Unter großer Beteiligung der Bevölkerung wurde an der Unteren Fischerstraße der Grundstein für das neue Rotkreuzhaus gelegt. OB Scherzer führte als BRK-Vorsitzender die drei traditionellen Hammerschläge aus. Gleichzeitig wurde eine Spendenaktion ins Leben gerufen, um die Restfinanzierung zu sichern. Dazu verkaufte das Jugendrotkreuz Miniatur-Rettungswagen für 10 DM. Der diesjährige Volkstrauertag widerlegte die Klischeevorstellung von grauer, nebliger Novemberwitterung. OB Scherzer konnte bei strahlend blauem Himmel und Sonnenschein den Kranz der Stadt beim Ehrenmal am Stadtpark niederlegen. Die SpVgg verlor ihr Heimspiel im Ronhof vor 5000 Zuschauern gegen den VfR Heilbronn mit 1:3. Das Tor für Fürth erzielte Bajlitz. Damit verschlechterte man sich auf Rang 18 der Tabelle. „Aufhören“ war die am häufigsten gebrauchte Vokabel auf den Rängen. Trainer Fred Hoffmann entschuldigte sich nach Spielschluss über Lautsprecher bei den Zuschauern für die abgelieferte miserable Leistung. Jeder Spieler des Kleeblatts wurde mit einer vereinsinternen Geldstrafe in Höhe von 300 DM belegt. Stadttheater Fürth: „Rumänische Philharmonie Arad“, Konzert. Dienstag, 19. November 1974 Die Fürther Ortsgruppe der „Naturfreunde“ zog Bilanz: Die Mitgliederzahl war auf 583 angewachsen. Das selbst bewirtschaftete Naturfreundehaus in Veilbronn erzielte bei 3845 Übernachtungen Überschüsse und an 136 Wanderungen, Busfahrten, Exkursionen und Vorträgen nahmen insgesamt 4260 Personen teil. Die Stadt Fürth gehörte mittlerweile zu den meistverschuldeten Gemeinden Bayerns. Zum Jahresende 1973 betrug der Schuldenstand 250.289.000 DM, dies waren 2418 DM je Einwohner (z.B. Nürnberg: 1140 DM je Einwohner). Der Landkreis Fürth hatte sich dagegen nur moderat verschuldet (526 DM je Einwohner). Doch die Zeit des großen Schuldenmachens war vorbei: Durch die derzeitige wirtschaftliche Flaute sanken die Steuereinnahmen, umgekehrt stiegen die Zinssätze der Banken für Kredite. Mittwoch, 20. November 1974 In Leserbriefen an die FN beschwerte man sich u.a. über die schlechte Leistung der Fürther Profis bei ihrem letzten Heimspiel. Es war von „einer Frechheit gegenüber dem zahlenden Zuschauer“ die Rede. Auch Trainer Fred Hoffmann wurde nicht von Kritik verschont. Er konnte „taktisch“ angeblich nichts Neues vermitteln. Die weltberühmten Wiener Sängerknaben hatten im Fürther Waldheim Sonnenland ihren Stützpunkt bei Auftritten in der näheren Umgebung. Hier schliefen sie sich nach ihren Vorstellungen aus. In der Vorweihnachtszeit 1974 gastierten die Sänger mit dem Matrosenkragen in Selb, Schwabach und in der Nürnberger Meistersingerhalle. Die Stadt Fürth wollte neue Wege gehen, um ihre erfolgreichsten Sportler zu ehren: Am 6. Dezember sollte ein „Sportlerball der Stadt Fürth“ stattfinden, an dem nicht zuletzt die Bürger ihre Verbundenheit mit den Hochleistungssportlern dokumentieren sollten. Damit wollte man vermeiden, dass Sportler und Funktionäre „unter sich“ blieben. Die Ehrungen der Sportler sollten im Vorfeld des Balles intern erfolgen. Im neuen Sportzentrum des TV Fürth 1860 standen 500 Karten zu je 10 DM zum Verkauf. Freitag, 22. November 1974 Für eine Stunde brauchte die Fürther Commerzbank in der Rudolf-Breitscheid-Straße weder Computer noch Rechenmaschinen. Eine charmante Inderin im Sari sprudelte schier endlose Zahlenkolonnen schneller heraus als diese die Elektronik ausdrucken konnte. Multiplikationen mit zwei fünfstelligen Zahlen, die fünfte Wurzel oder achtstellige Potenzen waren für die Zahlenexpertin kein Problem. Die Experten der Commerzbank hatten sich mit einem Dozenten für Finanzmathematik der Nürnberger WiSo und zahlreichen Mathekoryphäen aus Fürther Gymnasien verstärkt. Die Fachleute kamen nicht hinter das Geheimnis der indischen Rechenkünste und aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die Ergebnisse der Inderin kamen unfehlbar und in Sekundenschnelle. Ein recht seltenes Kunststück brachte ein betrunkener Autofahrer in Fürth fertig. In der Königstraße übermannte ihn an einer Ampel der Schlaf. Er legte den Kopf auf das Lenkrad und schlief ein. Der laufende Motor wurde mit dem Pedaltritt der Kupplung im Stillstand gehalten. Die Polizei der Rathauswache machte dem Treiben vorsichtig ein Ende. Samstag, 23. November 1974 Im Fürther Geismannsaal wehte der Duft eines orientalischen Teppichbazars. Das Teppichhaus Bonakdar präsentierte in der Vorweihnachtszeit kostbare Teppiche im Wert von 10 Mio DM. Die edlen Stücke wurden während der Besichtigungszeit von 9 bis 20 Uhr streng bewacht. Die Verkaufsschau passte zum damaligen Wohlstandsniveau. Im Rahmen der Fürther Kirchenmusiktage sorgte ein Orgelkonzert des Münchner Bach-Experten Karl Richter für Besuchermassen in der St. Pauls-Kirche. Die Presse sprach von „aus- und weitschweifendem Orgelbarock“. Auf der Fürther Freiheit informierte ein Bus der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucher drei Tage lang die Passanten.
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