt geschafft hatte, wollte man besseren Fußball zeigen. Ein billiger Trainer und billige Spieler würden schließlich nur zu billigen Leistungen führen. Das erste richtige Handelsschiff legte am neuen Fürther Hafen an. Die „Wintrans 13“ brachte den Hafenkran. Zuvor hatte die Wasser- und Schifffahrtsbehörde „Grünes Licht“ für den Schifffahrtsverkehr auf der Kanalstrecke von Kriegenbrunn nach Fürth gegeben. Die Schwimmgemeinschaft Fürth (SG Fürth) war auf ihren ersten Sommer-Start gut eingestellt. Die Zusammenarbeit zwischen der SpVgg und dem TV Fürth 1860 funktionierte reibungslos. Bis zu 160 Aktive trainierten im Hallenbad an fünf Wochentagen wie besessen. In den Pfingstferien sollte erstmals im Veitsbad in Veitsbronn ein Trainingslager stattfinden. Problem der SG Fürth waren die Finanzen. Die Startgelder beliefen sich auf mehrere tausend Mark, der Abteilungsbeitrag reichte hierzu nicht aus und die beiden Stammvereine konnten nur Hilfe in geringem Umfang leisten.

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