Supermarkt zur Verfügung. Vor dem Kriege gab es für 2000 Einwohner 21 Lebensmittelgeschäfte, darunter sieben Metzgereien. 1974 gab es für mehr als 5000 Einwohner noch vier Lebensmittelgeschäfte, darunter zwei Metzgereien. Wurden die Fürther Stadträte von der Presse unter Druck gesetzt? Nachdem man im Vorfeld jede Hilfe für die SpVgg zum „Abenteuer 2. Bundesliga“ verweigert hatte, probte man jetzt die Rolle rückwärts. Die Stadtväter genehmigten einen verlorenen Zuschuss in Höhe von 60.000 DM zum Bau einer Zuschauerabsperrung zum Spielfeld sowie eine Zinsbeihilfe in Höhe von 12.000 DM für einen 200.000 DM-Kredit auf 15 Jahre. Mit dem Kredit sollte das Stadion im Ronhof modernisiert werden. Montag, 6. Mai 1974 Die hiesige „Patrizier-Bräu AG“, ein Konglomerat des Hauses Schickedanz (60%) und der Bayern-Hypo (30%, Rest Streubesitz), bestehend aus acht Brauereien (darunter die Fürther Brauereien Humbser und Geismann), sah eine Bierpreiserhöhung als unvermeidbar an. Der Jahresüberschuss betrug 1972/73 nur noch 3,4 Mio DM, die Dividendenzahlung jedoch nach wie vor 15%! Im abgelaufenen Geschäftsjahr konnte der Umsatz zwar leicht gesteigert werden, der Ausstoß ging jedoch geringfügig zurück. Es wurde immer schwieriger, solch einen „großen Tanker“ am Markt zu steuern. Schlaflose Stunden hatten Polizei, Feuerwehr und 27 Bewohner des Hauses Schwabacher Straße 87: In den Mauern zeigten sich Risse, die einen Einsturz befürchten ließen. Unmittelbar neben diesem Haus wurde gerade eine Baugrube für einen Neubau eines Ärzte- und Geschäftshauses ausgehoben. Dazu mussten die Grundmauern freigelegt werden. Das Haus konnte geräumt und die Mauern abgestützt werden. Wegen möglicher Erschütterungen wurde der Fahrzeugverkehr umgeleitet und die Straßenbahn durfte nur im Schritttempo an der Baustelle vorbeifahren. Im letzten Spiel der Regionalliga Süd kam die SpVgg zu einem 3:2-Auswärtserfolg bei Bayern Hof. Tore für Fürth durch Unger, Heinlein und Dennerlein. Damit belegte man zum Saisonende Platz zehn. Man spielte mit Hillmann; Schülke, Klump; Schöpe, Ammon, Detsch; Heubeck, Bergmann, Dennerlein (ab 80.Mi. Puscher), Unger, Heinlein. Dienstag, 7. Mai 1974 Die Stadt Fürth lud anlässlich des 1. Mai ihre Freunde zu einem Stehempfang in das Foyer des Stadttheaters ein. OB Scherzer skizzierte in seiner Rede die laufenden städtischen Projekte. Es herrschte dichtes Gedränge, so dass man sich zu dem jeweiligen Gesprächspartner regelrecht durchkämpfen musste. Schnell waren 200 Flaschen Wein leer und die Gäste mussten auf Bier umsteigen. Das Fürther Rote Kreuz erhielt eine neue Heimstatt. Auf dem durch den Königsplatzdurchbruch freigewordenen Gelände an der Unteren Fischergasse wollte man im Sommer 1974 mit dem Bau des neuen BRK-Hauses beginnen. Der für Stadt und Landkreis zuständige Kreisverband des Roten Kreuzes hoffte, den mit etwa 3 Mio DM veranschlagten Neubau noch im Jahr 1975 beziehen zu können. Die Verhältnisse im alten Kolonnenhaus an der Otto-Seeling-Promenade waren schon seit Jahren untragbar. Pläne für einen Neubau existierten schon seit zwanzig Jahren. Stadttheater Fürth: „Prinz Friedrich von Homburg“, Schauspiel von Heinrich von Kleist (Westfälisches Landestheater). Mittwoch, 8. Mai 1974 Fürth war damals das Zentrum des „Formel-C-Sports“ im gesamten Ballungsraum. 21 aktive Fahrer umfasste der „1. Go-Cart-Club Noris“, von denen allein sieben aus Fürth kamen. In der Aral-Tankstelle an der Nürnberger Straße 148 wurden die kleinen Flitzer gewartet und „getunt“. Gefahren wurden die bis zu 200 km/Std schnellen Go-Carts auf einer Bahn in Frauenaurach. Am Wochenende öffnete das Fürther Scherbsgrabenbad seine Pforten. Die wenigen Badegäste tauchten meist nur mit den Zehenspitzen in die kühlen Fluten ein, denn es war recht kalt. Weibliche Besucher hätten eigentlich einen pelzgefütterten Bikini gebraucht. Die deutsch-amerikanische Freundschaftswoche litt ebenfalls unter den unterkühlten Temperaturen. Der Besuch in der Monteith-Kaserne in Atzenhof blieb weit hinter den Erfahrungen der Vorjahreswerte zurück. Wegen des Regens sagten die Fallschirmspringer ab, das Bierzelt blieb fast leer. Warme Würstchen und Heißgetränke waren die Renner. Etliche Besucher trugen „ice cream“-Packungen nach Hause, weil ihnen der Verzehr vor Ort wegen der Kälte zu ungemütlich war. Donnerstag, 9. Mai 1974 Im Monat Mai stellte der Fürther Künstler Ernst Ludwig Vogel Collagen im Kunstschaufenster der Commerzbank aus. Diese Arbeiten gaben nach den Worten des Künstlers „die Absicht wieder, auch innerhalb einer optischästhetischen Kategorie, der Grafik, wenigstens den Ansatz von emanzipatorisch orientierter Problemlösung zu suchen“. So einfach ist das . . .
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