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Montag, 1. Oktober 1973 In Fürth bröckelten die Traditionen: Die Kirchweih-Vorfeier in der St.-Michaels-Kirche wollten gerade noch etwa 100 Gläubige erleben, die Hälfte davon Schausteller. Kirche und Staat befanden sich in ideologischen Auseinandersetzungen und so verhallte die Predigt von Pfarrer Diez ziemlich ungehört. Mit Pauken, Posaunen und Böllern begann die diesjährige Fürther Kirchweih. Trotz des nur mittelprächtigen Wetters drängten sich schon am ersten Tag Tausende durch die Budengassen. Im proppenvollen Geismannsaal eröffnete OB Scherzer die Kirchweih und anschließend rollte ein Programm ab, das nach Angabe der Lokalpresse „platt mit Peinlichkeit“ war. Nur die „Peterlasboum“ mit neuen und alten Gesangstexten sorgten für ansteckende Heiterkeit. Wie gewohnt stürzte man sich nach einigen Maßen „Kärwabier“ danach ins Gewühle. In ihrem Auswärtsspiel beim FC Freiburg verlor die SpVgg blamabel mit 0:3. Damit blieben die Kleeblättler schon seit sieben Spieltagen ohne Sieg und belegten nur noch Rang vierzehn der Tabelle. Dienstag, 2. Oktober 1973 Dr. Herbert Maas, einstmals am Hardenberg-Gymnasium als Lehrer für Deutsch und Geschichte tätig, unternahm beim Fürther Verein für Heimatforschung „Alt-Fürth“ eine amüsante Ortsnamen-Tour. Dabei kam auch Fürth nicht zu kurz als ein Ort an der Furt, Dambach, als 1279 nachgewiesenes Tann-Bach und Ronhof als ein Hof der Wurzel-Rodungen. Fürths Spitzenathleten starteten bei den bayerischen 20-km-Meisterschaften der Geher und holten sich souverän den Mannschaftssieg. Kannenberg, Reng und Dr. Meier waren trotz enormer Hitze nicht zu schlagen. Stadttheater: „Ein Maskenball“ Oper von Verdi (Saisoneröffnung mit der Compagnia d`Opera Italiana Milano nach viermonatiger Pause). Mittwoch, 3. Oktober 1973 Als „Operation am lebenden Organismus“ bezeichnete die Stadt Fürth den beginnenden Umbau der Straßenbrücke über die Bamberger Bahnlinie an der Würzburger Straße. Die baulichen Verkehrsprobleme sollten etwa eineinhalb Jahre dauern. Danach war aber ein durchgehend vierspuriges Befahren zwischen Billinganlage und Unterfarrnbacher Straße möglich. Die Umleitungen und Einschränkungen sollten nach Abschluss der Kirchweih in Kraft treten. Sogar der japanische Markt wurde für Quelle interessant. In den Kaufhäusern der großen japanischen Kaufhauskette Matsuzukaya wurde jetzt eine „Quelle Corner“ eingerichtet. Kunden konnten dort den QuelleKatalog für etwa 10 DM kaufen. Eine Servicekraft half beim Ausfüllen von Bestellungen und Importanträgen. In einem Leserbrief an die FN bemängelte man die Erlaubnis des doppelseitigen Parkens in der Maxstraße. Beim Aussteigen aus der Straßenbahn kam es aufgrund der Fahrbahnverengung zu gefährlichen Situationen, da Autos wegen der geparkten Fahrzeuge nicht mehr ausweichen konnten. Donnerstag, 4. Oktober 1973 Ab dem 1. Oktober begann eine neue Ära im Stadtgebiet Fürth. Der Dienst an Sonn-, Feiertagen und dienstfreien Zeiten der praktizierenden Ärzte wurde jetzt nicht mehr von der BRK-Wache im Kolonnenhaus, sondern zentral vom Nürnberger Ärztehaus am Keßlerplatz gesteuert. Hier liefen alle Notfallmeldungen aus dem Großraum zusammen. Dazu musste man die Rufnummer 53 37 71 wählen. Hoffentlich fuhr der Notarzt dann auch in die richtige Königstraße! Zur Kirchweih richtete Quelle im Hof seines Kaufhauses an der Fürther Freiheit einen Weinmarkt ein. Sage und schreibe 204 Weinsorten hatte man dazu zusammengetragen. Der Gesamtvorrat belief sich auf rund 20.000 Flaschen. Das ASV-Sportheim an der Magazinstraße schien ein Versuchsfeld für Einbrecher gewesen zu sein. Etwa ein Dutzendmal stiegen in den abgelaufenen Monaten Unbekannte dort ein und stahlen, was ihnen in die Hände fiel. Sogar Eisengitter wurden von den Tätern durchsägt. Bei „Jeans Jack“ gab es die Original-Levis-Jeans in der Feincord-Ausführung jetzt zum Kirchweih-Angebot von 25,- DM (bisher 44,50 DM) in den Farben braun und oliv. Freitag, 5. Oktober 1973 Es mehrte sich der Protest der Fürther Jugendlichen gegen das Haus an der Ottostraße, das von der Stadt für 50.000 DM zu einem Jugendzentrum umgebaut werden sollte. Immer mehr Gruppen betonten ihre Entschlossenheit, dieses alte ehemalige Kindergartengebäude nicht anzunehmen. Für 16.000 junge Leute allein aus Fürth standen dort nur 120 qm nutzbare Fläche zur Verfügung. Im Fürther Filmprogramm zum Monatsbeginn u.a.: „James Bond: Leben und Sterben lassen“ mit Roger Moore und Jane Seymour in der 4. Woche (Admiral), „Das große Fressen“ mit Marcello Mastroianni und Ugo Tognazzi (Bambi), „In der Gewalt der gelben Katzen“ mit Wong Yen Piang und Cho Jian (City) sowie „Theater des Grauens“

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