Mai trainiert. Freitag, 14. Juni 1974 Großer Andrang in der Heinrichskirche: Alles war schon für die Prozession zum Fronleichnamstag in der Südstadt vorbereitet, als es heftig und dauerhaft zu regnen begann. Die Prozession fiel im wahrsten Sinne des Wortes „ins Wasser“. Fürths Katholiken feierten deshalb im wettersicheren Kirchenschiff von St. Heinrich. Die Spielwarenfabrik Big in Stadeln produzierte zur Fußball-WM sogenannte „Big Bum Bum“, etwa zehn Zentimeter große Lärmgeräte zur Unterstützung der Geräuschkulisse bei den WM-Spielen in den Stadien. Samstag, 15. Juni 1974 Der Fürther Karl Halbig, Präsident der Handwerkskammer von Mittelfranken und seit 1960 FDP-Stadtrat in Fürth, feierte seinen 60. Geburtstag. Der Jubilar mit seinem Friseursalon in der Waldstraße war von 1949 bis 1964 Obermeister der Fürther Friseur-Innung und von 1960 bis 1964 Kreishandwerksmeister der Friseure. Halbig erhielt von Regierungspräsident Burkhardt das goldene Ehrenzeichen der Handwerkskammer für 25-jährige ehrenamtliche Tätigkeit überreicht. Auf die Dauer von etwa fünf Wochen wurde die Gustavstraße zwischen Brandenburger Straße und Schindelgasse für den Verkehr gesperrt. Grund dafür war die Verlegung von neuen Versorgungsleitungen. Fred Hoffmann, neuer Trainer der SpVgg, gab in der Südstadt-Gaststätte „Zur Einkehr“ an der Waldstraße seinen Einstand. Da er gleichzeitig seinen Geburtstag feierte, lud er auch ehemalige Kleeblattspieler dazu ein wie Richard Albrecht („Nussknacker“) oder Walter Rauh. Montag, 17. Juni 1974 Das Hochhaus der Sparkasse an der Maxstraße ließ so manche Mattscheiben in der Nachbarschaft „erblinden“. Besonders der Empfang des 2. und 3. Fernsehprogramms war in den umliegenden Straßen gestört. Man registrierte „Schneefälle“ und bis zu „dreifache Konturen“. Ein Störungsmesstrupp der Bundespost führte Messungen durch und empfahl Verlegung von Antennen und den Einbau von Verstärkern. In einem Leserbrief an die FN beschwerte man sich über das Verunstalten von Geschäftsstraßenabschnitten in Fürth durch Litfaßsäulen, Kioske, Telefonhäuschen, Plakatwände usw. Ein freier Straßenblick wäre nicht mehr möglich. Vor den nächsten Meisterschaften zog die SG Fürth ihre Schwimmtalente zu einem Trainingslager in Veitsbronn zusammen. Die Teilnehmer waren täglich bis zu vier Stunden im Wasser des Veitsbronner Bades und schwammen dabei etwa zehn Kilometer. Damit wollte man die Kondition verbessern. Sogar der Speiseplan war auf die Schwimmer abgestimmt. Die Kosten übernahmen Eltern und Förderverein. Mittwoch, 19. Juni 1974 Nahe der Stadtgrenze Ecke Weikershofer und Virnsberger Straße mussten zwei Piloten mit einer einmotorigen zweisitzigen Bölkow 208 notlanden. Das Flugzeuge überschlug sich in einem Kartoffelacker und zerbrach. Die beiden Piloten blieben nahezu unverletzt. Auslöser war ein Aufspringen der Plexiglashaube der Kabine, so dass die Maschine durch die Bremswirkung der aufgeklappten Pilotenkanzel schnell an Geschwindigkeit und Höhe verlor. Die Maschine hatte nach der Landung nur noch Schrottwert. Der Wandertag der Reservisten-Kameradschaft lockte bei herrlichem Wetter über 1000 Teilnehmer an. Die herrliche Strecke durch den Fürther Stadtwald betrug 15 km. Den Mannschaftspreis entführte eine 91-köpfige Gruppe von amerikanischen Marschierern aus Ansbach-Katterbach. Der älteste Teilnehmer war ein 85-jähriger Nürnberger. Auf dem Gelände am alten Forsthaus wurden die Teilnehmer per Gulaschkanone verpflegt. Donnerstag, 20. Juni 1974 Vier Jahre war Gerhard Geißler, über viele Jahre Standardtorhüter bei der SpVgg, Trainer beim Fußball-AKlassisten FSV Stadeln gewesen. Jetzt verabschiedete er sich, um sich beruflich noch stärker engagieren zu können. „Gassi“ war viele Jahre Zweigstellenleiter der Stadtsparkassenfiliale auf der Hardhöhe. Die „Kgl. privil. Schützengesellschaft“ verbeugte sich vor König Fußball. Das sonst stets an Johanni stattfindende Vogelschießen wurde 1974 um eine Woche vorverlegt, um nicht mit der Weltmeisterschaft zu kollidieren. Neuer Schützenkönig nach Gerhard Schaller wurde Winfried Mayer, der mit dem 148. Schuss den Volltreffer erzielte. Der Kolpingsaal erlebte das wohl größte Treffen ehemaliger Kollegen, das die Stadt Fürth bis dahin gesehen hatte: Über 300 Mitarbeiter der „Waggon“ von der früheren Firma Bachmann, von Blumenthal & Co hatten nach über 30 Jahren ein Wiedersehen organisiert. In der Kriegszeit zählten an die 6000 Männer und Frauen zum Personal. In der „Waggon“ wurde Kriegsflugzeuge repariert und „eingeflogen“, bis ein Bombenteppich alles zunichtemachte. Die Waggoner wurden nach Kriegsende in alle Winde verstreut.
30