Donnerstag, 7. November 1974 Die Fürther Autobesitzer waren aufgebracht: An der Würzburger Straße sollte es demnächst keine „Laternengaragen“ mehr geben, dafür jedoch einen „unnötigen“ 1,50 m breiten Mittelstreifen. Die Stadtverwaltung konterte: Der Mittelstreifen sei als Licht- und Sichtraum für die Linksabbieger unbedingt notwendig. Von einer Schikane könne deshalb keine Rede sein. Der Jägerverein Fürth hielt seine diesjährige Hubertusfeier in der festlich geschmückten Turnhalle des TV 1861 Zirndorf ab. Im Landkreis Fürth wurden im abgelaufenen Jahr 313 Rehbockabschüsse genehmigt, im Stadtgebiet Fürth 18. Für zünftige Atmosphäre sorgte das Bläsercorps der Fürther Jäger unter der Leitung von Ludwig Koopmann. In der Galerie Schwertl am Grünen Markt stellte der Fürther Förderpreisträger Gerd Scherm aus. Es waren originelle, witzige und lachhafte Spielereien, angesiedelt zwischen Literatur und bildender Kunst, so z.B. ein A-Stuhl oder ein selbstgestricktes Topflappen-Gedicht. Freitag, 8. November 1974 Der Fürther Stadtrat konnte sich nicht über den Zeitpunkt der Einführung einer Fußgängerzone einigen. Lange standen sich SPD und CSU-Fraktion unversöhnlich gegenüber. Als Kompromiss konnte man schließlich erreichen, die Einführung bei der Etatberatung 1975 festzulegen. An den vier verkaufsoffenen Samstagen 1974 wurde jedoch wie in den Vorjahren eine provisorische Fußgängerzone eingerichtet. Der Kirchturm der katholischen Kirche Christkönig bekam ein neues Kupferdach. Der Kirchenneubau war erst 1961 geweiht worden. Der Turm trug fünf Glocken aus der Passauer Gießerei Rudolf Perner. Um eine technische Neuerung wurde das Zentrallabor des Fürther Krankenhauses von der Konkurrenz der Region beneidet: Ein sogenannter Coulter-Counter übernahm in Fürth die Blutbestimmung. Das kleine Gerät kostete schlappe 154.000 DM. Stadttheater Fürth: „Mirandolina“, Komödie von Carlo Goldoni (Schweizer Tourneetheater). Samstag, 9. November 1974 Die Fürther Sportvereine konnten auch 1974 wieder Zuschüsse von Seiten der Stadt verbuchen: Der TV Fürth 1860 als größter Verein führte mit 9000 DM die Liste an, der Tuspo Fürth am Ende der Skala erhielt immerhin noch 720 DM. Die „Patrizier-Bräu AG“ des Fürther Schickedanz-Konzerns erwarb die „Urstein-Quelle“ in Bad Windsheim. Damit wollte der Brauereiverbund den konsequenten Ausbau des alkoholfreien Getränkesortiments weiter vorantreiben. 1972/73 war die Patrizier-Bräu AG zur zweitgrößten Brauereigruppe Bayerns avanciert. Die Arbeitszeitverkürzung im öffentlichen Dienst seit dem 1. Oktober hatte bei der Stadt Fürth zu keiner Sturmflut von Neueinstellungen geführt. Da, wo es unumgänglich war, wie im Krankenhaus, bei der Feuerwehr oder in den Altersheimen, mussten insgesamt 30 Neueinstellungen vorgenommen werden. Bei den anderen Stellen wurde das wöchentliche Minus von zwei Stunden hauptsächlich durch Rationalisierung und Leistungssteigerung aufgefangen. Die Stadt Fürth beschäftigte damals etwa 3200 Arbeitnehmer. Montag, 11. November 1974 Kein Witz: In der Gaststätte des Fürther Hallenbades gab es damals jeden Samstag ab 19 Uhr Tanz und sonntags Kaffee-Kränzchen mit Stimmungsmusik. Es grenzte schon fast an Kunst: Zu beobachten am Kreuzungsbauwerk über die Bamberger Bahnlinie an der Würzburger Straße. Ein Turmkran setzte die tonnenschweren Bausteine zusammen, ohne dass der Zugverkehr gestört wurde. In Millimeterarbeit wurden die passenden Teile eingesetzt und fest verkeilt. In der Berufungsverhandlung gegen ihren Extrainer Werner Bickelhaupt erzielte die SpVgg einen Vergleich: Bickelhaupt sollte nun ein qualifiziertes Zeugnis erhalten. Im Gegenzug stimmte dieser einer Kostenteilung des Verfahrens zu. Den Stadträten dämmerte es: Zu einem vollen Erfolg wurde die Faschingsdämmerung der Karnevalsgesellschaft Fürther Kleeblatt im Café Fenstergucker. Nach einigen Büttenreden wurde der Elferrat gegen eingeladene Stadträte ausgetauscht. Diese versuchten verzweifelt, die Leute mittels Schunkeln aufzuheitern, was kaum gelang. Die SpVgg gewann ihr Auswärtsspiel beim FSV Mainz 05 mit 3:2. Tore für Fürth durch Heubeck und Unger (2). Damit verbesserte man sich auf Rang 16 der Tabelle. Dienstag, 12. November 1974 Im Fürther Stadtrat war man über einen Fernsehbericht vergrämt: Den Fernsehzuschauern wurde die finanzielle Misere von Vereinen der zweiten Bundesliga am Beispiel der SpVgg Fürth vor Augen geführt. Im Fernsehbeitrag war nur die Rede vom städtischen Zuschuss in Höhe von 60.000 DM. Allein in den Jahren seit 1969 hatte man der
56