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Dienstag, 6. August 1974 Italien-Urlauber stauten sich in der Geschäftsstelle des ADAC, die damals noch in der Amalienstraße lag. In Windeseile hatte es sich in der Stadt herumgesprochen, dass es wieder Benzingutscheine gab. Bisher gab es diese im Jahr 1974 nur an der Grenze zu Italien. Der Verkauf wurde auf 140 Liter pro Fahrzeug beschränkt, um auch in den nächsten Tagen noch Kunden bedienen zu können. Der Finanz- und Verwaltungsausschuss des Fürther Stadtrates beschloss, die Bildungsstätte für Frauenarbeit in der Mathildenstraße zum 1. Januar 1975 in die Fürther Volkshochschule zu integrieren. Das Haus, die Einrichtungen und die Kurse sollten erhalten bleiben. Trotzdem versprach man sich Kosteneinsparungen. In der Galerie Schwertl am Grünen Markt wurden Arbeiten der in Erlangen lebenden Grafikerin Barbara Meck vorgestellt. Die Künstlerin arbeitete mit synthetischem Folienmaterial. Die Blätter zeigten Kreise, Spiralen und Quadrate. Darauf war Nitrolack gesprüht. Je nach Blickwinkel gewannen die Oberflächen dadurch Raum und Tiefe. Mittwoch, 7. August 1974 Das Schwimmen im Europakanal war auch in der größten Hitze verboten. Die Fürther Stadtverwaltung warnte in sommerlicher Regelmäßigkeit – meistens mit wenig Erfolg. Auf Luftmatratzen, Schlauchbooten, Benzinkanistern oder Brettern begaben sich insbesondere Kinder in die trüben Fluten. Nach Passieren eines großen Schiffes kam es zu Wellenbewegungen, die für Nichtschwimmer lebensgefährlich wurden. Seit Bestehen des Kanals waren alleine auf Fürther Gebiet drei kleine Jungen ertrunken. Aus einer losen Interessengemeinschaft wurde jetzt ein eingetragener Verein: Der Verein „Interessengemeinschaft Fürther Festbeleuchtung“ sollte dafür sorgen, dass zur Weihnachts- und Kirchweihzeit die Fürther Straßen durch Lichterketten noch dauerhafter und heller strahlten. 210 (!) Geschäfte hatten sich im neuen Verein engagiert. Die bisherige Organisationsform war den tatsächlichen Gegebenheiten (Beiträge!) nicht mehr gerecht geworden. Donnerstag, 8. August 1974 Ein Sportplatz der Amerikaner in der Südstadt vergällte den anliegenden deutschen Gartenpächtern die Freude an ihrem eingezäunten Grün. Der Baseballplatz war ursprünglich für Wettkämpfe errichtet worden, aber praktisch tummelten sich amerikanische Kinder den ganzen Tag darauf. Dabei rissen sie Löcher in die Drahtzäune, säbelten Schilfmatten ab, stahlen Obst und beschimpften die Gartenpächter als „dreckige Deutsche“. Dabei herrschte von früh bis spät Lärm. Vorsprachen bei Polizei, beim amerikanischen Provost-Marshall sowie beim Amt für Verteidigungslasten blieben ohne Erfolg. Die deutsch-amerikanische Freundschaft stand in der Südstadt vor einer harten Belastungsprobe. OStD a.D. Dr. Andreas Scharrer feierte seinen 85. Geburtstag. Von 1913 an unterrichtete er fast ohne Unterbrechung am Hardenberg-Gymnasium an der Kaiserstraße. 1951, als der damalige Schulleiter Dr. Cramer in Ruhestand trat, wurde Dr. Scharrer sein Nachfolger und gleichzeitig zum Ministerialbeauftragten für das Höhere Schulwesen in Mittelfranken ernannt. Unter seiner Leitung wurden Reformversuche der Oberstufe fortgesetzt, die sein Nachfolger Dr. Riemann (ab 1955) zum „Fürther Modell“ ausbaute. Freitag, 9. August 1974 Nächtliche Feuerteufel spielten Fürther Kleingärtnern in der Gartenkolonie „Kieselbühl II“ auf der Hardhöhe übel mit. Dabei wurden zwei der massiven möblierten Gartenhäuser angezündet. Sie brannten voll aus. In weitere Gartenhäuser der Nachbarschaft war eingebrochen worden. Die Täter hatten sich leider rechtzeitig abgesetzt. Krach im Poppenreuther Pfarrhaus: Eines der ältesten Fürther Pfarrhäuser wurde aufwändig renoviert. Die klerikale Residenz aus dem Jahre 1707 wurde umgebaut und mit einer neuen Zentralheizung versehen. Auch die Fassade sowie die umlaufende Sandsteinmauer wurden saniert. Die meisten Räume bewohnte Pfarrer Dr. Dr. Fild, die Beatband „Dacapo“ durfte einen leeren Raum vorübergehend als Probelokal benutzen. Die Unfallstatistik der Polizei zeigte für den Monat Juli nach langer Zeit wieder eine Zunahme. Bei 214 Unfällen (im Vorjahr 205) verloren vier Fußgänger (im Vorjahr keine Verkehrstoten) ihr Leben. Dabei waren 62 Verletzte (im Vorjahr 82) zu beklagen. 19 von ihnen mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden. Samstag, 10. August 1974 Das Fürther Industrie- und Handelsgremium präzisierte in einem Schreiben an OB Scherzer seinen Standpunkt zur Einführung einer dauerhaften Fußgängerzone in Fürth. Die Planung einer möglichen Fußgängerzone wurde unter vielen Wenn und Aber für gut befunden, allerdings nur bei einer Ausdehnung von 200 Metern zwischen Rathaus und Mathildenstraße. Einer Ausweitung bis zur Maxstraße wurde damals eine klare Absage erteilt. Außerdem forderte man ein Parkhaus sowie eine „reibungslose Verkehrsumfahrung“ dieser Zone. Im Kunstschaufenster der Commerzbank in der Rudolf-Breitscheid-Straße stellte der Fürther Maler Willi Lass einige Arbeiten aus. Es dominierten farbintensive Stillleben. Lass war lange Zeit als Bühnenbildner des Nürnberg-Fürther

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