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gesprungen und verschwand, noch einmal um sich schlagend, vor den Augen dreier Spielkameraden. Über den Soldatensender AFN wurde stets vor den Gefahren unbeaufsichtigten Schwimmens im Europakanal hingewiesen. Lange Autoschlangen auf der Hardhöhe bewiesen, was den Fürthern die Verkehrssicherheit ihres Autos wert war. Der Stoßdämpferprüfdienst des ADAC auf dem Parkplatz der Soldnerschule hatte alle Hände voll zu tun und war vom ersten Tag an schon von Autos umlagert. Donnerstag, 10. August 1972 An der Fürther (vorläufigen) Endstation des neuen Europakanals stapelten sich die Güter. Tausende von Tonnen Bau- und Rohstoffen wurden ausgeladen und im Freien gelagert. Die Lager platzten aus allen Nähten. Auch Nürnberger Betriebe waren Fürther Hafenkunden. Man nützte die günstigen Frachtraten der Schiffe und ließ die Bestellungen über den Fürther Hafen laufen. Mit der Preiserhöhung für Tabakwaren änderten sich auch die Verpackungen für Zigaretten. Die Kleinpackungen verschwanden völlig vom Markt. Es wurden nur noch Großpackungen produziert. Bei Einwurf von 2 DM am Automaten kamen ab 1. September Schachteln mit 17 oder 18 Zigaretten. Freitag, 11. August 1972 Blutauffrischung für die Fürther Gastronomie: In der Schwabacher Straße 131 in Fürth entstand nach einem Umbau das „Hotel Baumann“ mit dem angeschlossenen Nobel-Restaurant „Xavere“. Familie Baumann betrieb bisher eine Gaststätte in der Holzstraße 20. Küchenchef Werner Baumann kochte jetzt im „Xavere“ eine Spezialitäten-Speisekarte hinauf und hinunter. Nach den Bauprojekten Sparkassenhochhaus und Bahnhofscenter konnte Fürth ab sofort mit einer dritten Großbaustelle aufwarten: Die katholische Kirchenstiftung St. Christophorus in der Flurstraße 28 erstellte zwischen Flurstraße und dem neuen Frankenschnellweg ein katholisches Gemeindezentrum, das wohl seinesgleichen suchte. Anfang 1973 sollte das Werk vollendet sein. Seit 1959 nutzte die St.-Christophorus-Gemeinde eine barackenähnliche Notkirche. Das Bauamt der Stadt Fürth hatte auch in der schülerlosen Ferienzeit „die Hand am Puls des Verkehrsgeschehens“. So wurde jetzt jedes die Stadt verlassende oder von Nürnberg kommende Fahrzeug gezählt. Die Kraftfahrer spürten von der Zählung meist nur die fingerdicken schwarzen Impulsschläuche, die über die Fahrbahnen gelegt waren. Die registrierten Autos wurden dann auf einer Grafik sichtbar gemacht. Samstag, 12. August 1972 Am Fürther Stadttheater waren die Gerüste gefallen. Der Zuschauerraum zeigte jetzt seine neue Schönheit. Es dominierten die Farbtöne Weiß, Gold und Rot. Die Hauptbühne war auf 22 mal 12 Meter vergrößert worden. Im zweiten Rang fielen durch Verblendung von Hohlräumen einige Platzreihen weg. Diese Galeriereihen gehörten ohnehin zu den schlechtesten Plätzen im Theater. Das „Waisenhaus“ machte mit 100 Kindern einen großen Betriebsausflug nach Holland. Das Kinderheim St. Michael hatte in Nordwijk ein Ferienhaus der holländischen Seepfadfinder gemietet. Mit Omnibussen und Feldküche wurden die Schützlinge dorthin gebracht. Die Fürther Ferienkinder waren die ersten „Nachkriegsdeutschen“, die in solchen Mengen in dieser im Krieg dem Erdboden gleichgemachten Gegend auftraten. Immer mehr große und kleine Beträge kamen bei der SpVgg an. Die Fürther ließen ihre traditionsreiche SpVgg nicht im Stich. Jetzt wurde auf dem Spendenkonto schon die 60.000 DM-Marke erreicht. Montag, 14. August 1972 In Fürth war an Wochenenden die Innenstadt mittlerweile nahezu ausgestorben. Die Verödung der City nahm insbesondere in der sommerlichen Urlaubszeit gespenstische Ausmaße an. Wo sich wochentags Fußgänger und Autos aneinander vorbeidrängten, herrschte an Sonntagen Friedhofsruhe. Die Gründe hierfür waren nicht allein in den abwesenden Urlaubern zu suchen, sondern in der veränderten Bevölkerungsstruktur der Altstadt. Von 1950 bis 1970 ging deren Einwohnerzahl von 30.156 Einwohnern auf 17.120 zurück. Nicht wenige davon waren gar keine Fürther mehr. Gerade die fast abbruchreifen Altstadthäuser waren zum größten Teil mit Gastarbeitern belegt. Jetzt feierte auch der Vorort Unterfarrnbach seine Kirchweih. Die Kirchweihburschen wurden beim Aufstellen des Kirchweihbaums jedoch durch Gewitterregen mächtig „eingeweicht“. Kein Wunder, dass der 27 m hohe Baum in nur 22 Minuten positioniert wurde. Die SpVgg verlor ihr Auswärtsspiel beim FC Wacker München mit 1:2. Zwei Handelfmeter sorgten für den Münchner Sieg. Das Tor für Fürth erzielte Schülke. Damit fand man sich auf Rang 13 der Tabelle. Dienstag, 15. August 1972

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