SpVgg-Mitglieder gaben grünes Licht: Bei der Jahresversammlung stimmten die meisten Mitglieder für eine Aufnahme der ersten Fußballmannschaft in die zweite Bundesliga. Samstag, 30. März 1974 Der seit Jahrzehnten dahinbröckelnden Bauruine Hardenbergstraße 49 – im Volksmund „Villa Wahnsinn“ genannt – schlug nun endgültig die letzte Stunde. Ein Abbruchunternehmen hatte der Stadt Fürth ein Sonderangebot über 27.000 DM gemacht. Dafür wollte man Haus, Vorbauten, pompöse Auffahrt und Einfriedungsmauern beseitigen. Die Stadt nahm das Angebot dankbar an, obwohl es im Zeichen der Nostalgie-Welle fast schon schade um den Bau war. Das Gebäude war dem Essener Krupp-Sitz „Villa Hügel“ nachempfunden. Der damals bekannte Fürther Industrielle Franz Ehrlich hatte den Bau des Herrschaftssitzes in Angriff genommen, sich aber dabei finanziell ruiniert. Seit Jahrzehnten verfiel der unfertige Bau. In der NS-Zeit riss sich die „NS-Volkswohlfahrt“ den Bau unter den Nagel, nach Kriegsende brachte der bayerische Staat für kurze Zeit Flüchtlinge unter. 1972 kaufte die Stadt Fürth das Grundstück, um eines Tages die damals noch geplante verlängerte Herrnstraße darüber zu führen. Montag, 1. April 1974 Der Aprilscherz der FN: US-Außenminister Henry Kissinger sollte zu einer kurzen Stippvisite eingeflogen werden, um im Sanierungsgebiet der Altstadt rund um den Gänsberg eine nach ihm benannte „Kissingerstraße“ einzuweihen. Nach dem Votum der Mitglieder zur zweiten Bundesliga rief die SpVgg nach allen Seiten um finanzielle Hilfe. Die DFB-Auflagen erforderten in den nächsten Jahren etwa 600.000 DM an Investitionen. Hauptausgaben waren hier die Schaffung einer Flutlichtanlage für circa 400.000 DM, ferner ein zwei Meter hoher Drahtzaun für 60.000 DM zwischen Zuschauern und Spielern. Zudem verlangte der DFB eine Kaution in Höhe von 100.000 DM. Dazu drohten höhere Spielergehälter und Reisekosten. Der Verkauf von Grundstücksanteilen des Ronhof war durch vorzeitige Indiskretionen in weite Ferne gerückt, damit auch die Neuschaffung eines Sportzentrums im Westen der Stadt. Präsident Dr. Röllinger sowie seine Vizepräsidenten Liebold und Paulus waren um ihre Aufgaben wahrlich nicht zu beneiden. Zum wiederholten Male versuchte man eine Spendenaktion anzuleiern, um die zweite Bundesliga Wirklichkeit werden zu lassen. Die SpVgg verlor ihr Heimspiel im Ronhof vor 3000 Zuschauern gegen die Stuttgarter Kickers mit 1:2. Das Tor für Fürth erzielte Unger. Damit fand man sich auf Platz dreizehn der Tabelle wieder und musste langsam um den Klassenerhalt bangen. Stadttheater Fürth: Beginn „Musische Woche“ (Schulreferat Stadt Fürth) Dienstag, 2. April 1974 Gewerkschaften, Kreishandwerkerschaft und das Fürther Industrie- und Handelsgremium zogen an einem Strang: Man forderte von der Stadt den beschleunigten Ausbau der Berufsschulen. Dazu sollte die Berufsschule I an der Fichtenstraße auf der dort noch zur Verfügung stehenden Fläche bebaut werden, ferner sollte von der Stadt Fürth das Gelände mit dem nicht mehr benötigten Gebäude der alten Milchversorgung an der Ottostraße für die Berufsschulen II und III erworben werden. Trotz drohender Verstaatlichung war die Stadt ja weiterhin für Gebäude und Ausstattung zuständig. Fast 30 Jahre nach Kriegsende traf sich der Verband der Heimkehrer in Fürth zur Delegiertentagung: Dabei begrüßte der langjährige Bezirksvorsitzende Drechsel bei dieser Gelegenheit die Schickedanz-Schwester Liesl Kießling besonders herzlich. Aufgrund ihres Engagements und ihrer Zuwendungen wurde sie seit Jahren als „Heimkehrer-Mutti“ tituliert. Schwerpunkt der Fürther Tagung war der Kampf um die Restforderungen der Heimkehrergeneration. Erstmals trafen sich etwa 200 Rocker mit ihren Motorrädern in Fürth, um zu einem Ausflug in die Umgebung zu starten. Die in schwarzem Leder gekleideten jungen Männer (viele der „Kutten“ waren mit Nazi- oder Atom-TodSymbolen versehen) sorgten in der Innenstadt für Aufregung. Die Polizei drängte die sich sammelnden Rocker von der Fürther Freiheit in die Gebhardtstraße ab, damit der Autoverkehr wieder fließen konnte. Mittwoch, 3. April 1974 Nach einer Phase der Konsolidierung rührte der MTV Fürth wieder die Werbetrommel. Dass die Vereinsfinanzen zumindest halbwegs stimmten, dafür sorgte das Haus Grundig. Wie auf der Jahreshauptversammlung vorgetragen, gab es ein „Hoch“ im Fußball und beim Gewichtheben. Der Mitgliederstand hatte sich auf 2200 eingependelt. Dies bedeutete den dritten Rang innerhalb der Fürther Sportvereine. Mit neuen Mitgliedern wollte man die Schulden schneller abbauen - was aber nicht gelang, wie man heute weiß. Das Bauamt zeigte an der Würzburger Straße sein Herz für Fußgänger: Eigens für sie wurde ein aufwändiger Holzsteg über die Würzburger Bahnlinie gebaut. Die bisherige Bahnbrücke wurde mit Presslufthämmern zernagt und durch eine breitere Konstruktion ersetzt. Den Autoverkehr leitete man um. Die Schausteller auf dem Fürther Frühlingsfest auf dem Platz neben der Schwabacher Straße gegenüber dem
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