Für den Verkauf von Eigentumswohnungen ab dem 6. Stock im 15-stöckigen Fürther Bahnhofcenter warb man jetzt in der Presse. Ein 1 1/2-Zimmer-Appartement mit 47 qm kostete z.B. 72.900 DM, ein 2-Zimmer-Appartement mit 66,15 qm 97.300 DM, ein 3-Zimmer-Appartement mit 78,93 qm 117.600 DM. Früher rüstete man am Fürther Lilienplatz mit Kirchweihbaum-Aufstellen und Betz`n-Tanz zur Fürther Kirchweih. Dies war nun nicht mehr möglich. Die betreffenden Häuser im Sanierungsgebiet der Altstadt wurden abgerissen, darunter auch die Bäckerei, die für ihr Blätterteig-Gebäck berühmt war. Die geschaffenen Freiflächen dienten als Parkplätze für Kirchweihbesucher. Montag, 25. September 1972 Beinahe 200.000 Menschen besichtigten am Wochenende den eingeweihten Nürnberger Staatshafen, jetzt war auch Nürnberg Hafenstadt geworden. 1400 Ehrengäste waren vom Fürther Hafen aus in einem Schiffskorso zum Nürnberger Hafen transportiert worden. Von der circa 3500 km langen Wasserstraße zwischen Nordsee und dem Schwarzen Meer fehlten jetzt nur noch 124 km. Die ARD brachte im 1. Programm des Fernsehens ein 45-Minuten-Portrait über Gustav Schickedanz mit dem Titel „Der Millionendiener“. Der Fürther Versandhaus-Magnat wurde – im Vergleich zu dem überaus agilen Konkurrenten Josef Neckermann – als bodenständig, bedächtig und scheu charakterisiert. Die SpVgg kam in ihrem Heimspiel im Ronhof vor nur noch 2000 Zuschauern gegen den VfR Bürstadt nur zu einem 1:1-Unentschieden. Das Tor für Fürth entsprang einem Bürstädter Eigentor. Damit belegte man Rang 13 der Tabelle. Peinlich: Die Fürther Fans pfiffen ihre eigene Mannschaft aus, verhöhnten einzelne Spieler und belachten die schlechten Leistungen. Dienstag, 26. September 1972 Jetzt konnten die Fürther die Kanalschiffe an zwei Stellen besteigen. Die zweite Fürther Anlegestelle konnte im Bereich der Alten Veste in Betrieb genommen werden. Für die Ausflugsschiffe der „weißen Flotte“ gab es jetzt sogar einen festen Fahrplan für die Anlegestellen von Nürnberg-Gebersdorf bis Forchheim. Die Fläche der Fürther Freiheit wurde jetzt zwischen Kraftfahrern und Marktleuten friedlich geteilt. Der größere (westliche) Flächenteil wurde zur Kurzparkzone und deshalb mit Parkuhren bestückt. Der kleinere (östliche) Teil sollte ausschließlich den Marktkaufleuten zur Verfügung stehen. Günter Tesch, ehemaliger Beat-Sänger trat seit einiger Zeit als „singender Evangelist“ auf. Zwei Abende war Tesch jetzt im Gemeindehaus der St.-Pauls-Kirche zu hören. Seine Songs kamen gut an, seine langen Zwischentexte waren jedoch von hohlem Pathos geprägt, was mehr an eine Zeltmission erinnerte. Franz Zimmert, Mittelfeldspieler der SpVgg und ehemaliger Lizenzspieler des 1. FC Nürnberg, verunglückte mit seinem Fahrzeug in Herzogenaurach. Der 24-jährige raste mit überhöhter Geschwindigkeit gegen eine Mauer und wurde dabei schwer verletzt. Er wurde in der Erlanger Universitätsklinik über drei Stunden operiert. W egen Verdacht auf Trunkenheit stellte die Polizei seinen Führerschein sicher. Mittwoch, 27. September 1972 Trotz aller Bedenken beschloss die Stadt Fürth, einen fußgängerfreundlichen Versuch zu wagen. An den vier verkaufsoffenen Samstagen vor dem Weihnachtsfest sollte erstmals die Innenstadt den Fußgängern gehören. Die Schwabacher und Rudolf-Breitscheid-Straße wollte man während der Geschäftszeiten für den Individualverkehr sperren. Vorboten einer zukünftigen Fußgängerzone? Mit Gustav Noel starb ein unermüdlicher Streiter für Fremden-, Straßen- und Schienenverkehr kurz vor seinem 73. Geburtstag. Seit 1951 war der ehemalige Rektor im Fürther Verkehrsverein aktiv, jahrelang auch als dessen Vorsitzender. Er war auch als „Reisemarschall“ unzähliger Schülerfahrten bekannt. „Alt-Fürth“, Deutschlands größter Geschichtsverein, hatte seine Mitglieder zum ersten Mal zu einer Zweitagesfahrt eingeladen. Die Exkursion stand unter dem Thema „Königshöfe“ und führte bis nach Gelnhausen. Donnerstag, 28. September 1972 Der unter der Federführung der Stadt Fürth stehende Zweckverband „Sondermüllplätze Mittelfranken“ übernahm im Beisein zahlreicher Ehrengäste aus dem ganzen nordbayerischen Raum auf seinem Gelände in Schwabach die neue Verbrennungsanlage für Sondermüll. Das für fünf Millionen DM errichtete Werk wurde als die Krönung aller bisherigen Anstrengungen des Zweckverbandes bezeichnet. Die Anlage, die ausschließlich Sondermüll verbrannte, arbeitete rund um die Uhr. In der Galerie Schwertl am Grünen Markt wurden Aquarelle von Rainer Juhl und Heinrich Molitor ausgestellt. Freitag, 29. September 1972 Mit der geballten Unterstützung von Fürths Industrie, Handel, Stadtverwaltung und Theaterverein bekam die Fürther Kirchweih eine zusätzliche Attraktivität: Die Ausspielung einer Tombola zugunsten des Fürther
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