Die Sektion Fürth im Deutschen Alpenverein hatte sich zu ihrem Volksmarsch ein ganz mieses Wetter ausgesucht. Trotzdem nahmen rund 3000 Bürger daran teil. Das Pensum betrug 20 oder 12 Kilometer. Die meisten Teilnehmer kamen trotz Regenjacken und Schirmen meist völlig durchnässt am Ziel an. Der Königsball der königlich-privilegierten Schützengesellschaft im festlich geschmückten Kolpingsaal an der Simonstraße war sicher das exklusivste Ereignis der beginnenden Ballsaison. Zu Beginn wurde der neue Schützenkönig Wilfried Mayer von Schützenmeister Hanskarl Locker feierlich in den Saal geleitet. Nach Festreden und Polonaise wurde eifrig das Tanzbein geschwungen. Mittwoch, 23. Oktober 1974 In Fürth-Burgfarrnbach machte Bayerns Ministerpräsident Dr. Alfons Goppel im Wahlkampf Station. Die CSUVeranstalter schoben es auf das trübe Wetter, dass nicht alle Stuhlreihen dicht belegt waren. Mit ungewöhnlicher Schärfe attackierte Goppel FDP und SPD. Er warnte vor einem Abdriften in den Sozialismus und stellte heraus, dass in Bayern wieder „Recht und Ordnung“ zu herrschen habe. Möbel-Rensch in der Fichtenstraße öffnete nach großem Umbau wieder seine Pforten. Die Schaufensterfassade des Möbelhauses in der Südstadt war jetzt doppelt so breit wie vorher. Die Firmenleitung hatte den Schwerpunkt auf „rustikales Wohnen“ gelegt. Es dominierten Butzenscheiben und wurmstichige Balkendecken aus Kunststoff. Der TV Fürth 1860 half der SpVgg aus einer äußerst unangenehmen Lage. Die anhaltenden Regenfälle hatten den Rasenplätzen im Ronhof so zugesetzt, dass an ein Training der Lizenzspieler nicht zu denken war. Da eine städtische Halle nicht zu bekommen war, erklärten sich die „60er“ bereit, durch Veränderung der eigenen Trainingszeiten ihre neue Sporthalle den Kleeblättlern zur Verfügung zu stellen. Donnerstag, 24. Oktober 1974 Die lokale Presse beschäftigte sich in mehreren Artikeln mit dem Fürther Lizenzspieler Fritz Heubeck. Er zeigte keine rasanten Spurts mehr, die auf der Tribüne so häufig Begeisterung auslösten. Ihm wurde vorgeworfen, sein Potenzial nicht voll abzurufen. Selbst als Auswechselspieler wirkte er schwach und unkonzentriert, seitdem ihn Neueinkauf Ruhdorfer von seinem Stammplatz auf Rechtsaußen verdrängt hatte. Auch Trainer Hoffmann hatte die Geduld verloren. Man appellierte an den Spieler, sich auf sein Können zu besinnen. Das Klima zwischen Nürnberg und Fürth hatte sich entscheidend verbessert, weil eine neu installierte Luftwaschanlage an der Nürnberger Kläranlage an der Stadtgrenze die bisherigen Gestankswolken vertrieb. Nach vielen Jahren mit unterschiedlichen technischen Abhilfeversuchen hatte man endlich die Geruchsbelästigung in den Griff bekommen. Das 35 m hohe technische Wunderwerk kostete Nürnberg 1,5 Mio DM. Die aufsteigende Stinkluft wurde in großen Rohren abgesaugt, mit Chlorbleichlauge gewaschen und anschließend in einer Verdünnung von 300:1 aus dem Kamin geblasen. Die Anwohner konnten aufatmen. Freitag, 25. Oktober 1974 Aufregung am Fürther Güterbahnhof: Ein halbvoller Öltank hatte Feuer gefangen. Da ringsum Autowracks mit möglichen Treibstoffresten lagerten, bestand Explosionsgefahr. Erst die Berufsfeuerwehr konnte dem Spuk ein Ende bereiten. Generationen von Fürthern hatten am Hauptportal der Hauptpost am Bahnhofplatz erst eine zentnerschwere wuchtige Holzflügeltür mühsam aufgewuchtet, ehe sie den Innenraum betreten konnten. Jetzt zierte eine filigrane Glastür mit Leichtmetallrahmen den Eingang. Die neue Türe passte zwar überhaupt nicht zum alten Gebäude, war aber dafür leichter zu öffnen. Zum dritten Mal rauften sich die Fürther Stadträte um ein und dasselbe Stückchen Stadtwald. Es ging um den Bebauungsplan der sogenannten „Schwarzmann-Siedlung“. Nach einem Patt von 20:20 quer durch alle Fraktionen zum Antrag einer Vollbebauung kam endlich eine Mehrheit mit 26 Stimmen zur Erlaubnis einer sanften Teilbebauung am Waldrand zwischen Schwarzmann- und Coubertinstraße hinter dem Sportzentrum des TV Fürth 1860 zustande. Die „hardcore“-Waldschützer waren unterlegen. Samstag, 26. Oktober 1974 Bundesaußenminister und Vorsitzender der FDP, Hans Dietrich Genscher, machte zwar nur eine etwa einstündige Stippvisite im Wahlkampf in Fürth, doch fand sein Besuch trotz mittäglicher Stunde eine gute Resonanz unter den Wählern. Genscher bemühte sich um Schützenhilfe für die Fürther FDP-Kandidaten. Der Tierschutzverein Nürnberg-Fürth feierte Richtfest am 1. Bauabschnitt des Tierheims an der Stadenstraße 90 in Nürnberg. Das Gebäude war damals Europas modernstes Tierheim mit einem Exotenhaus und einer Quarantänestation. Die Baukosten beliefen sich auf 1,5 Mio DM. Noch vor dem Weltspartag eröffnete die Fürther Stadtsparkasse ihre mittlerweile 14. Zweigstelle. Sie löste die älteste Zweigstelle dieses Geldinstitutes ab, die 46 Jahre lang in der Lehenstraße beheimatet war. Die neue Filiale an der Würzburger Straße verfügte über 7000 Kundenkonten. Das Gebäude gehörte der Deutschen-Anlagen-
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