Seite:Kuntermann 1975.pdf/26

Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen.

Blaukittel und Fahrräder prägten dort das Straßenbild. Das Geheimnis der Akupunktur konnte auch Stranka nicht lüften. Die katholische Bevölkerung Fürths feierte das Fest Fronleichnam. Bei wunderschönem Vorsommerwetter nahmen Tausende katholischer Gläubiger an der Prozession durch die Südstadt teil. Nach einem Festgottesdienst im Hof des Hardenberg-Gymnasiums ging es durch die Straßen der Südstadt zum Endpunkt Heinrichskirche. Getränke-Abholmärkte schossen in dieser Zeit wie Pilze aus dem Boden. Jetzt eröffnete die Firma „Drinkport“ einen solchen in der Espanstraße 52 in Fürth. Bier gab es in zwei Dutzend Marken und Geschmacksrichtungen, alkoholfreie Getränke mindestens in gleicher Vielfalt. Für einen Kasten „Grüner“ zahlte man damals 9,95 DM. Samstag, 31. Mai 1975 Erstmals konnte man nach der Verstaatlichung der Polizei in Fürth Motorradstreifen in einem modischen grünen Einteiler und weißem Helm sehen. Bisher trugen die Motorradstreifen schwarze Lederjacken. Die SpVgg unterstrich ihren Optimismus, in der zweiten Bundesliga Süd zu verbleiben. Man verpflichtete den 23jährigen Gerd Schäfer vom FV Speyer. Der Stürmer gehörte der Südwest-Auswahl an. Stadttheater Fürth: „Der Arzt am Scheideweg“, Komödie von George Bernard Shaw (Ernst-Deutsch-Theater Hamburg). Montag, 2. Juni 1975 Im April registrierte die Polizei 155 Unfälle auf Fürther Stadtgebiet. (April 1974: 182). Tödliche Folgen waren nicht zu beklagen, aber 80 Personen (1974: 112) mussten verletzt ins Krankenhaus eingeliefert werden. Der gesamte Sachschaden wurde von der Polizei auf 386.110 DM geschätzt. Ein Massenaufgebot an Motorrädern gab sich in Fürth ein Stelldichein. Auf einem Grundstück, das zum Pleikershof hinter Cadolzburg gehörte, durften die Motorradfans ihre Zelte aufschlagen. Etwa 800 Mitglieder des deutschamerikanischen Motorradclubs „Iron-Horses“ nahmen an dem Treffen teil. In ihrem Auswärtsspiel beim FC Homburg erreichte die SpVgg ein 2:2-Unentschieden. Tore für Fürth durch Bopp. Damit verbesserte man sich auf Rang 15 der Tabelle. Dienstag, 3. Juni 1975 Ein neuer Kindergarten an der Hummelstraße 4 in Burgfarrnbach nahm Konturen an. Das Projekt der katholischen Christköniggemeinde neben der St. Marienkirche stand im Rohbau. Obwohl man das Richtfest noch nicht einmal gefeiert hatte, war man mit 62 Anmeldungen bereits ausgebucht. Im Kunstschaufenster der Commerzbank in der Rudolf-Breitscheid-Straße stellte der Maler Joseph Nagengast einige seiner Werke aus. Bei seinen Aquarellen und Ölbildern standen bodenständige fränkische Landschaften im Mittelpunkt der Motive. Die Stadt Fürth appellierte an die Bürgerinitiative St. Michael, den von ihr demnächst veranstalteten „Graffl-Markt“ zu einem Ereignis werden zu lassen, über das man auch außerhalb Fürths spricht. Das städtische Amt für Wirtschafts- und Verkehrsförderung stellte sich für die Organisation zur Verfügung. So konnten z.B. Beatbands sowie die Theater-AG des Hardenberg-Gymnasiums für Auftritte gewonnen werden. Mittwoch, 4. Juni 1975 An der Schnellstraße nach Erlangen entwickelte sich eine neue Skyline auf Fürther Gebiet. Zwischen der Stadtgrenze und der Seeackerstraße waren etliche moderne Wohnblockketten hochgezogen worden. Die Fürther kamen beim Anblick dieser Wohntürme aus dem Staunen nicht mehr heraus. Eine vom Volkslaufclub Fürth erstmals veranstaltete Nachtwanderung geriet zu einer Invasion von Teilnehmern. 2000 (!) Läufer gingen am Moosweg in Burgfarrnbach um 19 Uhr an den Start. Im ganzen Vorort war kein Parkplatz mehr zu bekommen. Eine wahre Menschenlawine ergoss sich über den Rundkurs, der nach Rothenberg, Obermichelbach und Kreppendorf führte. Hunderte von Taschenlampen leuchteten auf den Waldwegen. Gegen Mitternacht kam der letzte Teilnehmer am Moosweg wieder an. Wo lag der Sinn? Die Bundesbahn betrieb „Flurbereinigung“ auf Fürther Gebiet. An der Würzburger Bahnlinie wurden einige signalabhängige Blinklichtanlagen eingerichtet, um die Übergänge sicherer zu machen. So geschehen an der Lycker Straße, Vogelstraße und in Burgfarrnbach an der Oberfarrnbacher Straße. In der großen Schalterhalle der Stadtsparkasse an der Maxstraße waren Aquarelle und Zeichnungen des Fürther Malers Georg Weidenbacher zu sehen. Die FN sprachen von „Assoziationen von Vergänglichkeit und Selbsterkenntnis“. Naja. Donnerstag, 5. Juni 1975 Die Oberpostdirektion hatte entschieden, Fürth als Standort für ein Verwaltungspostamt vorzusehen. Damit bekamen die Planungen für einen Neubau am Bahnhofplatz einen Schub. Die seit Jahren gehegten Wünsche nach

26