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Dienstag, 5. Februar 1974 Im Alter von 71 Jahren starb Fritz Wienroeder an den Folgen eines Sturzes. Der Journalist der ersten Stunde galt als Vater der „Fürther Nachrichten“. Nach Kriegsende hatte er die Fürther Lokalredaktion Stück für Stück aufgebaut. Eine große Trauergemeinde begleitete ihn auf seinem letzten Weg. Im Waldheim Sonnenland erhielt Luise Strobl von Staatssekretär Dr. Vorndran das Bundesverdienstkreuz am Bande überreicht. Die frühere Direktorin der Fürther kaufmännischen Berufsschule hatte sich in ihrem Ruhestand mit ganzer Kraft der Arbeiterwohlfahrt verschrieben. Sie galt als Gründerin des ersten Fürther Altenclubs. Viel Jubel, Trubel und Heiterkeit gab es an diesem Faschingswochenende in und rund um Fürth. Die Stadtpolizei vergnügte sich im „Goldenen Engel“ in Stadeln, der Black-Bottom-Club feierte stilecht im „Weißengarten“, der traditionelle 60er Ball fand erstmals in der neuen Halle in Dambach statt, die Husaren vergnügten sich im Kolpingsaal und die Kegler des MTV in der vereinseigenen MTV-Grundig-Halle. Stadttheater Fürth: „Das letzte Testament“, Komödie von Sacha Guitry mit Peter Pasetti (Neue Schaubühne). Mittwoch, 6. Februar 1974 Die Fürther Spielzeugfirma Neuhierl („Carrera-Rennbahnen“) steuerte auf einen Jahresumsatz von mehr als 40 Mio DM zu. Zuwachsraten von 20% pro Jahr waren damals an der Tagesordnung. Renner im Sortiment waren bei Neuhierl jetzt Flugzeugmodelle mit Funkfernsteuerung. Die Nachfrage nach Rennbahnen schwächte sich ab. Den ersten Talentsuchwettbewerb des Jahres veranstaltete das Staatliche Schulamt der Stadt Fürth in der Soldnerhalle. Rund 300 Jungen und Mädchen der Jahrgänge 1960 bis 1964 nahmen daran teil. Verantwortliche des LAC Quelle im TV Fürth 1860 saßen mit am Kampfrichtertisch, um Talente zu entdecken. Es gab Wettbewerbe wie 30-m-Sprint, Fünfrundenlauf, Handball-Weitwurf oder Standweitsprung. Der Bundestag stand kurz vor der Herabsetzung der Volljährigkeit von 21 auf 18 Jahre. Wer vorher heiraten wollte, musste sich damals vom Vormundschaftsgericht per Antrag für volljährig erklären lassen. Dies wollten 1972 in Fürth genau 65 junge Leute. Stadttheater Fürth: „Karneval in Rio“ (Fiesta Brasiliana). Donnerstag, 7. Februar 1974 Im blumengeschmückten Sitzungssaal des Rathauses zeichnete Regierungspräsident Burkhardt die Fürther Hildegard Fritsch, Dr. Friedrich Winter, Otto Gellinger und Hermann Enthofer mit der Medaille für besondere Verdienste um die kommunale Selbstverwaltung aus. Hermann Enthofer hatte als Bürgermeister Stadelns seit 1956 an den Entwicklungen des Vorortes mitgewirkt, die anderen Geehrten saßen teilweise seit Jahrzehnten schon im Fürther Stadtrat an maßgeblichen Stellen in Ausschüssen. Anlässlich einer Umfrage unter den Fürther Betrieben (z.B. Gama, Stelco, Neuhierl, Ferbedo oder Milton Bradley) auf der Internationalen Spielwarenmesse zeigten sich die Hersteller „vorsichtig optimistisch“. Nach zwei flauen Anfangstagen hatte sich das Geschäft besser entwickelt. Um Aufträge wurde aber hart verhandelt. Freitag, 8. Februar 1974 Allein das derzeitige Angebot der Arbeitgeber im Tarifstreit des öffentlichen Dienstes bedeutete für die Stadt Fürth eine Erhöhung der Personalkosten um 9,1 Mio DM. Käme die Gewerkschaft mit ihrer Lohnforderung von 15% über einen Streik durch, würde dies für die Kleeblattstadt eine Ausgabe von satten 13 Mio DM im Jahr 1974 bedeuten. Mit Sorge verfolgte man daher die Auseinandersetzung. Oberstaatsanwalt und Stadtrat Alfred Eichhorn erneuerte wieder einmal seinen „Straßenbahnführerschein“. Der Jurist hatte den Schein vor 20 Jahren schon als einer der ersten Richter erworben, um mit den Schwierigkeiten des Schienenverkehrs in der Großstadt auch praktisch vertraut zu sein. Samstag, 9. Februar 1974 In Dambach ging es jetzt akademisch zu: Der TV Fürth 1860 verpflichtete den ungarischen Professor der Sportwissenschaften, Joseph Zentay, zum hauptamtlichen Turnlehrer. Der vielseitige Sportpädagoge war ungarischer Landesmeister im Boden-, Barren- und Reckturnen sowie drei Mal Vizemeister im Boxen (Leichtgewicht). Der Turnabteilung gehörten damals über 1500 Mitglieder an, darunter über tausend Kinder und Jugendliche. Der Sport-Akademiker aus dem Ostblock sollte eine neue Turn-Ära einleiten und eine Turnelite heranbilden. Richtfest am Rohbau der katholischen Kirche zur „Heiligen Dreifaltigkeit“ an der Fritz-Erler-Straße in Stadeln. Die den Kirchennamen umsetzende Architektur bestand aus acht hölzernen Faltdächern, die bis zu einer Höhe von 36 m aufragten. Schon jetzt warteten die 3000 Seelen der Gemeinde sehnsüchtig auf die Fertigstellung. Stadttheater Fürth: „Alle meine Söhne“, Schauspiel von Arthur Miller mit Rene Deltgen (Bühne 64 Zürich). Montag, 11. Februar 1974

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