überlebt. Er war geboren worden, als das zweite deutsche Reich erst ein halbes Jahr alt war. Drei Jahre lang war er der älteste Fürther gewesen. Ein neuer Tanz eroberte die Discos: Nach Twist, Shake, und Slop hielt man es jetzt mit dem „Bump“. Ein abgewandelter, etwas stumpfsinniger Beat-Schritt, aber dafür natürlich hochmodern. Als ausgesprochenes Trockengebiet erwies sich der Fürther Raum im Monat März. In der Rückschau wurden mit 21 Liter Regen pro Quadratmeter nur 57% des Sollwertes erreicht. Obwohl die Temperaturen um 2,5 Grad über dem langjährigen Durchschnitt lagen, ergab sich bei den Sonnenstunden ein Defizit von 30%. Stadttheater Fürth: „Ballett-Gala“ (Deutsche Oper Berlin). Donnerstag, 18. April 1974 Eine steinerne Schönheit zog seit einigen Wochen vor dem Hauptportal des Fürther Krankenhauses die Blicke auf sich. Die nackte Schönheit mit den prallen Brüsten stammte von dem Fürther Bildhauer Hans Götz, der die Figur „Die Sklavin“ um 1900 geschaffen hatte. Sie stand die letzten Jahrzehnte im Fürther Stadtpark, wurde dort aber mehrmals verunziert und des Öfteren umgeworfen. Jetzt hoffte man, vor dem Krankenhaus einen kunstgesünderen Platz gefunden zu haben. Der Fußweg zwischen Dambacher Straße und Dambacher Brücke bekam einen Drahtzaun verpasst. Die „mündigen Bürger“ waren selbst schuld an dieser Maßnahme. Hundekot und Abfall zierten die Wiesen. Verbotstafeln hatten nichts bewirkt. Da eine Seite des Wiesengeländes zum Wasserschutzgebiet zählte, musste man nun einzäunen. Jetzt waren außer Radwanderungen nur noch „Drahtwanderungen“ möglich. Verschiebung: Mit ihrem Antrag auf Verstaatlichung des kommunalen Schulwesens kam die Stadt Fürth nicht so schnell zum Zuge. Übernahmen kämen nicht vor 1975/76 in Frage, so Kultusminister Dr. Hans Maier in München. 1974 waren allein 45 neue Realschulen im Bau. Kein Wunder, dass man beim Kultusministerium kürzertrat. Freitag, 19. April 1974 Das Jugendhaus Lindenhain war seit vielen Jahren ein Hort aller schulfreien Kinder. In den Osterferien waren die Tischtennisplatten stets belegt und die Werkkurse im Schreinern voll ausgebucht. Langeweile kannte man nicht. In der Maxstraße 17 eröffnete das Lokal „Bier-Pinte“. Direkt neben dem Kaufhaus bilka stand den Biertrinkern von 10 bis 24 Uhr eine 14 m lange Theke zur Verfügung. Ausgeschenkt wurde Dortmunder Altbier und Gülden-Kölsch. Ob das in Fürth wohl gut gehen konnte? Die SpVgg gab den Wechsel des 25-jährigen Mittelstürmers Heinz-Gerhard Bopp von Jahn Regensburg zum Kleeblatt bekannt. Fürth zahlte Regensburg eine Ablösesumme von 50.000 DM. Bopp spielte zuvor beim TSV 1860 München und vorher bei Opel Rüsselsheim. Im Fürther Filmprogramm zur Monatsmitte u.a.: „Vom Winde verweht“ mit Clark Gable und Vivien Leigh (Admiral), „Pat Gerrett jagt Bikli the kid“ mit Bob Dylan und James Coburn (Bambi), „Vier Teufelskerle“ mit Gianni Garko und Steven Boyd (City) sowie „Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle“ mit Bud Spencer und Terence Hill (Park). Samstag, 20. April 1974 Fürth beherbergte 1974 rund 11.400 Ausländer sowie 7500 Amerikaner der US-Wohnsiedlung in der Südstadt. Während die Amerikaner in ihrem selbstgewählten Ghetto lebten, bestimmten nun immer mehr südländische und orientalische Typen die Fürther Altstadt. Sie wohnten teilweise in Abbruchhäusern der Innenstadt, weil sie Geld sparen und nach Hause schicken wollten. Das Dach über dem Kopf interessierte sie erst in zweiter Linie. Immer mehr alteingesessene Fürther fühlten sich von der lauten Kinderschar belästigt oder von der fremdländischen Musik genervt. Man verließ die Innenstadt und überließ das Feld weiteren nachrückenden Gastarbeitern. Ein neues Ghetto entstand. Stadttheater Fürth: „Solche Frauen sind gefährlich“, Komödie von Burton Graham mit Helen Vita (Euro-Studio). Montag, 22. April 1974 Am „weißen Sonntag“ fanden in Fürth die letzten Konfirmationen und die ersten Kommunionen statt. Bei kühler Brise, aber zeitweiligem April-Sonnenschein schritten die jungen Menschen feierlich gestimmt zu den Gotteshäusern. Danach wurden die vorbestellten Lokale zum Essen gestürmt. Posaunenbläser der Gemeinschaft der Sieben-Tages-Adventisten machten im Bereich Soldner- und Hardstraße auf die Anliegen ihrer Gemeinschaft aufmerksam. Während der Posaunenklänge wurden an die Zuhörer Sonderhefte verteilt, die Einblick in die ärztlich-soziale Arbeit der Gemeinschaft gaben. Die SpVgg kam in ihrem letzten Heimspiel der Saison im Ronhof vor 7000 Zuschauern gegen den TSV 1860 München zu einem 1:1-Unentschieden. Das Tor für Fürth erzielte Unger durch Elfmeter. Damit belegte man Rang zwölf der Tabelle. Vor Spielbeginn wurde der langjährige Kapitän Hermann Marchl mit Ovationen und Geschenkkorb verabschiedet. Der Abwehrspieler und Kämpfer war seit 1966 für das Kleeblatt aktiv gewesen. Dienstag, 23. April 1974
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