Seite:Kuntermann 1974.pdf/46

Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen.

Der Fürther Stadtrat gab den Verkehr auf der Königstraße zwischen Grünem Markt und Rathaus wieder frei. Vorerst durfte am Rathaus aber auch weiterhin nicht geradeaus in Richtung Nürnberg gefahren werden. Ab sofort konnte man sich für das 3. Trimester der Fürther Volkshochschule (23. September bis 6. Dezember) einschreiben. 214 verschiedene Kurse (29 mehr als im Vorjahr), Seminare, Arbeitskreise und zahlreiche Wochenendveranstaltungen standen Wissbegierigen zur Verfügung. Montag, 16. September 1974 In der ersten Sitzung des Fürther Stadtrates nach der Ferienpause kam es zu einem spektakulären „Rausschmiss“: Bei der Debatte zur beschlossenen Strompreiserhöhung wies OB Scherzer den DKP-Vertreter Werner Riedel nach wiederholter Verwarnung aus dem Saal. Riedel redete sich in Rage, ohne das Wort zu haben. Der Fürther Stadtrat genehmigte mit knapper Mehrheit 30.000 DM für den geplanten Erweiterungsbau des Jugendhauses Lindenhain. Weitere Forderungen nach einem jugendverwalteten „Kommiz“ waren davon jedoch nicht berührt. Etliche Stadträte waren der Meinung, es sei nicht nötig, für „linke Politrocker eine Kneipe zu finanzieren“. Die SpVgg verlor ihr Heimspiel im Ronhof vor 7000 Zuschauern gegen Schweinfurt 05 unglücklich mit 0:1. ExNationalspieler Lothar Emmerich erzielte das goldene Tor, indem er hinter dem Rücken des Schiedsrichters Fürths Torhüter Löwer den Ball regelwidrig aus den Armen schlug und einschoss. Da der Schiedsrichter nichts gesehen hatte, waren alle Proteste der Fürther vergeblich. Dienstag, 17. September 1974 Mehr als 120 Jungen tummelten sich beim traditionellen „Tag der offenen Tür“ im Ronhof. SpVgg-Trainer Fred Hoffmann und zehn Lizenzspieler betreuten die Sechs- bis Vierzehnjährigen. Höhepunkt war natürlich das Elfmeterschießen auf das von Peter Löwer gehütete Tor. Die Kinder waren mit Begeisterung bei der Sache. In einer Auflage von 7000 Exemplaren erschien der erste „Bretterbericht“ des Fürther Stadttheaters. Die Theaterzeitung unterrichtete Platzmieter und am Theater Interessierte über die demnächst aufgeführten Stücke. Der Bretterbericht erschien acht Mal pro Jahr. Die kostenlose Broschüre wurde an Abonnenten und die Mitglieder des Theatervereins sowie des Fränkischen Besucherrings verschickt. Um einen möglichst großen Werbeeffekt zu erzielen, lagen die Exemplare auch bei der Stadtverwaltung, in Banken und Sparkassen sowie bei Gemeindeverwaltungen von Orten der Umgebung aus. Zum Flugtag nach Seckendorf pilgerten etwa 6000 Besucher. Der Seckendorfer Himmel wurde zum Tummelplatz von Kunstflugassen und Fallschirmspringern. Das Dreistunden-Programm verlief bei Bilderbuchwetter non-Stop ohne jede Panne. Mittwoch, 18. September 1974 Immer mehr Fürther ließen in ihre Altfahrzeuge nachträglich Sicherheitsgurte einbauen. Bei Boschdienst Schwemmer in der Höfener Straße 100 bezahlte man für ein Paar „Repa-Sicherheitsgurte“ einschließlich Montage 67 DM plus 11% Mehrwertsteuer. Mit einem Freudenfeuer endete am Wochenende auf dem Gelände des Jugendhauses Lindenhain ein Versuch des Fürther Stadtjugendamtes. Etwa 60 Kinder bauten sechs Wochen lang täglich mehrere Hütten auf dem Aktivspielplatz. Leider wurden die meisten dieser geschaffenen Bauwerke abends und nachts regelmäßig von älteren Jugendlichen wieder zerstört. Verkehrswacht und Sparkassen stifteten auch 1974 wieder 3200 gelbe Pudelmützen für Schulanfänger in Stadt und Landkreis. Man appellierte an Kinder und Eltern, die Mützen im Interesse der Sicherheit möglichst lange zu tragen. Elternverantwortung und gutes Verkehrsverhalten konnten allerdings durch nichts ersetzt werden. Allein im Stadtgebiet Fürth gab es 1400 Schulanfänger. Donnerstag, 19. September 1974 DKP-Vertreter Werner Riedel protestierte zu Beginn der nächsten Stadtratssitzung gegen seinen Rauswurf. Er argumentierte, den Wählerwillen nicht mehr vertreten zu können. OB Scherzer wollte die Sitzung nicht fortführen, so lange Riedel im Saal war. Hausmeister sowie Polizei bugsierten Riedel deshalb mit sanfter Gewalt aus dem Saal. Nur Stadtrat Dr. Mertens sprang Riedel bei und sprach von einem „Skandal“. OB Scherzer musste den streitbaren Doktor zweimal verwarnen. Ein weiterer Rauswurf lag zeitweise in der Luft. Zwar war man sich im Fürther Stadtrat darüber einig, dass das amerikanische Depot im Zennwald bei Burgfarrnbach mit Munitions- und Giftgasbeständen für die Bevölkerung eine potenzielle Gefahr darstellte, aber zu einer Resolution an die Amerikaner reichte es nicht. Man hielt es für genügend, den Wunsch nach einer Verlegung des Depots beim bald anstehenden Besuch des neuen US-Bereichskommandanten im Fürther Rathaus anzusprechen. Freitag, 20. September 1974

46