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Altenberg und Zirndorf zur Abholung der abgetakelten Fahrzeuge. Die Händler freuten sich über den kostenlosen Zuwachs. Freitag, 14. Januar 1972 Kleine Sensation in Fürth: Die SPD verzichtete erstmals auf einen eigenen OB-Kandidaten zur Kommunalwahl am 11. Juni. Man sprach sich für die Wiederwahl des amtierenden OB Kurt Scherzer aus. In der SPD-Presseerklärung war von „Sorge um die Zukunft der Stadt“ sowie von einem „Höchstmaß an Zusammenwirken aller verantwortlichen politischen Kräfte“ die Rede. Ein eigener SPD-Herausforderer hätte kaum eine Chance gegen den beliebten Amtsinhaber gehabt. OB Scherzer zeigte sich über diese Entscheidung alles andere als unglücklich. In der Tannenstraße sah man die Schule vor lauter Schülern nicht. Im 1906 für bis zu 400 Schülerinnen erbauten Mädchen-Lyzeum drängten sich Anfang 1972 exakt 1118 Helene-Lange-Gymnasiastinnen. Pavillons, Schichtunterricht, Nutzung von Kellerräumen und Zimmern des ehemaligen Säuglingsheims als Klassenzimmer waren an der Tagesordnung. Der Neubau am Tannenplatz war zwar schon beschlossen, aber vom ersten Spatenstich bis zur kompletten Nutzung rechnete man noch mit einer Dauer von mindestens drei Jahren. Samstag, 15. Januar 1972 Der traditionelle Gasthof „Schwarzes Kreuz“ gegenüber dem Fürther Rathaus stand einmal mehr unter neuer Leitung: Jetzt versuchte sich Familie Berr am Herd. Neu: Täglich wurden mehrere Diabetikerspeisen serviert. Einem Trickdieb gelang es, rund 1000 DM aus einer Lotto- und Toto-Annahmestelle in der Waldstraße 11 zu stehlen. Die Inhaberin hatte das Papiergeld in einer Zigarrenkiste aufbewahrt und wurde mit Fragen abgelenkt, während ein Komplize die Zigarrenkiste ausräumte. Endlich war es so weit: Das Fürther Bad am Scherbsgraben erhielt eine Gaststätte. Das Schlangestehen an dem alten Kiosk hatte mit Beginn der Badesaison 1972 ein Ende. Bauherr des Restaurantanbaus war die Brauerei Humbser-Geismann AG. Drei große Ausgabeschalter standen nach Inbetriebnahme zur Verfügung. Der Pächter führte im Winter auch die Cafeteria im Hallenbad. Die Sternsinger der Fürther katholischen Pfarreien konnten 1972 einen beachtlichen Betrag ersingen. Die Fürther Bürger legten 12 272 in die Schatztruhen der kleinen „Könige aus dem Morgenland“. Montag, 17. Januar 1972 Anlässlich des 60-jährigen Bestehens lud die CFK zu einem großen „Jubiläumsfrühschoppen“ in den Geismannsaal ein. Faschingsgesellschaften aus ganz Franken waren zu Gast. Ein erstmals ausgeschenkter „Faschingsbock“ sorgte für die entsprechende Lockerheit. Der Fürther Fasching kam in Fahrt: Am Wochenende tummelte sich der „Black-Bottom-Club“ im Weißengarten, die „landwirtschaftlichen Fachschulabsolventen“ im Geismannsaal und die „Schwimmer der SpVgg“ stürzten sich in die Fluten ihrer im Grünen Baum aufbereiteten Karnevalsgaudi. Studenten und Schüler belagerten den „Grünen Baum“, denn Bayerns Kultusminister Professor Hans Maier sprach vor der örtlichen CSU. Der Saal musste wegen Überfüllung gesperrt werden. Hauptthemen waren fehlende Kindergartenplätze und der Lehrermangel. Es wurde ein heißer Abend für Ludwig Hubers Nachfolger, aber er wurde nicht am Sprechen gehindert, wie am Nachmittag in Erlangen. Die SpVgg war an diesem Wochenende spielfrei. Dienstag, 18. Januar 1972 Eigentümern von Fürther Altbauwohnungen konnte es jetzt passieren, dass sie auf zur Vermietung anstehenden Wohnungen sitzen blieben. Zwei Drittel aller Fürther Wohnungen entstanden vor 1948, aber keiner wollte mehr in einem derartig grauen Altbau wohnen bleiben. Die Ansprüche an Mietwohnungen waren mit steigendem Wohlstand gewachsen. Für Neubauwohnungen zahlte man bei Erstbezug in Fürth 1972 etwa 5,-- DM/qm (ohne Betriebskosten!), für eine Altbauwohnung mit Bad 2,20 DM/qm, ohne Bad 1,80 DM/qm und - wenn die Toilette außerhalb der Wohnung lag - 1,70 DM/qm. In einem Leserbrief an die FN forderte man die Ehrenbürgerschaft für Ex-Bundeskanzler Prof. Dr. Ludwig Erhard. Was ihm 1967 peinlich verweigert wurde, sollte doch spätestens zum 75. Geburtstag nachgeholt werden. Aber niemand im Fürther Stadtrat wollte sich die Finger verbrennen. Mittwoch, 19. Januar 1972 Die Kälte machte es möglich: Die Eisdecke auf dem Stadtparkweiher war stark genug, um sogar Massen von Schlittschuhläufern tragen zu können. Die Stadt gab die Weiherfläche frei und kurze Zeit später nahm die Jugend das Eis in Beschlag. Zwei Tage später folgten die „gespritzten“ Eislaufplätze am Lohnert-Spielplatz und im Eichenwäldchen Ecke Stiftungs- und Hardstraße.

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