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Fahrbahndecken aufgebracht und die Anschlussstellen planiert. Die Autofahrer warteten schon sehnsüchtig auf die Nutzung dieses Teils der Südwesttangente. Bisher lief bei Hochwasser alles über die Maxbrücke. Tausende Zirndorfer und Gäste aus nah und fern ließen sich auch nicht vom Nieselregen vertreiben, um den prächtigen Festzug durch die Straßen der Bibertstadt zu sehen. Zum ersten Mal hatte man ein neues Festzelt aufgestellt. Am Eröffnungstag der Zirndorfer Kirchweih saß auch die Fürther Stadtspitze mit OB Scherzer und BM Stranka bei Zirndorfs BM Röschlein am Biertisch. Die SpVgg verlor ihr Heimspiel im Ronhof vor 4500 Zuschauern gegen Jahn Regensburg mit 0:1. Damit rutschte man auf Rang 15 der Tabelle. Dienstag, 22. August 1972 Familie Probst aus der Forsthausstraße 34 in Fürth übernahm nach Aufruf der Illustrierten „Stern“ eine Patenschaft für einen indischen Jungen. Der Akt der Nächstenliebe kostete monatlich 35 DM. Das Geld wurde für Ernährung und Erziehung des Kindes verwendet. Die Patenschaft konnte jährlich gekündigt werden. Da der Junge in einem Kinderdorf lebte, kamen die Gelder sowie zusätzliche Päckchen auch an die richtige Stelle. Jetzt protestierte der Aischgrund gegen die Firma Mattecka. Mit der Ansiedlung südlich Forchheims befürchtete man den „Tod des Aischgrundes“. Rund 500 Personen mit 200 Autos und zahlreichen Transparenten demonstrierten deshalb gegen die geplante Umsetzung der Firma in die Tonhaid. Der „Eiserne Vorhang“ wurde durch den Handel immer durchlässiger. So verkaufte Co-op z.B. tschechische Zwiebeln im 5-kg-Beutel zu 2,75 DM. Mittwoch, 23. August 1972 Kühle Witterung ließ die Heizölpreise ansteigen. In Fürth zahlte man jetzt für 100 Liter Heizöl (bei Abnahme von 1200 Liter) 14,60 DM plus Mehrwertsteuer und bei einer Abnahme von 5000 Litern 11,50 DM plus Mehrwertsteuer. Der erste Trupp von Ferienarbeitern aus der Stadt Paisley verließ Fürth. Für sie stieg im Fürther Stadtkrankenhaus eine kleine Party, auf der BM Stranka als Gesangssolist auftrat und von den Schotten viel Applaus erntete. Jetzt konnten die Fürther auch eine „italienische Nacht“ erleben. Das Vergnügungsschiff „Frankonia“ startete dazu mit Lampions und Kerzen geschmückt am neuen Fürther Hafen. Vier Stunden gab es Musik und Tanz. Manche Teilnehmerinnen waren dabei recht gewagt kostümiert. Das Publikum war gut sortiert zwischen 20 und 80 Jahren. Im Hafen von Erlangen drehte das Schiff und die Vergnügungsreise endete wieder in Fürth. Das Lebensmittelgeschäft Giese in der Fuchsstraße 71 in Dambach resignierte und kündigte den Totalausverkauf an. Das renommierte Lebensmittelgeschäft mit fast 3000 Artikeln und gutem Kundenstamm war in Abständen immer wieder mal überschwemmt. Man war des oftmaligen „Brüheschöpfens“ müde. Zuletzt hatten die Eigentümer am 2. August unter dem übelriechenden Schmutzwasser zu leiden. „Bei Giese gießt`s, wenn`s gießt“ war in Dambach ein geflügeltes Wort. Die Stadt Fürth verwies auf die „höhere Gewalt“ bei Unwettern und erklärte sich als nicht verantwortlich. Donnerstag, 24. August 1972 Fritz Wienroeder, langjähriger Lokalchef der FN, feierte seinen 70. Geburtstag im wohlverdienten Ruhestand. Er war der Mann der ersten Stunde in der Nachkriegszeit, der zunächst die Fürther Belange in den Nürnberger Nachrichten platzierte, später dann den Lokalteil der Fürther Nachrichten leitete. Gaststätten und Wiederverkäufer deckten sich in Fürth bei Fisch-Stoll oder der Fischgroßhandlung Pförtner (vormals Schmidtkunst) mit Karpfen ein. Fürths OB Scherzer bekam in seiner Eigenschaft als Präsident des Deutschen Turnerbundes bei den FaustballWeltmeisterschaften in Schweinfurt von der südafrikanischen Mannschaft ein getrocknetes Elefantenohr geschenkt. In einem Freundschaftsspiel im Fürther Ronhof besiegte der 1. FC Nürnberg im 207. Derby die Mannschaft der SpVgg vor 6000 Zuschauern mit 2:0. Es war der 118. Clubsieg. Freitag, 25. August 1972 Zum ersten Mal fand die Stadelner Vorortkirchweih infolge der Eingemeindung auf Fürther Boden statt. Wie jedes Jahr ging es im Gästehaus Kalb, in der Waldschänke und im Goldenen Engel zünftig zu. Außerdem hatte Jupp Metzler wieder sein großes Festzelt aufgestellt, in welchem die Kapelle Lukas für Stimmung sorgte. Eine sechsköpfige schottische Delegation mit OB Smart an der Spitze wurde im Rathaus zwar „offiziell“ empfangen, doch es ging erfrischend unkompliziert zu. Die schottischen Kommunalpolitiker aus der Patenstadt Paisley hielten sich vier Tage lang in Fürth auf. Beim Besuch des Waldheims Sonnenland sah ein schottischer Stadtrat seine beiden Töchter wieder. Sie arbeiteten im Stadtkrankenhaus. Mit einstündiger Verspätung flogen Mannschaft und Betreuer der SpVgg vom Nürnberger Flughafen in das entfernte Portugal ab. Die Kleeblättler absolvierten dort eine Reihe von Freundschaftsspielen.

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