Wie jedes Jahr luden die Amerikaner die Spitzen der Stadt zum traditionellen „Thanksgiving“ ins Kasino der William O. Darby-Kaserne ein. Die deutschen Gäste labten sich an Truthahn und Whisky, revanchierten sich jedoch an Weihnachten mit privaten Einladungen (geflügeltes Wort: „Hast du scho dein Ami für`n ersten Feiertog?“). Die Aktion der Bundesbahn „Senioren reisen zu Juniorpreisen“ (gültig bis 12. Dezember 1974) war auch in Fürth ein großer Erfolg. Bereits jetzt konnte der 5000. Seniorreisende am Schalter des Fürther Hauptbahnhofs begrüßt werden. An der Fürther Realschule fiel zur Freude der Schüler laufend der Mathematikunterricht aus. An der Schule waren drei Mathematik-Lehrerstellen unbesetzt, außerdem trat eine Lehrerin dieses Fachbereichs gerade ihren Mutterschaftsurlaub an. Samstag, 30. November 1974 Auf der Fürther Freiheit wurde wieder der traditionelle Weihnachtsmarkt eröffnet. Um fünf Uhr kam der Schneeregen, um sechs das Christkind. Trotz des unfreundlichen Wetters waren viele Fürther Volksschüler mit ihren selbstgebastelten Laternen zu Fürths größtem Platz gekommen. Wo einstmals sich ein Schuster mit durchlöcherten Schuhen abmühte, produzierten sechs junge Leute Marionetten. Ein gemeinsames Interesse am Marionettenspiel ließ die Gruppe aktiv werden und in einen ehemaligen Schusterladen in der Königstraße 45 einziehen. Für die nahe Zukunft waren Aufführungen moderner Stücke geplant. Das Modehaus Fiedler offerierte „Plätzchen-Backen für Kinder“. Nach Voranmeldung konnten die Kinder bis 14. Dezember dazu in der Kinderabteilung abgegeben werden und die Mütter in Ruhe einkaufen. Die Handballer der SpVgg hielten Rückschau: Ein vierfacher Aufstieg war der Lohn harter Arbeit. Für die Gründung einer Spielgemeinschaft mit anderen Vereinen blieb man offen. Stadttheater Fürth: „Mit Zuckerbrot und Peitsche“, Liederabend mit Elena Cardas. Montag, 2. Dezember 1974 Die Zirndorfer St-Rochus-Kirche war das Ziel eines der dreistesten Bilderdiebstähle: Aus einer nahezu einmaligen Serie von 44 Barockgemälden aus dem Jahre 1744 wurden 21 Bilder geraubt. Die Einbrecher hatten über Nacht ganze Arbeit geleistet und die Bilder teilweise aus den Rahmen geschnitten. Von den Dieben fehlte jede Spur. Es musste sich dabei um Profi-Ganoven gehandelt haben, die keinerlei Spuren hinterließen. Der geschätzte Schaden lag im sechsstelligen Bereich. Die „Neue Heimat“ baute rund um den Fürther Praterweiher Block für Block mit 2,3 und 4 -ZimmerEigentumswohnungen. Pro qm zahlte man dort 1426 DM. Die größte Eigentumswohnung umfasste 98 qm. Die SpVgg kam in ihrem Heimspiel im Ronhof vor 2000 Zuschauern (Minusrekord) gegen den FC Homburg zu einem 2:0-Sieg. Die Tore für Fürth erzielten Unger und Jensen. Trotz des Sieges blieb man auf Rang 18 der Tabelle. Stadttheater Fürth: „Das Leitermärchen“, mit Onkel Jedlicka (Prager Kindertheater). Dienstag, 3. Dezember 1974 Die Aktion „Kleeblatt“ für die Aktion Sorgenkind war für einige Tage Hauptgesprächsstoff auf dem Fürther Weihnachtsmarkt. Eine Fürther Initiatorin dieser Aktion hatte dafür im Fernsehen geworben. Viele Fürther Bürger unterstützten die Initiative mit Gegenständen für den Verkaufsbazar oder griffen tief in den Geldbeutel, um die angebotenen Stücke selbst zu erwerben. OB Scherzer kam als Ehrengast der Deutschen Lufthansa zum Frankfurter Flughafen und führte ausführliche Gespräche mit den Lufthansa-Deutschland-Direktoren. Mit einer neuen Mannschaftsbestleistung von 495,8 kg bezwangen die Gewichtheber des MTV Fürth den haushohen Favoriten AC Olympia Schrobenhausen. Güntert, Gruhn, Lohmann, Pietz sowie die Oldtimer Lang und Milchthaler verfehlten nur knapp die Traumgrenze von 500 kg. Mittwoch, 4. Dezember 1974 Im Foyer der Stadtsparkasse an der Maxstraße luden „Hinterhof-Boutique Nr. 33“ (Schwabacher Straße 33), „Parfümerie Horst“ (Maxstraße 32), „Blumen Woigk-Ziener“ Hirschenstraße 10 und 23), „Pelzhaus Pitzer-Kaag“ (Schwabacher Straße 56), „Modefriseur Motschiedler“ ( Herrnstraße 58) und die „Bier-Pinte“ (Maxstraße 17) zu einer Modenschau ein. Die Spendenaktion des Roten Kreuzes zum Bau des neuen Kolonnenhauses hatte in den ersten beiden Wochen den stolzen Betrag von 61.500 DM erbracht. Nachdem man an alle Fürther Haushaltungen 80.000 Spendenbriefe verschickt hatte, spendeten 3470 Fürther. Da 600.000 DM noch ungedeckt waren, schrieb das BRK trotz der ungünstigen Wirtschaftslage nun die Fürther Betriebe an und bat um Unterstützung. Seit Monaten befand sich der Centaurenbrunnen am Bahnhofplatz – die Visitenkarte der Stadt – in einem
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