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Rückgabe der Arbeit mit der Zensur „ungenügend“: Die Stadt Fürth wurde von der Regierung von Mittelfranken aufgefordert, ihren Beschluss über die U-Bahn-Führung (vorläufiger Endpunkt: Fürther Freiheit) zu „überprüfen“. Tenor der Regierung: Ein Massenverkehrsmittel ist bei Spitzenbelastungen nur sinnvoll bei einem Verbund der Ströme (empfohlener vorläufiger Endpunkt: Fürth Hauptbahnhof). Gewusst hatte der Stadtrat dies schon vorher, aber man wollte mit der Entscheidung „Fürther Freiheit“ der Fürther Geschäftswelt die Kunden „frei Haus“ liefern. Dumm gelaufen. Eine Fülle liebenswerter Einfälle, viele technische Weiterentwicklungen, aber nur wenige sensationelle Neukonstruktionen: So stellte sich die Fürther Spielwarenindustrie auf der 23. Internationen Spielwarenmesse in Nürnberg dar. Über zu geringe Aufträge brauchten sich die Fürther Betriebe nicht zu beklagen, die Geschäfte liefen wie geschmiert. Der Fürther Schul- und Kulturausschuss billigte das Raumprogramm für das „Schulzentrum West“ am Kieselbühl: Danach sollten ein Gymnasium (nicht-naturwissenschaftlich) mit 27 Klassen, eine Realschule mit 16 Klassen, eine Hauptschule mit 10 Klassen sowie die dazu notwendigen Sportstätten entstehen. Grundlage der Initiative war die Fünf-Millionen-Spende des Ehrenbürgers Dr. h.c. Gustav Schickedanz. Leider nur Luftschlösser. Heute stehen dort Obi und BMW. Freitag, 11. Februar 1972 Der Gesamtumsatz der Fürther „Gama-Trix-Gruppe“ lag 1971 bei gut 40 Mio DM. Sie gehörte damit zu den größten Firmen in der deutschen Spielwarenbranche. Colonel Grant E. Jones, Kommandant des US-Befehlsbereichs Nordbayern, verabschiedete sich im Fürther Rathaus offiziell von OB Scherzer. Bei Cognac und Zigarren sparte man gegenseitig nicht mit Komplimenten. Samstag, 12. Februar 1972 Enttäuschte Zuschauer von SpVgg-Heimspielen forderten in Leserbriefen Konsequenzen vom Kleeblatt-Vorstand! Die überbetont defensive Einstellung verärgerte die Fans, hatte Trainer Bickelhaupt doch zu Saisonbeginn „Offensiv-Fußball“ versprochen. Man hatte die Schnauze voll vom „Gemauere“. Mit nur 21 Toren in 22 Spielen hatte nur Neuling Ludwigsburg weniger Tore erzielt. Der wieder auferstandene Valentinsball der Fürther Floristen geriet zu einem vollen Erfolg. Silberne Blumenampeln und eine fantastische Wanddekoration gaben dem Fürther Geismannsaal einen festlichen Anstrich. Die Bärtigen des Conny-Wagner-Sextetts sorgten für musikalische Hitze und ihre Mitternachtsshow war für die Besucher der absolute Höhepunkt der rauschenden Ballnacht. Nach der Polonaise (angeführt von Tanzlehrer Manfred Streng) führte Rudi Büttner durchs Programm. OB Scherzer wurde im weiteren Verlauf des Abends von den Jacob-Sisters in ihr Programm mit einbezogen. Erst am frühen Morgen um vier Uhr verstummte der Sound der Musik. Die Fürther Landwirte schlossen sich einer bundesweiten Warndemonstration an und blockierten mit etwa 300 Traktoren für eine Stunde die Fürther City. Eingekeilt zwischen Personen- und Lastwagen schoben sich die Schlepper in kleinen Gruppen von der Schwabacher Straße in Richtung Rathaus bis nichts mehr ging. Die Bauern forderten „gerechte Preise“ für ihre Produkte. Montag, 14. Februar 1972 An der Türe steckte nur eine kleine Karte mit den Buchstaben „CI“ (Club der Illusionisten). In diesen Fürther Privatclub junger Leute in der Erlanger Straße durfte nur hinein, wer Mitglied oder guter Bekannter eines Mitglieds war. Zwar gab es auch Alkoholika zu Privatpreisen, aber im Mittelpunkt der abendlichen Treffpunkte standen Dichterlesungen oder politische Diskussionen. Der Ball des „Stadtverein Fürth“ war damals einer der Höhepunkte des Fürther Faschings. Im lange vorher schon ausverkauften Fürther Geismannsaal sorgten die beiden Kapellen „Candy and the Teddy Bears“ und das „ManfredBräuer-Sextett“ für zündende Rhythmen. Clou des Abends waren kostenlose Busfahrten heim zur Hardhöhe, womit den Besuchern Parkplatz- und Führerscheinsorgen abgenommen wurden. Die SpVgg gewann ein Freundschaftsspiel beim Bezirksligaaufsteiger TSV Höchstadt knapp mit 2:1. Tore für Fürth durch Stolle und Pieper. Das Verhältnis zwischen Trainer Bickelhaupt und dem Vereinsvorsitzenden Dörfler war inzwischen empfindlich gestört. Auch bei den Fans verlor Bickelhaupt immer mehr an Vertrauen. Dienstag, 15. Februar 1972 Immer mehr Firmen boten Kunden eine „Heim-Messe“. In Fürth praktizierten die Firma BIG sowie der Großhändler Sieber dieses Prinzip. BIG offerierte seine Produkte z.B. in prächtigen Ausstellungsräumen auf einer Fläche von 700 qm, Sieber (Siso-Center) auf 750 qm. Auf der Internationalen Spielwarenmesse in Nürnberg war man nicht vertreten, weil das Platzangebot in den alten Messehallen zu gering war. Aber man verfügte über einen gut organisierten Zubringerdienst für Einkäufer von der Spielwarenmesse zu den firmeneigenen Ausstellungsräumen in Stadeln bzw. Fürth. Anschließend wurden die Kunden wieder zur Messe oder zum Hotel gebracht.

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