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Im Burgfarrnbacher Pückler-Schloss schien ein Kostengespenst zu hausen, denn die Schlossrenovierung kostete jetzt plötzlich 3,6 Mio DM. Bisher war man von höchstens 1,9 Mio DM ausgegangen. Für den Kostensprung verantwortlich waren u.a. neu entdeckter Hausschwamm, eine vom Landesamt für Denkmalpflege angeordnete Nutzungsänderung und eine notwendig gewordene Trafostation. Probiert hatte man es: Umweltminister Streibl war auf Antrag des Fürther MdL Horst Haase (SPD) nicht bereit, eine eindeutige Stellungnahme zur Betriebsverlagerung der Firma Mattecka abzugeben. Samstag, 28. Oktober 1972 Die Stadtsparkasse Fürth zeigte sich zum Weltspartag am 30. Oktober spendabel: Man verloste eine Reise im Wert von 1500 DM, drei Reisen von je 800 DM, zehn Reisen von je 300 DM sowie 30 Sparkassenbriefe zu je 100 DM. Außerdem gab es 1000 Trostpreise. Das Fürther Torwartidol Peter Löwer heiratete in der Nürnberger Gustav-Adolf-Kirche Renate Rohwer. Es war sein zweiter Termin. Der erste musste wegen der Portugalreise der SpVgg abgesagt werden. Montag, 30. Oktober 1972 Im vierten Stock des Modehauses Fiedler gab es drei Tage lang an den Nachmittagen kostenloses „KasperleTheater“ - damit Muttis, Omas und Tanten auch in aller Ruhe einkaufen konnten. Die Stadtwerke Fürth verstärkten die Werbung für Gasheizungen. 850.000 DM standen für Finanzierungshilfen zur Umstellung von Öl auf Gas zur Verfügung. Einen Teil der günstigen Zinsen zu 4% übernahmen die Stadtwerke. Die Aktionen hatten allerdings mit Umweltschutz wenig zu tun. Die Stadtwerke wollten eine bessere Auslastung ihres Gasnetzes erreichen. Der TV Fürth 1860 weihte im Rahmen des Neubaus eines Sportzentrums seine neue Tennishalle ein. Ein geplantes Prominenten-Doppel fand nicht statt, da die verantwortliche Firma mit der letzten Beschichtung des Bodens in Verzug gekommen war. Die Tennisabteilung der 60er umfasste schon mehr als 500 Mitglieder. Die SpVgg gewann ihr Auswärtsspiel bei der SpVgg Ludwigsburg mit 4:2. Tore für Fürth durch Bergmann Unger (2) und Jäger. Damit belegte man Platz drei der Tabelle. Dienstag, 31. Oktober 1972 Radio-Pruy, das alteingesessene Fachgeschäft, eröffnete in der ersten Etage seines Hauses in der RudolfBreitscheid-Straße 2 auf einer Fläche von 200 qm ein modernes HiFi-Studio. Hier konnten die Kunden StereoGeräte testen. Der Fürther Grundig-Konzern erzielte 1971/72 einen um 3,6% erhöhten Umsatz von 1,155 Mrd DM. Darin waren die Auslandsmärkte mit 527 Mio DM enthalten. Etwa eine Million Fernsehgeräte wurden verkauft, davon waren 400.000 Farbempfänger. Unverkennbar war der immer stärkere Konkurrenzkampf mit Japan, der die Gewinne schrumpfen ließ. Der frühere Fürther Stadtgartendirektor Hans Schiller wurde 70. Der „Vater des Fürther Stadtparks“ war zwar schon seit fünf Jahren im Ruhestand, doch Ruhe war für ihn ein Fremdwort. Der Zuschlag der Gartenschau 1951 ließ ihn damals mit wenigen Helfern und Gerätschaften zukunftsweisende Ideen verwirklichen. Mehrere Fachbücher trugen seinen Ruf in alle Gärten. Der Südamerika-Spezialist, Fotograf und Hobbymaler war noch immer schaffensfroh. Mittwoch, 1. November 1972 Im Bundestagswahlkampf sprach der CSU-Vorsitzende Franz Joseph Strauß in der vollen MTV-Grundig-Halle. Er wetterte gegen die „marxistische Unterwanderung“ und die „roten Mäuse, die schon am Fundament des Staates nagten“. Strauß agierte gemäßigt, das Publikum verhielt sich – vielleicht aufgrund des ungewohnten Termins am Nachmittag – nicht minder zahm. Proteste gab es nicht. Am Sportpark Ronhof ging es nicht nur rund her, rund wurden beim Kleeblattverein auch Latte und Pfosten der Fußballtore. Ab sofort wurde nicht mehr ans Holz, sondern ans runde „Leichtmetall“ geschossen. Donnerstag, 2. November 1972 Konkurrenz für die bestehende Fürther Schützengesellschaft: Jetzt richtete die Schießsportgemeinschaft Dynamit Nobel ein Königsschießen aus. OB Scherzer gratulierte dem neuen Schützenkönig Jürgen Knappworst beim Schützenball im Kolpingsaal. Das Reformationsfest bot der evangelisch-lutherischen Gesamtgemeinde Fürth wie jedes Jahr Gelegenheit, zu ihrer Traditionsfeier einzuladen. Diesmal widmete sich Universitätsdozent Maron aus Erlangen im gut gefüllten Geismannsaal dem Thema „Die Radikalen in der Kirche bei Luther und heute“.

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