Samstag, 21. Dezember 1974 Die Bürger in den 1972 nach Fürth eingemeindeten Ortsteilen Vach, Stadeln, Sack, Steinach und Herboldshof durften sich auch 1975 eines besonderen Status erfreuen. Zwar galt für sie die Gewerbesteuer wie in Fürth, aber bei der Grundsteuer lag man weiterhin um 50 Punkte unter dem Niveau Fürths. Der Stadtrat konnte sich nicht zu einer Anhebung durchringen. Gleiche Gerechtigkeit sollte es erst 1976 geben. Eine vorweihnachtliche Stunde vereinte Soldnerschule und Stadtverein Hardhöhe im Gemeindehaus der HeiligGeist-Kirche. Albert Dörfler vom Stadtverein überreichte den Vertretern der beiden Konfessionen je einen Scheck zur Unterstützung Bedürftiger auf der Hardhöhe. Die Kinder der Soldnerschule gestalteten unter der Leitung von Rektorin Menert den Abend. Unter dem Titel „Verhüllt sind die Engel“ führte die Theatergruppe des Hardenberg-Gymnasiums unter der Leitung der Deutsch-Pädagogin Gerda Braun die Geschichte vom ungläubigen Thomas auf. Das Publikum sparte nicht mit Beifall. Montag, 23. Dezember 1974 Die SpVgg war bereits zum zweiten Mal nach Saarbrücken gereist, um das ausgefallene Auswärtsspiel nachzuholen. Wieder kam es beim 1. FC Saarbrücken zur Absage wegen Unbespielbarkeit des Platzes. Bei der Vereinsführung der SpVgg war man mittlerweile sauer, denn es waren schon über 4000 DM an Reisekosten entstanden, die der DFB zwar schnell ausglich, sich das Geld jedoch bei allen Vereinen am Saisonende per Umlage wieder holte. Modeberater Heinz Oestergaard zapfte bei Quelle an der Fürther Freiheit ein Bierfass an. Er wollte die QuelleMitarbeiter bei seiner Vorschau über die Sommermode 1975 nicht im Trockenen sitzen lassen. Dienstag, 24. Dezember 1974 Das Schulzentrum am Tannenplatz zog nach vier Jahren Gesamtschule Bilanz: Entstanden war durch die Vernetzung von Volksschule, Real- und Wirtschaftsschule sowie des Gymnasiums eine funktionierende kooperative Gesamtschule, bei der soziale Schranken und Schulartgrenzen abgebaut waren. Die Lehrer unterrichteten in ihren Fächern – so weit möglich – an allen drei Schularten. Ein Schulgutachten ersetzte die Aufnahmeprüfung für Hauptschüler der Maischule zum Gymnasium. Das Modell konnte sich jedoch nicht flächendeckend durchsetzen. Heute arbeiten die drei Schulen wieder isoliert voneinander. Der Gedanke der kooperativen Gesamtschule beschränkt sich gegenwärtig auf die gemeinsame Nutzung der Sportstätten. Hubertus hatte mit Petrus Krach: Fast sämtliche großen Jagden in und um Fürth waren verregnet. So musste man die berühmte Vacher Hasentreibjagd, zu der sogar Gäste aus Südtirol gekommen waren, nach dem dritten Kesseltrieb abbrechen. Ein Hagelschauer mit anschließendem wolkenbruchartigem Schneeregen hatte Jäger, Treiber, Hunde und Patronen so durchnässt, dass keine andere Wahl blieb. Freitag, 27. Dezember 1974 In Fürth rissen sturmartige Böen am zweiten Weihnachtsfeiertag Äste von den Bäumen und einen Strommast aus der Verankerung. Einige Buden des Weihnachtsmarktes auf der Fürther Freiheit hielten dem Winddruck nicht stand und zerbrachen. Ansonsten verliefen der Heilige Abend und die beiden Feiertage in Fürth recht ruhig, so die Polizei. Weihnachten gemeinsam feiern konnten schon zum dritten Mal im Waldheim „Sonnenland“ einsame betagte Menschen. Die Heimleitung hatte diesen Personenkreis an den Festtagen eingeladen. Mit Forellen und Wildschweinbraten wurden die Gäste bewirtet und abends mit einer Anzahl privater Autos wieder in die Stadt gefahren. Die Eröffnung eines Büros der Fürther Jungsozialisten in der Hirschenstraße feierte man bei Würstchen und Bier. Bitter enttäuscht äußerte man sich über die Stadtspitze, die einen Fragenkatalog zum Thema „Altstadtsanierung“ nur unzureichend beantwortet hatte. Empfehlung: Man solle sich doch bitteschön an die SPD-Fraktion im Stadtrat wenden. Samstag, 28. Dezember 1974 Die Stadt musste tief in die Tasche greifen: Die Fürther Berufsfeuerwehr erhielt einen neuen Befehlsstand, der den Alarmweg erheblich verkürzte. Die neue Anlage ersetzte den 35 Jahre alten Alarmschrank. Trauer um Senator Jean Mandel: Der führende Repräsentant der jüdischen Fürther Kultusgemeinde starb im Alter von 63 Jahren an Herzversagen. Jean Mandel war in der Fürther Altstadt aufgewachsen, besuchte die israelische Realschule und spielte bei der SpVgg Fußball. Die braunen Machthaber vernichteten die Existenz des elterlichen Geschäfts. 1945 kehrte er in das heimatliche Fürth zurück und wurde ein erfolgreicher Unternehmer. Er bekleidete unzählige Ehrenämter, kaum zählbar waren die Ehrungen und Auszeichnungen, die seine Aktivitäten würdigten. Krönung seines Einsatzes war die Neueröffnung der Fürther jüdischen Synagoge in den sechziger Jahren. Sein
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