Aus: Fürth 1974 - Fürther Geschichtswerkstatt - Bearbeitet von Gert Kuntermann - Gekürzt von Bernd Jesussek für FürthWiki – 25.1.2025 Mittwoch, 2. Januar 1974 Mit Böllerschüssen und Brillant-Feuerwerk, das dem früherer Jahre in keiner Weise nachstand, hatte die Bevölkerung Fürths das neue Jahr begrüßt. Leider verlor bei der Knallerei ein 30-jähriger Familienvater ein Auge. Die Polizei wurde um Mitternacht gewaltig auf Trab gehalten, da detonierende Kanonenschläge empfindliche Alarmanlagen bei Banken, Juwelieren und Pelzgeschäften ausgelöst hatten. Ausgelassen gefeiert wurde insbesondere in den Fürther Gaststätten. Für die gesamte Bundesrepublik geschätzt, rechnete man mit einer Gesamtsumme von etwa 100 Millionen Mark für den Feuerzauber. Altbundeskanzler Prof. Dr. Ludwig Erhard bedankte sich bei OB Scherzer für die Glückwünsche zur goldenen Hochzeit. Die Stadt hatte dem Ehepaar Erhard hierzu einen Satz der Fürther Theatermedaillen überreichen lassen. Volksmärsche waren damals groß in Mode: Am zweiten Internationalen Silvester-Fackelmarsch der Wanderabteilung des TSV 1894 Langenzenn beteiligten sich mehr als 11.000 Personen. Um 16 Uhr schickte man die Fackelläufer auf die 15 km lange Strecke und lotste sie mit Leuchtfeuern sicher durch den Wald. Alle kamen im Laufe des Silvesterabends in Langenzenn wieder an. Dann erst wurde gefeiert. Im 211. Derby feierte die Mannschaft der SpVgg den 57. Sieg gegen den ewigen Lokalrivalen 1. FC Nürnberg mit 3:0. Die Tore für das Kleeblatt schossen im Ronhof vor 4200 Zuschauern Heinlein, Unger und Popp. Donnerstag, 3. Januar 1974 Ein Team des bayerischen Fernsehens (drittes Programm) drehte im neuen Stadtarchiv im Burgfarrnbacher Schloss. Hausherr Dr. Schwammberger stand dabei Rede und Antwort für das Vorhaben zur Dokumentation der Geschichte der Stadt Fürth. Die höchsten Bäume des Stadtwaldes bekamen mächtig Konkurrenz: Das erste Hochhaus der WBG in der Heilstättensiedlung stand im Rohbau. Mit 14 Geschossen bot es später einmal Platz für 90 Familien. Es war der Anfang einer großen Wohnanlage für etwa 500 Familien. Gedacht waren die Wohnungen für ehemalige Altstadtbewohner, die aus dem Sanierungsgebiet um den „Gänsberg“ ausziehen mussten. Freitag, 4. Januar 1974 Seit dem 1. Januar galt für die Bewertung von Grund und Boden in Fürth eine neue Berechnung. Für die Ermittlung der Grundsteuer galten ab sofort die Einheitswerte von 1965. Bisher orientierte man sich an den Einheitswerten aus dem Jahr 1935. Brigadegeneral Clay T. Buckingham hatte zum Neujahrsempfang in den Kalb-Club an der Steubenstraße eingeladen. In seiner Ansprache betonte er, dass durch den 1973 zu Ende gegangenen Vietnamkrieg weltweit kein amerikanischer Soldat mehr im Kampfeinsatz stand. Die offizielle Delegation der Stadt Fürth stellte die guten deutsch-amerikanischen Beziehungen heraus, um danach in gewohnter Weise dem kalten Büfett eifrig zuzusprechen. Jeder Gast erhielt am Ende der Veranstaltung ein Marzipanschweinchen mit einem Pfennig im Maul als Glücksbringer für 1974. Im Fürther Filmprogramm zum Monatsbeginn u.a.: „Mein Name ist Nobody“ mit Terence Hill und Henry Fonda (Admiral), „Schloss Hubertus“ mit Gerlinde Döberl und Karlheinz Böhm (Bambi), „Love Story“ mit Ali MacGraw und Katherine Balfur (City) sowie „Papillon“ mit Steve McQueen und Dustin Hoffman (Park). Samstag, 5. Januar 1974 Im neu gegründeten „Zentrum für Innere Medizin“ am Fürther Stadtkrankenhaus nahmen zum Jahresbeginn die beiden neuen Chefärzte Privatdozent Dr. Stadelmann und Prof. Dr. Zeilhofer ihre Arbeit auf. Der bisherige Chefarzt, Prof. Dr. Hohenner, wurde in den Ruhestand verabschiedet. Die Commerzbank in der Rudolf-Breitscheid-Straße präsentierte zum Jahresbeginn in ihrem Kunstschaufenster Arbeiten des Fürther Künstlers Johann Schmidt-Rednitz. Der Wahl-Atzenhofer stellte großformatige Bilder aus. In Dambach wohnten nicht nur Millionäre (Villenkolonie), sondern auch ganz normale Bürger, darunter auch ein Teil ohne eigenes Auto. In Leserbriefe an die FN beschwerte man sich über ein fehlendes Postamt, das Nichtvorhandensein einer Bushaltestelle sowie über eine unzureichende Beleuchtung im alten Dorfkern. Im neuen Fürther Hafen gab es zwar jede Menge Eisschollen, jedoch keine Winterruhe. Ein Eisbrecher hatte den Weg frei gemacht, um 16 Eisenbahn-Waggonladungen mit Zuckerrübenschnitzeln auf ein Schiff verladen zu können. Stadttheater Fürth: „Die Csardasfürstin“ von Kalman mit Marikka Röck (Schweizer Tournee-Theater). Montag, 7. Januar 1974 Mit fünf Chören, Laien- und Kinderspielen sowie einer Tombola warben Stadelns Pfarrgemeinderat und
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