Requisit der Reisegruppe war ein Radio, aus dem Meldungen über den heimatlichen Kriegsschauplatz gehört wurden. Wie der Auftakt, so war auch das Ende: Rundherum herrschte große Zufriedenheit. In den Abendstunden des Mittwochs klangen die letzten Akkorde der Kirchweih aus. Der Schlusstag brachte nochmals einen Massenandrang, da die städtischen Bediensteten nachmittags frei hatten. Schausteller und Fahrgeschäftebesitzer waren müde vom Geldzählen. Auch die Gaststätten hatten in den elf Tagen einen enormen Aufschwung verzeichnet. Nur die Anwohner beklagten sich über den Lärm an den Kirchweihtagen und zahlreiche PKWFalschparker fanden nach der Rückkehr vom Kärwabesuch so manche Überraschung unter den Scheibenwischern. Freitag, 12. Oktober 1973 Unmut im Fürther Stadtrat: Die neue Stadelner Schwimmhalle kostete statt 3,3 nunmehr 4,1 Mio DM. Zähneknirschend stimmte man der Bewilligung dieser Mehrkosten zu, wurde der Haushalt 1974 damit doch schon mächtig geschmälert. Als Anerkennung für den Sieg über Hessen Kassel wurden die Kicker der SpVgg von der Patrizier-Brauerei zum Ende der Fürther Kirchweih in den Geismannsaal eingeladen. In feuchtfröhlicher Stimmung drückte Trainer Elzner ob des Bierkonsums ein Auge zu und Torwart Peter Löwer dirigierte mehr oder weniger gekonnt die Ochsenfurter Blaskapelle unter der Leitung von German Hofmann. Unruhige Bürgerversammlung in der Eschenau: Überdurchschnittlich viele Kinder gingen in die Sonderschule an der Frauenstraße. Die Mütter argwöhnten, in der Grundschule Dambach gäbe es Vorurteile gegen die sozial schwachen Familien in der Eschenau, deshalb würden die Kinder in die Sonderschule abgeschoben. Umgekehrt machten die Vertreter der Stadt Fürth den Anwohnern zum Vorwurf, in den Wohnungen der Notunterkünfte am Himmelsweiher Fußböden, Türen und Fenster herauszureißen und zu verheizen. Stürmische Debatten! Stadttheater: „Wie ein Theaterstück entsteht“ Groteske mit Kraft-Alexander. Samstag, 13. Oktober 1973 Ein 16-jähriger Fußgänger musste schwer verletzt ins Krankenhaus eingeliefert werden. Er war beim Überqueren der Straßenbahngleise in Höhe Königswarterstraße 46 in eine Straßenbahn gelaufen. Innerhalb kurzer Zeit stauten sich dadurch die Straßenbahnen vom Rathaus bis zur Luisenstraße. Der TSV Sack vollendete den Bau seines Vereinsheimes an der Boxdorfer Straße. In seiner Festrede vor zahlreichen Ehrengästen würdigte der Vereinsvorsitzende Michael Eckart die freiwilligen Arbeitsleistungen der Mitglieder, die dieses Projekt erst möglich machten. Neben Fußball und Tischtennis dachte man jetzt auch an die Gründung einer Tennisabteilung. Platz war genug vorhanden. Bisher lag die Mitgliederzahl bei übersichtlichen 340. Das Fürther Reformhaus Kiechl in der Schwabacher Straße 17 eröffnete getrennt vom Ladengeschäft nun einen modernen Kosmetik- und Fußpflegesalon. Firmenchef Peter Kiechl investierte dabei in neueste Geräte. Eine Kosmetikerin beriet individuell. Montag, 15. Oktober 1973 „Stadtrat rück ein Kommiz raus, sonst besetzen wir ein Haus!“ tönte es durch die Fürther Straßen. Etwa 250 Fürther Jugendliche beteiligten sich an einem Demonstrationszug, um gegen das vom Stadtrat vorgegebene Liliput-Häuschen an der Ottostraße zu protestieren. Fleißig verteilte man Flugblätter an die verstört dreinblickenden Fürther Bürger, die am Samstag ihre Einkäufe erledigten. Nervenkitzel und Gänsehaut: Auf der Fürther Freiheit zeigte die „Oskani-Stey“-Truppe waghalsige Artistik bis in 36 m Höhe. Dazu war ein Schrägseil über den ganzen Platz gespannt. Ohne Netz liefen die Artisten mit verbundenen Augen auf dem Seil oder fuhren darauf mit dem Motorrad. In der reizvollen Umgebung des Boxwaldes eröffnete in Sack der 12. Fürther Altenclub. Das Vereinshaus des Gartenbauvereins stand den alten Leuten aus Sack dafür zur Verfügung. In einem Freundschaftsspiel besiegte die SpVgg im Ronhof vor 2500 Zuschauern den Bundesligisten 1. FC Kaiserslautern mit 3:2. Tore für Fürth durch Unger, Dennerlein und Heubeck. Meist war man immer besonders gut, wenn es um nichts ging. Dienstag, 16. Oktober 1973 Die Fürther Volkshochschule versuchte sich in der Sozialbetreuung für ausländische Gastarbeiter. Etwa zwanzig junge Leute engagierten sich jeden Mittwoch im Berolzheimerianum, um ausländischen Arbeitnehmern in der Stadt Hilfestellung bei der Bewältigung der täglichen Widrigkeiten unserer Gesellschaft zu gewähren. So wurden z.B. Anträge ausgefüllt, Texte übersetzt und Korrespondenz erledigt. Während in Fürth noch um ein Kommunikationszentrum gerungen wurde, weihte die Landjugendgruppe Seukendorf schon ihr neues Jugendheim ein. Mit viel Selbsthilfe und Eigenleistung hatte man das alte Schulhaus in den vergangenen Monaten zu einem Jugendtreff umgebaut. Rustikal, aber urgemütlich.
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