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nach, die von den Musikantengruppen eingeschleusten Gastgeschenke entgegenzunehmen. Für die Rundfunkaufzeichnung gab es zwar Regieanweisungen, aber der Abend erstarrte dadurch nicht zu gestellten Szenen. Der Umbau des Fürther Stadttheaters war an einem der mühsamsten Punkte angelangt. Steinchen für Steinchen wurde der Mosaikfußboden der Eingangshalle von einer Münchner Spezialfirma neu verlegt. Das Muster der vielen tausend kleinen Steinchen entsprach genau den Stuckornamenten an der Decke. Mittwoch, 11. Oktober 1972 Das künftige Vereinsheim des SV Poppenreuth am Kreuzsteinweg stand nun im Rohbau. Obwohl nur verhältnismäßig wenige Mitglieder mithalfen, wuchs das Vorhaben weitgehend in Eigenleistung. Das 60 m lange Projekt beinhaltete später außer einer Speisegaststätte auch eine Kegelbahn. Die Fertigstellung war für Sommer 1973 geplant. Sie hießen auch „Rauscher“ oder „Bremser“: 30.000 Liter Federweißer hatte die Firma Gerstacker (Stände an der Königstraße und der Konrad-Adenauer-Anlage) bereits auf der Fürther Kirchweih abgesetzt. Das jahreszeitlich passende Getränk entwickelte sich zum Verkaufshit. Oft nahm die Kundschaft nach dem Genuss eines Gläschens noch eine oder zwei Flaschen mit nach Hause. Man warb für eine 14-tägige „Federweißen-Entschlackungskur“. Rund um den Kieselbühl, in Nähe der bereits bestehenden „Hamburger“ und „Kieler“ Straße entstand ein regelrechtes Nordsee-Viertel. Die Straßen in der Nachbarschaft hießen hier jetzt „Wilhelmshavener“, „Cuxhavener“, „Oldenburger“ und „Schleswiger“ Straße. Donnerstag, 12. Oktober 1972 Fürths OB Scherzer nahm am Empfang des Bundespräsidenten für die deutschen Olympiasportler teil. Scherzer war als Mitglied des Nationalen Olympischen Komitees und als Präsident des Deutschen Turnerbundes eingeladen. Er hatte dabei Gelegenheit, sich ausführlich mit den Olympiateilnehmern Geher Bernd Kannenberg und Boxer Günter Meier zu unterhalten. Nach elf Tagen Fürther Kirchweih zogen die Fieranten Bilanz. Einhellige Meinung: Diesmal stimmte die Kasse. Renner der Kärwa waren der Stand „Sie malen selbst abstrakt“ in der Königstraße und das „Safari“ am Beginn der Helmstraße. Und selbst der „Billige Jakob“ in der Moststraße stöhnte am letzten Kirchweihabend: „Bin ich froh, wenn die Kärwa vorbei ist, damit ich endlich mal mein Geld zählen kann.“ Mit der Versteigerung nicht abgeholter Gewinne ging auch die Theatertombola endgültig zu Ende. 125.000 Lose wurden unter das Kirchweihvolk gebracht. Die Geschäftswelt hatte dazu Preise im Wert von 60.000 DM gestiftet. Die in Planung stehende neue katholische Kirche in Fürth-Stadeln erhielt den Namen „Heilige Dreifaltigkeit“. In die engere Wahl gezogen waren auch die Namen Don Bosco, Maria Himmelfahrt, St. Franziskus und Regina Martyrum. Freitag, 13. Oktober 1972 Die Verantwortlichen der SpVgg sprachen sich selbst Mut zu. Mit dem Abstieg aus der Regionalliga wollte man nichts zu tun haben, war doch die Bilanz des Kleeblatts viel besser als vermutet. Von den letzten acht Spielen verlor man nur ein einziges und zwar ein Freundschaftsspiel im Verlauf der Portugalreise. Aber am Wochenende ging es im 208. Lokalderby gegen den Club. Dieser rechnete dem Vorverkauf nach mit etwa 30.000 Zuschauern. Dies wäre ein neuer Zuschauerrekord in der Regionalliga Süd. Die Kulisse als zwölfter Mann gegen Fürth? Ungewohntes Bild: Erstmals arbeiteten keine Bagger mit Abrissbirnen, sondern Planierraupen schoben den Altstadtboden im Sanierungsgebiet zur Seite. Gegenüber dem israelischen Friedhof entstand eine Baugrube für den ersten Neubau in der Nachbarschaft des „Gänsbergs“. Die „Neue Heimat“ startete auf dem Grundstück des früheren Gefängnisses am unteren Ende der Katharinenstraße mit dem Bau eines großen Wohnblocks mit 23 Eigentumswohnungen. Samstag, 14. Oktober 1972 Unbändige Freude: Nach vierwöchigem Aufenthalt in der weltberühmten Mayo-Klinik im amerikanischen Rochester kehrte die vierjährige Doris Bauer nach einer komplizierten Herzoperation mit ihrer Mutter wieder nach Fürth zurück. Die Erlanger Uni-Klinik wollte mit einer Operation bis zum sechsten Lebensjahr warten. Da die Erschöpfungszustände des Kindes sich jedoch eklatant häuften, entschloss man sich für eine vorzeitige Operation in den USA. Einen Teil der Kosten trug die Krankenkasse, das Haus Schickedanz spendete 1000 DM, aber einige tausend Mark blieben an der Familie hängen, die dazu ihren Bausparvertrag auflöste und einen weiteren Kredit aufnahm. Montag, 16. Oktober 1972

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