Seite:Kuntermann 1975.pdf/18

Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen.

Samstag, 12. April 1975 Etwas überraschend gewann die Vertretung der Stadt Fürth das Hallenhandball-Turnier um den von dem im Dezember 1974 verstorbenen Senator Jean Mandel gestifteten Wanderpokal für Volksschulauswahlmannschaften. Fürth beendete das mit Mannschaften aus Nürnberg, Erlangen und dem Landkreis Fürth beschickte Turnier ohne Punktverlust. Spanisch kam es einem in Stadeln vor. In der Spielzeugfabrik BIG kochten hochdekorierte Köche der LufthansaService GmbH sowie einige Fürther Amateurköche Leckereien aus Spanien. Anlass war ein Preisausschreiben einer Frauenzeitschrift. Unter über 5000 Einsendungen von Rezepten wurden zehn in die enge Auswahl genommen und in Fürth nachgekocht. Den fünf besten Köchen winkten Reisen nach Sevilla. In einem Leserbrief an die FN beschwerte man sich über die Ungleichbehandlung an der modernen Fürther Kinderklinik. Während die Eltern von Privatpatienten ihre Kinder auf der Station täglich im Krankenzimmer besuchen durften, mussten die anderen Eltern auf zugigen Besucherbalkons stehen und konnten nur über Telefon Kontakt mit ihrem kranken Kind aufnehmen. Die Klinikleitung begründete dies mit der drohenden Infektionsgefahr. Montag, 14. April 1975 Ecke Poppenreuther Straße und Laubenweg moderte seit Längerem schon eine Bauruine vor sich hin. Der noch nicht ganz fertige Betonrohbau sollte demnächst unter den Hammer kommen. Bauträger war eine Nürnberger Wohnungsbau-Gesellschaft, die in finanzielle Schwierigkeiten gekommen war. Einst waren 34 Eigentumswohnungen samt einer großen Tiefgarage vorgesehen. Viel Hoffnung auf eine schnelle Fertigstellung hatte man nicht. Am Wochenende begannen die Feierlichkeiten zum 25-jährigen Jubiläum des TV Stadeln. Ein Festball mit Schauvorführungen zählte zum Höhepunkt. Walter und Christa Linz, die Säulen des Vereins, wurden dabei für besondere Verdienste geehrt. Bis zum 1000. Mitglied fehlten gerade noch 27 Personen. Die SpVgg musste einige Tage nachsitzen. Das Auswärtsspiel beim FC Augsburg fiel wegen Unbespielbarkeit des Spielfeldes aus. Der Platz im Rosenaustadion stand nach einer Schneeschmelze unter Wasser. Dienstag, 15. April 1975 Alle Hände voll zu tun hatten die Mitglieder des deutsch-amerikanischen Frauenclubs, die im Geismannsaal einen eintägigen „Trempelmarkt“ veranstalteten. Im hohen Alter von 87 Jahren verstarb Kirchenrat Ferdinand Krauß. Der beliebte Geistliche arbeitete jahrzehntelang in der Gemeinde St. Paul. Berühmt wurde er für seine unerschütterliche Haltung in der kirchenfeindlichen Nazi-Zeit sowie für die sonntäglichen Jugendgottesdienste, die er auch an seinen predigtfreien Sonntagen hielt. Zu ihnen kamen manchmal zwischen 600 und 800 Kinder bzw. junge Leute. Stadttheater Fürth: „Der Igel als Bräutigam“, Oper von Cesar Bresgen (Heinrich-Schliemann-Gymnasium Fürth). Mittwoch, 16. April 1975 Unachtsamkeit beim Auffüllen von Heizöltanks führte in der Umgebung der Brauerei Zirndorf zu einem Ölalarm. Über 8000 Liter Heizöl waren statt in den Tank in den Heizkeller der Brauerei geflossen. Von dort gelangten große Mengen über die Kanalisation in die Bibert. Die Fürther Berufsfeuerwehr musste Ölsperren einrichten und das Heizöl mit Chemikalien binden. Die Zirndorfer Wehr verfügte über keine derartige Ausrüstung. In der Fürther Kinderklinik befanden sich seit einigen Tagen fünf südvietnamesische Babys. Die Säuglinge wurden durch Vermittlung der deutschen „Terre-des-Hommes“-Zentrale in Osnabrück in die Bundesrepublik geflogen und nach Fürth gebracht. Sie zählten zu den Überlebenden der Flugzeugkatastrophe von Saigon, wo eine „Galaxy“ der amerikanischen Baby-Luftbrücke abstürzte. Über 100 Tote waren dort zu beklagen. Stadttheater Fürth: Konzert Südwestdeutsches Kammerorchester. Donnerstag, 17. April 1975 Ein von der Bürgervereinigung „Altstadtviertel St. Michael“ vorgeschlagener „Grafflmarkt“ sollte erstmals am 7. Juni in der Waaggasse und Gustavstraße stattfinden. Pfarrer Wilhelm Röhring von St. Paul wurde in den Ruhestand verabschiedet. Das „enfant terrible“ der Gemeinde ging keiner Auseinandersetzung aus dem Weg. Der streitbare Kämpfer für das Christentum erntete entweder Bewunderung oder Kopfschütteln. 1944 entging er dem Nazi-Terror nur deswegen, weil sein bereits unterzeichnetes Todesurteil beim Bombenangriff auf Nürnberg verbrannte. Pfarrer Röhring wurde in den Ruhestand verabschiedet und gleichzeitig als Verweser der ersten Pfarrstelle von St. Paul wieder bis auf Weiteres neu eingestellt. Die SpVgg verlor ihr Nachholspiel beim FC Augsburg mit 0:2. Damit belegte man nach 30 von 38 Spielen Rang 17 der Tabelle.

18