Seite:Kuntermann 1972.pdf/36

Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen.

das Ergebnis in den Städten höher zu schrauben, um die „Einzeichnungs-Müdigkeit“ auf dem Lande auszugleichen. In Fürth hatten 23% unterschrieben. Das Kaufhaus Schickedanz an der Fürther Freiheit hatte zugunsten der SpVgg ein Sparschwein aufgestellt. Die Belegschaft sammelte 5248,31 DM. Dadurch wuchs das Spendenkonto der SpVgg auf 53.500 DM an. Zu den neuesten Auto-Aufklebern gehörte ein Kunststoffstreifen mit der Aufschrift „SG Fürth“. Die Schwimmgemeinschaft ging damit auf die Straße, um möglichst viele neue Mitglieder damit zu angeln. Im Sitzungssaal des Fürther Rathauses wurde vornehmlich englisch gesprochen. OB Scherzer begrüßte 30 Schüler und vier Lehrer-Begleiter aus der schottischen Patenstadt Paisley. Die Patenschaft existierte nun schon fünf Jahre. Von der schottischen Delegation abgesehen, arbeiteten junge Einwohner aus Paisley befristet im Fürther Stadtkrankenhaus, bei der US-Armee und bei Quelle. Donnerstag, 13. Juli 1972 Von den Großstädten in Bayern hatte Fürth nach wie vor die billigste Müllabfuhr. Durch die Einführung weiterer 200 Großmüllbehälter mit 1,1 Kubikmetern wurde die Müllabfuhr noch billiger, vorausgesetzt, die Bürger steigerten mit der Umstellung nicht die Quantität an Abfällen. So waren z.B. an einem Wohnhaus in der Soldnerstraße bisher 78 Müllgefäße zu leeren. Mit Einführung der rollenden Großbehälter konnte die Anzahl auf acht reduziert werden. Doch bald hagelte es Proteste der Bewohner, denn die riesigen Großbehälter erwiesen sich als optischer „Schandfleck“ an ihren Standorten. Die Eigentümer waren nun gefordert, Schritte in Richtung Sichtschutz zu unternehmen. In der Stadt lief eine großangelegte Verkehrszählung an: Rund 100 Schüler und Schülerinnen des HeinrichSchliemann-Gymnasiums beteiligten sich als Helfer der Zählung. Erstmals wurden jetzt auch die neu eingemeindeten Vororte erfasst. Freitag, 14. Juli 1972 Zwei ungenannte Gönner der SpVgg luden Mannschaft, Trainer, Betreuer und Präsidium zu einem geselligen Abend mit Spanferkelessen in die Theatergaststätten ein. Gleichzeitig trafen mehrere Spenden im Ronhof ein. So überbrachte der Stammtisch Extra von der Wilhelmshöhe eine Flasche mit 550 DM, die Stammtischkollegen vom „Öxla“ warteten mit 204 DM auf. Die lokale Presse erinnerte an den 25. Jahrestag der Wiedereröffnung des Geismannsaales. Der 1896 entstandene Saal wurde 1943 durch eine Luftmine zerstört. In 15 Monaten gelang es der Stadt, der GeismannBrauerei und dem Pächter Emil Most, den Wiederaufbau und die Renovierung zu vollenden. Die Schwierigkeiten der Beschaffung von Baumaterialien waren damals das größte Problem. Aber am 14. Juli 1947 war es dann so weit: 1200 Fürther strömten in die populäre Bierhalle und lauschten den Klängen der Kapelle Harry Sänger. Viele berühmte Politiker und Künstler gaben sich seither ein Stelldichein und beschwerten sich nie, wenn das stete Klappern der Biergläser manchmal die Stimmung störte. Samstag, 15. Juli 1972 Der Antrag der Volksschule Stadeln auf Einführung der Fünf-Tage-Woche wurde vom Schulamt der Stadt Fürth genehmigt. Voraussetzungen waren, dass der Nachmittagsunterricht auf ein Mindestmaß beschränkt blieb und an Nachmittagen kein Unterricht in Kernfächern stattfand. Durch die Eingemeindung Stadelns wurden jetzt auch Grund- und Hauptschule getrennt. Sie bildeten jetzt zwei getrennte Schulsprengel. Das Raumordnungsgutachten über die Verlegung der geruchsbelästigenden Firma Mattecka aus Fürth nach Oberfranken fiel positiv aus. Damit konnte die Aussiedlung der betreffenden Firma aus Fürth in den oberfränkischen Kreis Forchheim beschleunigt werden. SpVgg-Trainer Elzner war von seiner Mannschaft enttäuscht. In einem Freundschaftsspiel zur Saisonvorbereitung musste man sich beim Landesligisten Jahn Forchheim mit einem 0:0 zufriedengeben. Lichtblicke waren nur Stürmer-Neuzugang Unger und Rechtsaußen Heubeck. Der „Bürgerstuben-Grill“ am Kohlenmarkt 2 warb in Anzeigen in den FN mit einem Öffnungsbeginn um 6 Uhr früh. Wer wollte diese Zeit bereits Gegrilltes? Montag, 17. Juli 1972 Die offizielle Fürther Hafeneröffnung fand vor einer überwältigenden Zuschauerkulisse statt. Zur Begrüßung der 900 (!) Ehrengäste, darunter auch der bayerische Ministerpräsident Alfons Goppel, musste OB Scherzer die längste Anrede seiner Amtszeit halten. Etwa 20.000 Fürther feierten mit Freibier und berechtigtem Lokalstolz. Während das einfache Volk an den üblichen Biertischgarnituren Platz nahm, erwies sich das Motorschiff „Frankonia“ für die Ehrengäste als komfortables Speisehaus. So gab die Stadt Fürth die erste schwimmende Brotzeit in ihrer Geschichte aus. Seit Samstag, 15. Juli 14.15 Uhr war der Frankenschnellweg zwischen Nürnberg und Erlangen in seiner ganzen Länge befahrbar. Mit einer goldenen Schere durchschnitt Bayerns Ministerpräsident Goppel ein über den

36