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Stadttheater Fürth: „Slowakische Philharmonie“, Konzert. Montag, 29. April 1974 Was für die von der Bevölkerung gewählten Vertreter in anderen Städten selbstverständlich erschien, war dem Fürther Stadtrat gleichgültig: Man zeigte nach Gesprächen mit dem Präsidium der SpVgg dem Kleeblatt die kalte Schulter. Vor allem die SPD ließ keine Bereitschaft zu einer wirksamen Unterstützung für das Abenteuer „Zweite Bundesliga“ erkennen. Einen Werbeeffekt für die Stadt wollte man nicht sehen. An die 18.000 Fürther folgten der freundlichen Einladung der Stadt zum „Tag der offenen Tür“. Feuerwehr und Rathaus zählten wieder die meisten Besucher. Aber auch bei der Polizeidirektion hieß es: Anstellen! An die 600 Besucher fanden sogar den Weg zum Burgfarrnbacher Schloss. Vielleicht wollten sie sehen, wie gut ihre Steuergroschen in den Renovierungsarbeiten investiert waren. Die Fürther SPD hatte in ihrer Mitgliederversammlung Herbert Wehner zu Gast. Der „große alte Mann der Partei“ rief im vollbesetzten Geismannsaal zur „Besinnung auf die Mitte“ auf. Ansonsten herrschte Parteikauderwelsch. So mahnte Wehner die Basis, „auch im Sturm auf dem Posten und am Steuer des Schiffes zu bleiben“. Stadttheater Fürth: „Die Schule der Frauen“, Oper nach Moliere (Stadttheater Würzburg). Dienstag, 30. April 1974 Immer mehr junge Leute wollten den Wehrdienst vermeiden und verpflichteten sich stattdessen für zehn Jahre beim Technischen Hilfswerk. Wer sich dort z.B. zum Bergungshelfer ausbilden ließ, schlug dem Bund ein Schnippchen. In Fürth standen damals 150 junge Männer in dieser Ausbildung. Abendkurse und Wochenenddienst waren beim THW an der Tagesordnung. Dafür erhielt man ein Gespür, dort helfen zu können, wo andere ratlos herumstanden. Die Fürther DKP hatte zu ihrer Maifeier in ein Innenstadtlokal gebeten. Während der Festrede zum Kampftag der Arbeiterklasse erschien plötzlich die „Hofmann-Truppe“ (Wehrsportgruppe Hofmann) aus Nürnberg-Almoshof. Gekleidet im Bundeswehr-Militär-Look, wollte man die Fürther Kommunisten provozieren und eine Schlägerei herbeiführen. Eine Saalschlacht drohte. Da aber die Belästigten Besonnenheit wahrten, zogen die uniformierten „Rechtsaußen-Jünger“ enttäuscht ab. Es konnte weitergehen mit Liedern der Arbeiterklasse, aktuellen Songs über Chile und den üblichen Tiraden über den Preisterror der Erdölkonzerne. Fünf Stunden befasste sich der Fürther Stadtrat mit dem „Ingesta-Gutachten“. Die Innenstadtentwicklung des Einzelhandels stand dabei im Focus der Betrachtung, nachdem die Träume von einem Kaufhaus in der Altstadt geplatzt waren. Die Aussichten für den Einzelhandel im Sanierungsgebiet der Altstadt waren nicht gerade rosig. Donnerstag, 2. Mai 1974 Fürths OB Kurt Scherzer (bei seinen Freunden nur „Willi“ genannt) feierte sein 10-jähriges Amtsjubiläum. Er war beliebt wie keiner seiner Vorgänger. Bei der letzten Wahl erreichte er 95,3% aller Stimmer. In seine bisherige Amtszeit fielen die großen Krankenhausbauten, der städtische Hafen, die Fernwasserversorgung Allersberg, der Bau der Sondermüllanlage in Schwabach (dafür das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse), viele Schulbauten und innerstädtische Verkehrsprojekte wie die Nordspange oder der Königsplatzdurchbruch. Daneben wirkte er als Vizepräsident des Deutschen Städtetages, war Vorstandsmitglied des Bayerischen Städteverbandes, gehörte dem Bezirkstag an und saß mit Sitz und Stimme im Bayerischen Rundfunkrat. Bei seinen 60ern (TV Fürth 1860) war er Ehrenvorsitzender. Kein Wunder, dass die Prominenz zum Gratulieren im Saal des „Grünen Baum“ Schlange stand. Vertreter der Fürther Metzgerinnung überreichten gar ein lebendiges Schwein, das programmgemäß bei der Gratulation quiekte. Freitag, 3. Mai 1974 OB Scherzer überreichte im Fürther Rathaus den Fürther Künstlern Rainer Broll (Chor und Orgel), Günther Spitzka (Innenarchitektur), Doris Stößlein (Malerei) und Wolfgang Völker (Drehbuchautor und Regisseur) ihre Förderpreise. Der Geldpreis sollte Anreiz zu weiterem künstlerischem Schaffen sein. Die Fürther DAG beging den „Tag der Arbeit“ in einer neuen Form: Im Hochhauscafé auf der Hardhöhe bat man zum Kalten Büfett und zu Kontaktgesprächen mit den am Wirtschaftsleben Beteiligten. Langweilige Funktionärsreden gab es nicht, wohl aber Dialoge über Ladenschlusszeiten oder verkaufsoffene Sonntage in Fürth. Im Fürther Filmprogramm zum Monatsbeginn u.a.: „Verflucht, verdammt und Halleluja“ mit Terence Hill und Gregory Walcott (Admiral), „Mann, bist du Klasse?“ mit George Segal und Glenda Jackson (Bambi), „Hau drauf, Kleiner!“ mit Werner Enke und Mascha Gonska (City) sowie „“Horror Express“ mit Christopher Lee und Telly Savalas (Park). Samstag, 4. Mai 1974 Endlich stand den Burgfarrnbachern auf dem ehemaligen Kirchweihplatz in der Ortsmitte ein neuer moderner

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