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aus Portugal. Die Stadt Fürth ehrte ihren großen Dichter Jakob Wassermann mit einer Gedenkschrift zu dessen 100. Geburtstag. Der Schriftsteller wurde am 10. März 1873 in der Alexanderstraße 13 geboren. Die Verbindung seiner Werke zu den Lesern endete praktisch mit der Bücherverbrennung 1933. Anlässlich einer Feierstunde in der Aula der Berufsschule II erschien auch Charles Wassermann, der Sohn des Dichters. Kaum war der Fasching zu Ende, stieg in der MTV-Grundig-Halle erstmals ein dreitägiges Bockbierfest des MTV Fürth. 1100 Plätze waren bestuhlt. Man verstand sich als Alternative zum Poculator. Es spielte eine Kapelle aus Herzogenaurach, zum Ausschank kam ein Doppelbock der Hochrein-Bräu aus Kaltenhausen. Freitag, 9. März 1973 Wegen Straßenbauarbeiten wurde die Unterführung an der Höfener Straße in Richtung Stadtgrenze halbseitig gesperrt. Die Umleitung erfolgte über den Tunnel an der Jakobinenstraße. Dadurch kam es zu Staus wie sonst nur zur Kirchweihzeit. Die Stadtverwaltung richtete erstmals seit 1930 eine Untersuchungskommission ein, welche die Baukostensteigerungen bei den Krankenhausneubauten untersuchen sollte. Damit machte die Stadt klar, dass sie nicht gewillt war, die enormen Kostensteigerungen hinzunehmen. Der Bau des Wirtschaftsgebäudes z.B. wurde 1968 für 7,1 Mio DM beschlossen, 1971 wurden die Kosten auf 8,4 Mio DM korrigiert und jetzt mit 10,1 Mio DM abgerechnet. Man wollte prüfen, ob Architekten oder auch die Baufirmen für die Mehrforderungen haftbar gemacht werden konnten. Fürth hatte den Fuß im Türspalt der Universität: Das Fürther Stadtkrankenhaus wurde zukünftiges Lehrkrankenhaus. Ab 1976 sollten je 16 Studenten der inneren bzw. chirurgischen Medizin in Fürth ausgebildet werden. Die Kosten für Einrichtung und Unterbringung in Höhe von 1,3 Mio DM wurden von Bund und Land je zur Hälfte getragen. Samstag, 10. März 1973 Die Garten-Quelle, eine Tochtergesellschaft des Großversandhauses Quelle, war zum größten Spezialversender der Branche im Bundesgebiet aufgestiegen. 1972 hatte sie ihren Umsatz auf 22 Mio DM verdoppelt. Durch Rationalisierungen bei Sämereien sanken die Katalogpreise jetzt teilweise um 13%. Anlässlich des Internationalen Frauentages verteilte die KPD auf der Fürther Freiheit rote Nelken und rote Parolen. Blumen und Handzettel gingen zwar nicht reißend weg, fanden aber schließlich doch noch ihre Abnehmer. Die Fürther Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend (SDAJ) schuf sich ein eigenes Heim. In den Räumen einer ehemaligen Bäckerei im Hinterhof des Anwesens Schwabacher Straße 80 hatte man sich häuslich niedergelassen. Die 20 Mitglieder hatten die einstmalige Backstube renoviert. Kanonenofen statt Backofen. Stück für Stück sanken die Wohnquartiere des Sanierungsgebietes der Altstadt in Trümmer. Nun waren die Häuser im Bereich Theater- und Mohrenstraße zum Abriss an der Reihe. Insbesondere ältere Passanten blieben oft stehen und beobachteten wehmütig die Szenerie. Stadttheater: „Die schöne Galathee“ von Suppe (Deutsche Gastspieloper Berlin). Montag, 12. März 1973 Wie immer war der Fürther Geismannsaal total ausgebucht, als die Poculatorsaison 1973 begann. Meilenweit reisten die Fans des süffigen Getränks aus nah und fern an, um zu den Klängen der Ochsenfurter Trachtenkapelle unter German Hofmann die eigentümliche Atmosphäre zu genießen. Die Peterlesboum als Traditions-Gaudimacher massierten das Zwerchfell der Gäste, die Bedienungen schleppten dazu ständig neue Medizin heran. An der Gedenkfeier zum 100. Geburtstag Jakob Wassermanns in der Aula der Berufsschule II nahm auch dessen Sohn Charles Wassermann und seine Gemahlin teil. OB Scherzer wies in seiner Eröffnungsansprache darauf hin, dass in Fürth die Wurzeln des großen Schriftstellers lagen, auch wenn er seine Heimatstadt nur wenig anziehend fand. Die SpVgg besiegte in ihrem Heimspiel im Ronhof vor 6000 Zuschauern den bisherigen Spitzenreiter Karlsruher SC völlig unerwartet mit 5:1. Tore für Fürth durch Heubeck (2), Ammon, Schülke und Dennerlein. Damit kletterte man auf Platz acht der Tabelle. Dienstag, 13. März 1973 Das Fürther Jugendamt bemühte sich verzweifelt, eine Pflegestelle für einen 13-jährigen Türken zu finden. Sein Vater lebte kränkelnd in der Türkei, die Mutter starb jetzt in einer Nürnberger Klinik. Der Junge wollte in Deutschland bleiben, die Schule abschließen und Dolmetscher werden. Er besuchte die Maischule und war ein guter Schüler, der vorzügliches Deutsch sprach. Der Nordöstliche Vorstadtverein erinnerte an notwendige Korrekturen: Man forderte die Entfernung einer „Verkehrsfalle“. So wurde jene Stelle bezeichnet, auf der die Alte Reutstraße zwischen Laubenweg und Flustraße zum schlauchartigen Knick verkümmert war.

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